MKL1888:Papstesel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Papstesel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Papstesel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 18 (Supplement, 1891), Seite 696
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Papstesel
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Papstesel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 18, Seite 696. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Papstesel (Version vom 17.11.2022)

[696] Papstesel (oder genauer: „Der Bapstesel zu Rom“), Titel einer 1523 in Wittenberg von Luther und Melanchthon herausgegebenen satirischen Flugschrift mit einem ebenso genannten Holzschnitt, der vermutlich nach einem italienischen Kupferstich kopiert worden ist. Er stellt ein Ungeheuer dar, das angeblich 1496 tot im Tiber in Rom gefunden worden war: ein Fabeltier mit Eselskopf, Rumpf einer Frau, schuppigen Armen und Beinen, Ochsenhuf und Adlerklauen als Füßen, einer bärtigen Teufelsmaske über dem Hinterteil und in einen Drachenkopf ausgehendem Schweif; im Hintergrund die Engelsburg und das damalige päpstliche Staatsgefängnis (Torre di Nona), zwischen beiden der Tiber mit der Inschrift: „Tevere“ und dem Datum „Janvarii 1496“. Ein Exemplar des italienischen Kupferstichoriginals ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Doch ist es sehr wahrscheinlich, daß es uns in einer Kopie des Kupferstechers und Goldschmiedes Wenzel von Olmütz erhalten worden ist, die vielleicht dem Wittenberger Holzschnitt als Vorbild gedient hat. Vgl. M. Lehrs, Wenzel von Olmütz (Dresd. 1889), und Konr. Lange, Der P. (Götting. 1890), der in der Darstellung ein Spottbild auf die unter der Herrschaft des Papstes Alexander VI. entwürdigte und von Unheil aller Art heimgesuchte Roma sieht, während andre darin nur eine der im Mittelalter gewöhnlichen Darstellungen von Fabeltieren erblicken, die erst in Deutschland von den Reformatoren als Satire auf das Papsttum ausgelegt und für agitatorische Zwecke benutzt worden ist.