MKL1888:Pfizer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pfizer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 12 (1888), Seite 954
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Pfizer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 12, Seite 954. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pfizer (Version vom 06.04.2024)

[954] Pfizer, 1) Paul Achatius, Publizist, geb. 12. Sept. 1801 zu Stuttgart, studierte in Tübingen die Rechte, wurde 1827 Oberjustizassessor zu Tübingen, 1831 aber wegen seiner Schrift „Briefwechsel zweier Deutschen“ (Stuttg. 1831, 2. Aufl. 1832), worin er den Anschluß an Preußen als die einzige Hoffnung deutscher Nationalität empfahl, aus dem Staatsdienst entlassen. Hierauf ward er von der Stadt Tübingen in die Zweite Kammer gewählt, wo er als einer der beredtesten Wortführer der Opposition glänzte, bis die Kammer infolge seiner die Bundesbeschlüsse betreffenden Motion aufgelöst wurde. Nach publizistischen und philosophischen Studien, deren Ergebnisse zum Teil in seinen „Gedanken über Recht, Staat und Kirche“ (Stuttg. 1842, 2 Bde.) niedergelegt sind, ward er 1847 Stadtrat und Vorstand des Handelsschiedsgerichts in Stuttgart. Im März 1848 wurde er als Kultusminister in das Kabinett berufen, gab jedoch das Portefeuille aus Gesundheitsrücksichten schon im August d. J. wieder ab, wurde darauf Oberjustizrat in Tübingen, legte 1858 auch diese Stelle nieder und starb 30. Juli 1867 in Tübingen. Von seinen durch Dialektik und Eleganz der Darstellung ausgezeichneten Schriften sind noch hervorzuheben: „Gedanken über das Ziel und die Aufgaben des deutschen Liberalismus“ (Tübing. 1832); „Über die Entwickelung des öffentlichen Rechts in Deutschland“ (Stuttg. 1835); „Das Recht der Steuerverwilligung“ (das. 1836); die Broschüren: „Deutschlands Aussichten im Jahr 1851“ (das. 1851) und „Zur deutschen Verfassungsfrage“ (das. 1862). Vgl. W. Lang, Von und aus Schwaben (Heft 1, Stuttg. 1885).

2) Gustav, lyrischer Dichter und Kritiker, Bruder des vorigen, geb. 29. Juli 1807 zu Stuttgart, studierte in dem Stift zu Tübingen, wo er auch längere Zeit als Repetent fungierte, und ist seit 1846 Professor am Stuttgarter Obergymnasium. Einen Namen erwarb er sich zuerst durch seine „Gedichte“ (Stuttg. 1831), denen er nach einer italienischen Reise eine zweite Sammlung (das. 1835) folgen ließ. Dann schrieb er: „Martin Luthers Leben“ (Stuttg. 1836), welchem das Gedicht „Der Welsche und der Deutsche, Äneas Sylvius Piccolomini und Gregor von Heimburg“ (das. 1844), eine dichterische Darstellung der Kulturkämpfe des 15. Jahrh., deren tiefere Wirkung nur durch ihre Breite beeinträchtigt ward, und die durch gute Darstellung ausgezeichnete „Geschichte Alexanders d. Gr. für die Jugend“ (das. 1846) sowie die „Geschichte der Griechen für die reifere Jugend“ (das. 1847) nachfolgten. 1836 übernahm P. die Leitung der „Blätter zur Kunde der Litteratur des Auslandes“ und 1838 die Redaktion des lyrischen Teils des „Morgenblattes“, während er sich zugleich an den Übersetzungen von Bulwers und Byrons Werken beteiligte. Eine neue Gedichtsammlung veröffentlichte er unter dem Titel: „Dichtungen epischer und episch-lyrischer Gattung“ (Stuttg. 1840). Als Kritiker führte er sich ein durch seine Schrift „Uhland und Rückert“ (Stuttg. 1837) und durch seine Beurteilung von Heines Schriften und Tendenz in der „Deutschen Vierteljahrsschrift“, wofür sich Heine durch seinen cynischen „Schwabenspiegel“ rächte. P. unterscheidet sich von den übrigen Dichtern der schwäbischen Schule wesentlich durch den vorwaltend reflektierenden Charakter seiner Poesien. 1848 wurde er als Vertrauensmann in das Märzministerium berufen, schied aber bald wieder aus. In politischer Beziehung bekannte er sich, auch in einigen Schriften, zu den Anschauungen seines Bruders. Anonym veröffentlichte er: „Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich“ (Berl. 1876).


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 703
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[703] Pfizer, 2) Gustav, Dichter und Kritiker, starb 19. Juli 1890 in Stuttgart.