MKL1888:Perĭandros

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Perĭandros“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Perĭandros“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 844
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Periander
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Perĭandros. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 844. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Per%C4%ADandros (Version vom 26.03.2022)

[844] Perĭandros, Tyrann von Korinth, Sohn des Kypselos aus dem Geschlecht der Herakliden, folgte seinem Vater 629 v. Chr. in der Regierung. Er war ein kluger Herrscher, der mit großer Überlegung durch wohldurchdachte Maßregeln seine Tyrannis zu befestigen suchte, und auf den daher die meisten Klugheitsregeln über Begründung einer Herrschaft zurückgeführt zu werden pflegten. Er hielt einen glänzenden, kostspieligen Hof, hob Handel und Verkehr, um seine Einnahmen zu vermehren, begünstigte Wissenschaften und Künste und erlangte eine große Macht und Beliebtheit. Aber Widerstand gegen seine wohlgemeinten Maßregeln in Verbindung mit häuslichem Unglück machte ihn verbittert, gewaltthätig und grausam. Er hatte im Zorn seine Gemahlin Melissa, die Tochter des Tyrannen Prokles von Epidauros, getötet; Prokles verriet das Geheimnis dem Sohn P.’; Lykophron, der seinen Abscheu gegen den Vater in so schroffer Weise zu erkennen gab, daß P. ihn erst verstieß, dann nach Kerkyra verbannte. Als er, von Reue gequält, Lykophron zur Rückkehr einlud, derselbe aber sie verweigerte, solange P. in Korinth lebe, wollte dieser der Herrschaft in Korinth entsagen und sich mit Kerkyra begnügen; die Kerkyräer jedoch, vor P.’ grausamer Herrschaft besorgt, ermordeten Lykophron. P. rächte sich, indem er 300 kerkyräische Knaben dem lydischen König zu schändlicher Verstümmelung zuschickte. Er starb 585, und ihm folgte sein Neffe Psammetich. Seine Aufnahme unter die sieben Weisen wurde schon im Altertum bestritten, auch von Platon, und nicht der Korinther, sondern ein angeblicher Vetter desselben, P. aus Ambrakia, für den Weisen erklärt.