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MKL1888:Ossolinski

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ossolinski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Ossolinski“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 475
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Ossolinski. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 475. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ossolinski (Version vom 08.09.2021)

[475] Ossolinski, 1) Jerzy (Georg), poln. Staatsmann, geb. 1595, studierte in Graz, bereiste dann England, Frankreich und Italien, machte die Feldzüge gegen Rußland bis zum Waffenstillstand von Deulina mit und ging 1621 als Gesandter des Königs Siegmund nach England. 1630 ward er Großschatzmeister der Krone, in welcher Stellung er die Wahl des Prinzen Wladislaw zum König von Polen durchsetzte und von nun an die Geschicke des Reichs leitete. Auf einer Sendung nach Wien (1634) wurde er hier in den Reichsfürstenstand erhoben, nachdem schon vorher Papst Urban VIII. ihn zum Fürsten von Ossolin ernannt hatte. 1635 begab er sich als Kriegsgouverneur nach Preußen, wo er im September mit Schweden den Vertrag von Stumsdorf abschloß; 1636 erschien er als Gesandter auf dem Reichstag zu Regensburg, um Ferdinands III. Wahl zum römischen Kaiser zu unterstützen und zugleich den Ehevertrag zwischen seinem König und der Erzherzogin Cäcilia Renata abzuschließen. Nach seiner Rückkehr ward er Woiwod von Krakau, 1639 Vizekanzler, 1643 Krongroßkanzler. 1645 präsidierte er dem Religionsgespräch zu Thorn zwischen Katholiken und Protestanten, 1648 setzte er die Wahl des Prinzen Johann Kasimir zum König durch und schloß mit den aufständischen Kosaken den Frieden vom 17. Aug. 1649. Er starb im August 1650. Seine Staatsreden gab Georg Förster (Danz. 1640) heraus.

2) Joseph Maximilian, Graf von Tenczyn, poln. Schriftsteller, Urenkel des vorigen, geb. 1748 zu Wola Mielecka in der Woiwodschaft Sandomir, widmete sich frühzeitig dem Studium der vaterländischen Geschichte und Litteratur, kam als Mitglied der galizischen Ständedeputation 1789 nach Wien und wählte diese Stadt in der Folge zu seinem bleibenden Aufenthalt. Er widmete sich daselbst fast ausschließlich nationallitterarischen Bestrebungen und machte sein Haus zu einem Sammelplatz slawischer Gelehrten. Franz I. ernannte ihn 1808 zum Geheimrat und 1809 zum Vorsteher der kaiserlichen Hofbibliothek. Zu der Begründung eines Nationalinstituts für Galizien in Lemberg (des noch heute bestehenden „Ossolinskischen Instituts“) bestimmte O. außer beträchtlichen Geldsummen seine reichen litterarischen und antiquarischen Sammlungen. Er starb erblindet 17. März 1826. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Wiadomości historyczno-krytyczne do dziejów literatury polskiéj etc.“ (Krak. 1819, 3 Bde.); „Rozmyślania ślepego“ („Betrachtungen eines Erblindeten“) und „Wieczory badenskie“ („Badener Abende“, das. 1852), Erzählungen und humoristische Schriften nach Art des „Decamerone“.