MKL1888:Obelisk

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Obelisk“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 293
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Obelisk. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 293. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Obelisk (Version vom 06.09.2021)

[293] Obelisk (griech.), eine aus einem Stein bestehende hohe, schlanke, abgestutzte, vierseitige, pyramidenförmige Denksäule, welche oben meist in eine ganz niedrige Pyramide endigt. Die meisten Obelisken haben sich in Ägypten erhalten, von wo sie jedoch zum Teil nach Rom, Konstantinopel, Paris, London, Berlin, New York u. a. O. verbracht worden sind. Andre Obelisken wurden in Assyrien, Phönikien etc. errichtet. Sehr hohe Obelisken aus dem härtesten Steinmaterial (meist Granit oder Syenit), deren Seitenflächen glatt behauen, poliert und mit hieroglyphischen Inschriften versehen waren, standen neben den Eingängen der vordern Pylonen altägyptischer Tempel. Die meisten ägyptischen Obelisken stammen von der 18. und 19. Königsdynastie her. Den ältesten (aus der 5. Dynastie), nur kleinen Obelisken entdeckte Lepsius in der Nekropolis von Memphis und brachte ihn nach Berlin. Der älteste der in Ägypten heute noch vorhandenen Obelisken in Heliopolis ist 20,27 m hoch und stammt vom zweiten König der 12. Dynastie. Der bekannteste, die sogen. Nadel der Kleopatra, 21,6 m hoch, aus Heliopolis stammend und erst unter Tiberius nach Alexandria gebracht, wurde 1880 nach New York fortgeführt. Sein fast 22 m langes, unten 2,2 m breites, 3600 Ztr. schweres Seitenstück lag lange umgestürzt zu Boden und wurde von Mehemed Ali den Engländern geschenkt, welche dasselbe mittels eines eigens konstruierten eisernen Transportschiffs 1877 nach London brachten und dort im folgenden Jahr in der Nähe der Waterloobrücke aufrichteten. Zahlreiche Obelisken wurden von den Römern nach Rom gebracht, auf dem Marsfeld als Sonnenzeiger, in dem Zirkus, vor dem Mausoleum des Augustus und an verschiedenen andern Orten zur Dekoration aufgestellt. In den Zeiten der Barbarei wurden sie umgeworfen und später von den Päpsten an andern Orten wieder aufgerichtet. So wurde der berühmte 25,5 m hohe O. vor der Peterskirche zu Rom, welchen Caligula 39 n. Chr. aus Heliopolis nach Rom gebracht und im vatikanischen Zirkus aufgestellt hatte, unter Papst Sixtus V. 1586 durch den Architekten Domenico Fontana an seiner jetzigen Stelle aufgerichtet. Den 45,5 m hohen ältesten Obelisken am Lateran hatte Konstantin d. Gr. aus Heliopolis nach Rom verbringen und im Circus Maximus aufstellen lassen, wo er später in drei Stücken tief unter der Erde aufgefunden und 1588, ebenfalls durch Fontana, an seiner jetzigen Stelle wieder zusammengesetzt wurde. Der bekannte, auf der Place de la Concorde zu Paris stehende O. wurde von Mehemed Ali den Franzosen geschenkt und 1831 daselbst aufgestellt. Später wurde die Form der ägyptischen Obelisken nicht selten zu Grab- und Denkmälern verwandt. Vgl. Zoëga, De origine et usu obeliscorum (Rom 1797); Gorringe, Egyptian obelisks (Lond. 1885).