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MKL1888:Petion de Villeneuve

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Petion de Villeneuve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Petion de Villeneuve“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 12 (1888), Seite 914
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Petion de Villeneuve. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 914. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Petion_de_Villeneuve (Version vom 12.09.2021)

[914] Petion de Villeneuve (spr. petĭóng d’wilnȫw), Jérôme, franz. Revolutionär, geb. 1753 zu Chartres, war beim Ausbruch der Revolution Advokat in seiner Vaterstadt, vertrat dieselbe in der Nationalversammlung und war einer der leidenschaftlichsten Vorkämpfer einer gänzlichen Umwälzung. Ausgestattet mit einer kräftigen Stimme und einer gewissen äußern Beredsamkeit, bildete er mit Buzot und Robespierre den Mittelpunkt der republikanischen Partei und erwarb sich den Beinamen des Tugendhaften (P. le Vertueux). Als Präsident des Kriminalgerichts zu Paris erhielt er mit Barnave und Latour-Maubourg den Auftrag, die königliche Familie von Varennes zurückzuführen, wobei er sich im höchsten Grad roh und ungeschliffen bewies. Nach der Trennung der Feuillants von dem Jakobinerklub reorganisierte er diesen durch die von ihm bewirkte Reinigung desselben und ward 25. Juli 1791 sein Präsident. Seit 18. Nov. 1791 Maire von Paris, bewaffnete er das Proletariat mit Piken und rief die Aufstände des Pöbels, namentlich den vom 20. Juni 1792, hervor, bei welchem er erst gegen 4 Uhr im Schloß erschien und das Volk zum Rückzug bewog. Seine hierauf vom Direktorium des Departements verfügte Suspension hob die Nationalversammlung wieder auf, worauf P. 3. Aug. im Namen der Gemeinde bei der Nationalversammlung die Absetzung des Königs beantragte. Bei dem Aufstand vom 10. Aug. und den Septembergreueln entzog er sich feig der Verantwortlichkeit. Als Mitglied des Konvents und Präsident desselben wurde er wegen seiner Hinneigung zu den Girondisten von den Jakobinern heftig angegriffen u. genötigt, seine Funktionen als Maire niederzulegen. Im Prozeß des Königs stimmte er zwar für den Tod, aber mit der Berufung ans Volk, was seinen Feinden neuen Stoff zur Verdächtigung bot. Beim Sturz der Gironde 2. Juni 1793 verhaftet, gelang es ihm, zu der föderalistischen Armee in Caen zu entkommen. Nach der Niederlage derselben bei Vernon (Juli 1793) floh er in die Bretagne und von da in die Gegend von Bordeaux. Im Juli 1794 fand man seinen und Buzots Leichnam in einem Getreidefeld bei St.-Emilion, halb verwest und von Wölfen angefressen. Seine politischen Reden und Flugschriften erschienen unter dem Titel: „Œuvres de P.“ (Par. 1793, 4 Bde.). Vgl. Dauban, Mémoires inédits de P. etc. (Par. 1866).