MKL1888:Obsidĭan

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Obsidĭan“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 308
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Obsidĭan. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 308. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Obsid%C4%ADan (Version vom 25.01.2023)

[308] Obsidĭan (Glaslava, Lavaglas, s. Tafel „Gesteine“, Fig. 3, und Tafel „Mineralien und Gesteine“, Fig. 17), Mineral aus der Ordnung der Silikate, glasartig, schwarz, grau, auch gelb, grün, blau und rot, stark glasglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, Härte 6–7, besteht aus 60–80 Kieselsäure, 8–19 Thonerde, 6–11,5 Alkalien, nebst Eisen, Kalk und Magnesia; doch läßt sich seine Zusammensetzung auf keine chemische Formel zurückführen. O. ist eine glasartige Modifikation der quarzführenden und quarzfreien Trachyte und besteht in einzelnen Fällen nur aus amorpher Glassubstanz, häufiger enthält er Mikrolithe, mitunter zu deutlicher Mikrofluidalstruktur angeordnet. Durch einzelne Körner oder Kristalle wird bisweilen porphyrartige Struktur hervorgerufen. Varietäten des Obsidians sind der grüne, durchsichtige Bouteillenstein von Moldautein in Böhmen und der wolkige Glasachat; auch gehören manche Sphärolithe (Kugeln oder Körner, in Pechstein etc. eingeschlossen, oft auch in O. selbst, z. B. der Marekanit von Ochotsk), hierher. Durch Herausbildung radialfaseriger und konzentrisch-schaliger Sphärolithe geht O. in Perlstein (Perlit) über, der völlig aus erbsengroßen Kugeln besteht. Im Sphärolithfels liegen einige größere Kugeln in einer aus sehr kleinen Kugeln bestehenden Grundmasse. Blasenräume sind im O. oft lagenweise verteilt, so daß dann dunkle Partien von dichtem O. sich scharf von den hellern porösen abgrenzen. Völlig schaumig gewordener O. ist der Bimsstein. O. findet sich als Umsäumung trachytischer Massen, aber auch in selbständigen Strömen in jungvulkanischen Gegenden (Island, Kaukasus, Liparische Inseln, Teneriffa, Neuseeland, Mexiko). Er ist sehr widerstandsfähig gegen Atmosphärilien, und Jahrhunderte alte Ströme zeigen sich völlig vegetationslos. Perlstein kommt in Ungarn, den Euganeischen Bergen in Norditalien, auf den Ponzainseln und in Mexiko vor. In der Steinzeit benutzte man den O. zu Pfeilspitzen, Messern (Marathonsteinen) und Spiegeln, jetzt noch zu Knöpfen, Dosen, Schmucksachen, Vasen etc.