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MKL1888:Ostāde

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ostāde“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Ostāde“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 475
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Ostāde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 475. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ost%C4%81de (Version vom 25.01.2023)

[475] Ostāde, 1) Adriaan van, holländ. Maler und Radierer, geboren im Dezember 1610 zu Haarlem, war Schüler von Frans Hals und in dessen Art bis gegen 1639 thätig. Von da ab schloß er sich an die Malweise Rembrandts an, welchem seine Neigung für die malerische Ausbeutung des Helldunkels schon früher entgegengekommen war. Er starb 2. Mai 1685 in Haarlem. O. hat eine große Zahl von meist humoristischen Genrebildern kleinen Formats aus dem Leben der Bürger und Bauern gemalt: Raucher, Trinker, Spieler, Quacksalber, Tänzer, Raufereien etc., bisweilen auch Bildnisse. In der ersten, von Hals beeinflußten Periode seines Schaffens, aus der etwa 40 Bilder nachweisbar sind, ist ein Streben nach scharfer, lebendiger Charakteristik und nach derbem Humor zu erkennen. Die Bilder der zweiten Periode charakterisieren außer der Helldunkelwirkung Naivität der Auffassung und gemütvoller Humor. Die Bilder der dritten Periode (meist Interieurs mit Figuren) sind durch sorgsame Durchführung bei hellem, leuchtendem Ton ausgezeichnet. Gemälde von ihm befinden sich in den Galerien zu Berlin, Dresden, Wien (kaiserl. Galerie, Liechtenstein), Paris (Louvre), München (Pinakothek), Amsterdam, im Haag, zu Petersburg. Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 400. Hauptwerke sind: der Leierkastenmann und die Bauerngesellschaft in Berlin, das Innere einer Hütte und der Schulmeister im Louvre, die Bauern in der Schenke in München, der Quacksalber in Amsterdam, Bauernfest in Petersburg, das Atelier des Malers in Amsterdam und der Maler an der Staffelei in Dresden. Er hat auch zahlreiche Aquarelle, getuschte Federzeichnungen und Radierungen hinterlassen. Vgl. Bode, A. van O. als Zeichner und Maler (Wien 1881).

2) Isack van, holländ. Maler, Bruder und Schüler des vorigen, geb. 1621 zu Haarlem, war daselbst seit dem Ende der 30er Jahre thätig und starb im Oktober 1649. Er hat trotz seiner kurzen Lebenszeit etwa 100 Gemälde hinterlassen, welche ähnliche Motive behandeln wie die seines Bruders, mit denen sie oft verwechselt werden. Die Mehrzahl derselben befindet sich in englischem Privatbesitz. Das Berliner Museum besitzt einen Halt vor der Dorfschenke, eine holländische Bauernstube und das Brustbild eines Bauern, das Louvre zu Paris einen Halt vor einem Wirtshaus und zwei holländische Kanalansichten zur Winterszeit und die Münchener Pinakothek sechs Bilder, darunter zwei Winterlandschaften mit Schlittschuhläufern und eine Dorfkirmes.