MKL1888:Polieren
[182] Polieren (lat.), Gegenständen aus Metall, Holz, Stein etc. Glätte und Glanz erteilen. Da es sich hierbei nur um Beseitigung der Oberflächenrauhigkeiten handelt, so ergeben sich zwei Methoden zur Erzeugung des Glanzes: 1) Wegnehmen sämtlicher Erhöhungen bis auf den Grund der Vertiefungen, 2) Ausfüllen der letztern. Die erste, bei allen dichten Materialien (namentlich Metallen, Glas, Granit, Marmor etc.) anwendbare Methode besteht in einem fortgesetzten Schleifen mit immer feinern Schleifmitteln (Glanzschleifen). Man beginnt mit dem Schleifen auf dem Schleifstein oder mit Schleifpulvern (Schmirgel, Feuerstein, Bimsstein, Sand, Glas) und vollendet mit ganz feinen Pulvern (Polierpulvern). Als solche dienen: Polierrot, Wiener Kalk, Zinnasche, Tripel, Knochenasche, englische Erde, geglühte Thonerde (Diamantin), Graphit, Kienruß, Magnesia etc. Die pulverförmigen Schleifmittel werden, mit Wasser, Öl, Spiritus befeuchtet, über die Flächen unter entsprechendem Druck hin und her bewegt. Zum Andrücken bedient man sich mit Holz, Leder oder Tuch überzogener Hölzer (Polierhölzer) oder glatt geschliffener alter Feilen (Polierfeilen). Besonders bequem ist das Schleifpapier oder Schleifleinen (s. d.). Poliermaschinen bestehen aus einem Mechanismus, durch welchen mit Polierpulver versehene Scheiben in schnelle Rotation versetzt werden, an welche der zu polierende Gegenstand angehalten wird. Bei der zweiten Poliermethode wird die Glätte durch Niederdrücken der kleinen Erhöhungen oder Ausfüllen der Vertiefungen mit gewissen Substanzen hervorgebracht. Im ersten Fall, der nur bei Metallen vorkommen kann, wendet man Werkzeuge aus glashartem Stahl (Polierstahl), Blutstein, Feuerstein, Achat, Jaspis an, die trocken oder mit Seifenwasser, Olein, Bier, Essig befeuchtet unter starkem Druck über dasselbe hin- und hergeführt werden. Bürsten aus Draht oder Glasfäden dienen zum P. solcher Gegenstände, die keinen starken Druck aushalten können, z. B. Gold- und Silberschmucksachen. Im zweiten Fall, der hauptsächlich bei Holz angewendet wird, bedient man sich gewisser Harzlösungen (Politur), mit welchen man die Poren füllt und die Oberfläche so überzieht, daß eine ununterbrochene glänzende Fläche entsteht. Die Schellackpolitur besteht aus einem weingeistigen Schellackfirnis, welcher bisweilen noch Mastix und Sandarach enthält, und wird auf das Holz aufgerieben. Je poröser das Holz ist, um so konzentrierter muß der Firnis sein; Ahornholz erfordert gebleichten Schellack, zu dunkeln Hölzern wird aber der Firnis bisweilen noch gefärbt. Das zu polierende Holz muß fein geschliffen und dann wieder von Öl gereinigt sein; man gießt den Firnis auf einen mehrfach zusammengelegten wollenen Lappen, schlägt feine, reine, weiche Leinwand herum, benetzt diese mit einigen Tropfen Baum- oder Leinöl und fährt nun mit dem elastischen Ballen in geraden und kreisförmigen Zügen über die Holzfläche hin. Der Firnis wird dadurch gleichmäßig ausgebreitet. Das Öl macht den Ballen schlüpfrig und muß daher von Zeit zu Zeit erneuert werden, bis der Ballen und die Holzfläche trocken geworden sind. Nötigen Falls muß das Verfahren wiederholt werden, damit die Harzschicht auf dem Holz genügende Stärke erhält. War beim Schleifen sehr viel Öl in das Holz gekommen, so schlägt dies nach dem P. aus und macht ein erneutes P. notwendig. Auf matt gewordenes poliertes Holz reibt man eine zusammengeschmolzene Mischung aus 2 Teilen Stearinsäure und 3 Teilen Terpentinöl nebst etwas passender Farbe mittels eines seidenen Läppchens so lange ein, bis der Glanz wiederhergestellt ist.