MKL1888:Odyniec

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Odyniec“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Odyniec“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 331
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Odyniec. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 331. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Odyniec (Version vom 15.09.2022)

[331] Odyniec (spr. odýnjez), Anton Edward, poln. Dichter, geb. 1804 auf dem väterlichen Gut Giejstuny in Litauen, studierte 1821–23 Jurisprudenz in Wilna, wo er sich mit Mickiewicz und dessen Kreis befreundete, und wurde ein eifriger Vertreter der Romantik. Er begann seine litterarische Thätigkeit mit einer trefflichen Übersetzung von Bürgers „Lenore“ und ließ dann 2 Bände Dichtungen („Poezye“, Wilna 1825) erscheinen, die vom Geist echtester Romantik durchhaucht waren. Von 1826 bis 1829 in Warschau lebend, trat er dort mit Brodzinski, Slowacki, Bohdan Zaleski u. a. in freundschaftliche Beziehungen, vertrat in den vornehmen Salons die neue Richtung mit Eifer und Geschick und gab eine bald vielgelesene Zeitschrift: „Melitele“, heraus, an welcher die bedeutendern jüngern Dichter Mitarbeiter waren. Nachdem er 1829–30 in Begleitung von Mickiewicz eine Reise nach Deutschland und Italien unternommen, auf der auch Goethe ein Besuch abgestattet wurde (vgl. Bratranek, Zwei Polen in Weimar, Wien 1870), lebte er eine Zeitlang in Dresden, dann in Leipzig, wo er seine vorzüglichen Übersetzungen aus Byron, Moore und W. Scott veröffentlichte, und kehrte darauf nach Wilna zurück, um die Redaktion des amtlichen „Kurjer Wilenski“ zu übernehmen (1840–60). Auf dem dramatischen Gebiet, das er bereits 1829 mit dem romantischen Sittendrama „Izora“ betreten hatte, ließ er während dieser Zeit „Felicyta“ (1849), „Barbara Radziwillowna“ (1858) und „Jerzy Lubomirsky“ (1860) folgen. Nach dem Aufstand von 1863 siedelte er nach Warschau über, wo er 15. Jan. 1885 starb. Großes Aufsehen hatte er in den letzten Jahren durch die Veröffentlichung seiner interessanten Reisebriefe („Listy z podrózy“, Warsch. 1875–78, 4 Bde.) erregt. Seine lyrischen Gedichte, Balladen und Legenden erschienen gesammelt Warschau 1874.