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MKL1888:Pantherkatzen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pantherkatzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 658659
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Pantherkatzen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 658–659. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pantherkatzen (Version vom 05.12.2024)

[658] Pantherkatzen (Pardina Gieb., hierzu Tafel „Pantherkatzen“), Raubtiergruppe aus der Gattung Katze (Felis L.), große oder mittelgroße Arten mit vollen oder ringförmigen Flecken, ohne Mähne, Quasten, Pinsel, mit kurzen Ohren und runder Pupille, alt- und neukontinental. Der Jaguar (die Unze, Onze, F. onca L., s. die beifolgende Tafel), 1,45 m lang, 80 cm hoch, mit 68 cm langem Schwanz, etwas schwerfälliger gebaut als der Tiger und mit verhältnismäßig kürzern Gliedmaßen, hat einen kurzen, dichten, weichen Pelz, am Hals, an der Brust und Unterseite verlängertes Haar, ist auf rötlichgelber Grundfarbe teils mit runden oder unregelmäßigen schwarzen Flecken, teils mit gelblichroten, schwarz umrandeten Ringen, die in der Mitte einen oder zwei schwarze Punkte tragen, gezeichnet. Im Innern des Ohrs, an der untern Schnauze, der Kehle, der Unter- und Innenseite der Beine herrscht Weiß vor. Die Färbung variiert vielfach, auch kommt eine schwarze Spielart vor. Der Jaguar findet sich in Südamerika von Buenos Ayres und Paraguay bis Mexiko und in dem südwestlichen Teil von Nordamerika, wo er aber noch mehr als in andern Gegenden stark zurückgedrängt ist; am häufigsten ist er in den gemäßigten Teilen Südamerikas. Er bewohnt einzeln bewaldete Flußufer, Waldränder in der Nähe der Sümpfe und Moorland. Tags ruht er im hohen Gras der Steppen, in Höhlungen oder im Dickicht; in der Dämmerung und in der Nacht jagt er alle größern und kleinern Wirbeltiere, auch Alligatoren und Schildkröten. Seine Kraft ist nur der des Löwen und des Tigers vergleichbar, seine Sinne sind scharf, er schwimmt und klettert gut, und sein Gang ist leicht und geschwind. Er richtet in Viehherden großen Schaden an und raubt besonders junges Hornvieh, Pferde und Maulesel. Stiere und Ochsen greift er nur in der Not an, und niemals tötet er mehr als ein Stück Vieh auf einmal. Mehr als zweimal frißt der Jaguar nicht von einer Beute, und Aas berührt er niemals. Solange er den Menschen nicht kennen gelernt hat, weicht er ihm aus; in bewohnten Gegenden verliert er aber bald alle Scheu, und hat er einmal Menschenfleisch gefressen, so zieht er dies allem andern vor. Farbige fällt er leichter an als Weiße. Wie der Löwe, springt er nicht zum zweitenmal auf dieselbe Beute und kann durch unverwandtes Anschauen verjagt werden. In der Begattungszeit lebt er einige Wochen mit dem Weibchen zusammen, welches 2–3 Junge wirft. Diese werden zwar in der Gefangenschaft nicht recht zahm, sind aber gelehrig, und namentlich die wildesten Jaguare zeichnen sich dadurch aus. Er pflanzt sich auch in der Gefangenschaft fort und erzeugt Bastarde mit Leopard, Panther und Sundapanther. Die Botokuden genießen das Fleisch des Jaguars, das Fell dient zu Fußdecken. Der Leopard (Pardel, Parder, F. leopardus Cuv., Leopardus antiquorum, s. beifolgende Tafel) ist 1,60 m lang, mit 80 cm langem Schwanz, im Bau dem Jaguar ähnlich, blaß rötlichgelb, auf dem Rücken dunkler, an der Kehle und Vorderbrust weißgelb, auf der Unter- und der Innenseite der Gliedmaßen gelblichweiß, mit schwarzen Streifen und länglichrunden Flecken im Gesicht, kleinen schwarzen Flecken am Vorderkörper und an den Beinen und licht rotgelben, schwarz umrandeten Flecken auf dem Rücken und an den Seiten. Wie beim vorigen, gibt es auch schwarze Spielarten. Er findet sich in fast ganz Afrika. Der Panther (F. pardus Cuv.) ist 2 m lang, mit 85 cm langem Schwanz, ähnlich gefärbt wie der vorige, aber anders gefleckt, dem Jaguar ähnlich, von welchem er im Bau abweicht; die Streifen im Gesicht sind undeutlicher als beim vorigen, der Kopf ist durch kleinere Flecke heller, die rötlichgelben Flecke sind viel größer und werden von 5–8 schwarzen Mondflecken umgeben. Er bewohnt Süd- und Ostasien, wohl auch Palästina, Kleinasien und den Kaukasus; auf Ceylon kommt eine schwarze Spielart vor. Der Sunda- oder Langschwanzpanther (F. variegata Wagn.), mit kleinerm Kopf, länglichem Hals, sehr gestrecktem Leib, mindestens rumpflangem Schwanz und so dicht stehenden kleinen und dunkeln Flecken, daß das Fell einen schwarzblauen Schimmer erhält. Eine dunklere Varietät dieses Tiers ist der Schwarzpanther oder schwarze Leopard (F. [Leopardus] melas, s. die beifolgende Tafel). Er bewohnt die Großen Sundainseln, besonders Java und Sumatra, und wird von manchen mit den beiden vorigen als zu einer und derselben Art gehörig betrachtet; jedenfalls stimmt die Lebensweise dieser Tiere im wesentlichen überein. Der Leopard vereinigt in sich gewissermaßen die Vorzüge aller Katzen; er ist ebenso schön wie gewandt, kräftig wie kühn, klug und listig; er bewohnt in verhältnismäßig großer Zahl die afrikanischen Waldungen, streift, wie seine Verwandten, weit umher, lebt ebensoviel auf Bäumen wie im Busch, läuft nicht schnell, macht aber gewaltige Sprünge; auch schwimmt er gut und berückt selbst das flüchtigste Wild. Er ist wild, raub- und mordlustig; er mordet alle Geschöpfe, welche er bewältigen kann, und richtet unter den Herden oft ein furchtbares Blutbad an. Unverschämt kommt er bis in das Dorf und raubt selbst aus bewohnten Hütten. Den erwachsenen Menschen greift er in der Regel nicht an, aber verwundet stürzt er sich auf ihn und bringt ihm furchtbare Wunden bei. Kinder raubt er, wo er kann. Zur Paarungszeit kämpfen die Männchen grimmig untereinander; das Weibchen wirft 3–5 Junge. Man führt gegen den Leoparden überall einen Vernichtungskrieg, jagt ihn auf die verschiedenste Weise und fängt ihn vielfach in Fallen. Das Fell dient zu Fußdecken und Schabracken und wird von den Eingebornen als Siegeszeichen getragen. Leopard und Panther lassen sich vollkommen zähmen und abrichten. Bei den alten Ägyptern war das Leopardenfell das Abzeichen hoher priesterlicher Würde, auch die Göttin Safeh trägt gewöhnlich das Fell eines Pardels. Von den Römern wurden Pardel und Panther viel zu Kampfspielen benutzt; Scaurus schickte zuerst 150 gescheckte Tiere, Augustus 420. Julius Capitolinus am Ende des 3. Jahrh. brauchte zuerst den Namen Leopard, weil man glaubte, daß das Tier ein Bastard von Löwe und Panther sei. Leoparden waren nach der Mythe Ammen des Bacchus und lieben daher auch den Wein. Der Irbis (F. Irbis Ehrbg., s. beifolgende Tafel) ist 1,3 m lang, mit 90 cm langem

[Beilage]

[Ξ]

Pantherkatzen.
[oben:] Schwarzpanther (Felis Leopardus melas). 1/14. – Irbis (Felis Irbis). 1/10. – [unten:] Jaguar (Felis Onca). 1/12. – Leopard (Felis Leopardus). 1/12.

[659] Schwanz, langen Beinen, gekräuseltem, im Grund wolligem, am Bauch weichem und schlaffem Pelz, auf weißlich graugelber Grundfarbe am Kopf klein und voll schwarz gefleckt, am Hals mit schwarzen, ringförmigen und am Rumpf mit Tüpfelflecken. Er bewohnt Mittelasien bis Sibirien, besonders im Westen, und überfällt gern von Bäumen aus seine Beute. Der Ozelot (Pardelkatze, F. pardalis L.), 90–95 cm lang, mit 40–45 cm langem Schwanz, auf der Oberseite bräunlichgrau, unterseits gelblichweiß, schön schwarz gestreift und gefleckt, findet sich vom südlichen Teil Nordamerikas bis Nordbrasilien, meist in tiefen Wäldern, wo er Vögel und Säugetiere jagt; doch kommt er gelegentlich auch in die Bauernhöfe und richtet unter dem Geflügel ein Blutbad an. Er lebt paarweise, doch jagt das Pärchen nicht gemeinschaftlich; das Weibchen wirft selten mehr als zwei Junge. Man verfolgt ihn des schönen Pelzes halber, welcher zu Winterstiefeln benutzt wird, fängt ihn in Fallen oder jagt ihn mit Hunden. Jung eingefangene Tiere werden sehr zahm.