MKL1888:Notfeuer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Notfeuer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 264
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Notfeuer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 264. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Notfeuer (Version vom 09.04.2022)

[264] Notfeuer (altd. Nodfyr, Wildfeuer), im german. Altertum das zu religiösem Gebrauch und für Heilzwecke gebrauchte Feuer, welches nach der Methode der Naturvölker durch Reibung zweier Hölzer neu erzeugt werden mußte. Sowohl die Oster- und Johannisfeuer als auch diejenigen, durch welche man das kranke Vieh trieb, mußten nach voraufgegangener Löschung aller brennenden Feuer im Ort so erzeugt werden. Die Sitte fand sich übrigens bereits im alten Indien und ging auf Griechen und Römer über, bei denen das Feuer der Vesta an einem bestimmten Tag im Jahr (wie später die Osterfeuer), oder wenn es aus Nachlässigkeit verlöscht war, auf diese Weise neu erzeugt werden mußte, wie auch dasjenige, durch welches bei dem Hirtenfest der Palilien in Rom die Viehherden getrieben wurden. Am längsten hat sich die Sitte in Thüringen und im Harz erhalten, wo noch 1842 und später (in der Gegend von Quedlinburg) amtlich von den Ortsschulzen N. angeordnet wurden, um die Schweine gegen Milzbrand zu schützen.