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MKL1888:Paulus Diacŏnus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Paulus Diacŏnus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Paulus Diacŏnus“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 790
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Paulus Diacŏnus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 790. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Paulus_Diac%C5%8Fnus (Version vom 09.05.2023)

[790] Paulus Diacŏnus, Sohn Warnefrieds, langobard. Geschichtschreiber, geboren um 730 in Friaul aus einem edlen Geschlecht, ward am Hof des langobardischen Königs Ratchis zu Pavia erzogen und hielt sich wahrscheinlich auch unter dessen Nachfolgern Aistulf und Desiderius am königlichen Hof, dann am Hof des Arichis, des Gemahls der langobardischen Königstochter Adelperga, welche er unterrichtet hatte, auf. Für diese schrieb er 781 seine „Historia romana“, die bis auf Justinian geht (am besten bei Muratori, „Rerum italicarum scriptores“, Bd. 1), eine Kompilation aus verschiedenen ältern Geschichtswerken. Hierauf trat er als Mönch in das Kloster Monte Cassino; doch begab er sich 781 auf den Wunsch Karls d. Gr. an dessen Hof, wo er sich durch seine Bemühungen um Hebung wissenschaftlicher Studien im Frankenreich große Verdienste erwarb, das Griechische lehrte, eine Homiliensammlung („Omiliarius“, von 1482 bis 1569 oft gedruckt und auch ins Deutsche übersetzt) herausgab und „Gesta episcoporum Mettensium“ (am besten gedruckt in Pertz’ „Monumenta Germaniae historica“, Bd. 2) schrieb. 787 nach Monte Cassino zurückgekehrt, verarbeitete er sein früher begonnenes Geschichtswerk zu einer Geschichte seines Volkes mit Berücksichtigung der griechischen und fränkischen Geschichte unter dem Titel: „Historia Langobardorum“ (zuerst Par. 1514, am besten bei Muratori und in den „Monumenta Germaniae historica“; Separatausg., Hannov. 1878; deutsch von Abel, Berl. 1849; neue Ausg. von Jacobi, 1878), welche zwar als Geschichtswerk manche Mängel zeigt, aber durch die Erhaltung des Sagenschatzes und der mündlichen Überlieferung des langobardischen Volkes außerordentlich wertvoll ist. Er war damit bis 744 gediehen, als ihn der Tod, angeblich 13. April 797, überraschte. Das Werk wurde bis ins 15. Jahrh. hinein von den spätern Geschichtschreibern vielfach benutzt. Außerdem gibt es von P. noch eine Anzahl Gedichte, Grabschriften und Briefe und einige praktisch-theologische Schriften, darunter eine Erläuterung der Benediktinerregel. Vgl. Dahn, Langobardische Studien, Bd. 1: P. (Leipz. 1876); Jacobi, Die Quellen der Langobardengeschichte des P. (Halle 1877).