MKL1888:Niemcewicz

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Niemcewicz“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 166
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Niemcewicz. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 166. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Niemcewicz (Version vom 04.09.2021)

[166] Niemcewicz (spr. njemzéwitsch), Julian Ursin, poln. Gelehrter, Dichter und Staatsmann, geb. 1757 auf dem Landgut Skoki in Litauen, erhielt seine Bildung in der Kadettenanstalt zu Warschau, ward 1777 Adjutant des Fürsten Czartoryiski und verbrachte später mehrere Jahre in Frankreich, England und Italien. Bei dem Aufstand 1794 trat er von neuem in die Armee und geriet bei Maciejowice mit Kosciuszko, dessen Adjutant er war, in Gefangenschaft. Aus dieser vom Kaiser Paul I. entlassen (1796), begab er sich, seinen Weg über Schweden und England nehmend, nach Amerika, wo er zehn Jahre verweilte. Nach dem Wiener Kongreß wurde er in dem neuen Königreich Polen als Staatssekretär und Präsident des Konstitutionskomitees angestellt und 1828 zum Präsidenten der „Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften“ ernannt. Doch die Ereignisse der Jahre 1830 und 1831 trieben ihn von neuem ins Ausland. Er ging zunächst nach London, dann nach Paris, wo er 21. Mai 1841 starb. Von seinen Schriften (Leipz. 1840, 12 Bde.) sind hervorzuheben: „Historische Gesänge der Polen“ (Warsch. 1816 u. öfter; deutsch von Gaudy, Leipz. 1833); „Die Heimkehr des Landboten“, Drama (Warsch. 1790); „Geschichte der Regierung König Siegmunds III. von Polen“ (das. 1819, 3 Bde.; neue Aufl., Bresl. 1836); „Sammlung von Memoiren zur alten polnischen Geschichte“ (Warsch. 1822, 5 Bde.; neue Aufl., Leipz. 1840); „Levi und Sara“; eine Schilderung der Zustände der polnischen Juden (deutsch, Berl. 1825); endlich „Johann von Tenczyn“, historischer Roman (Warsch. 1825, 3 Bde.; deutsch, Berl. 1828; 2. Aufl. 1834). Aus seinem litterarischen Nachlaß wurden seine „Memoiren“ (Par. 1840) und die „Notes sur ma captivité à St-Pétersbourg“ (das. 1843) veröffentlicht. Sein Leben beschrieb Fürst Adam Czartoryiski (Par. 1860).