MKL1888:Pomologīe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pomologīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Pomologīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 218219
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Pomologie
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Pomologie
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Pomologīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 218–219. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pomolog%C4%ABe (Version vom 12.10.2023)

[218] Pomologīe (lat.-griech., „Obstkunde“), die Wissenschaft, welche die Organe des Obstbaums und die Bestimmung und Einordnung der Obstsorten in die bezüglichen Systeme kennen lehrt, hat durch die Bestrebungen eifriger Pomologen in letzter Zeit eine besondere Bedeutung auch für den praktischen Obstbau gewonnen. Schon im 18. Jahrh. und bis zur Mitte des jetzigen hatten sich Quinteney, Noisette, Hirschfeld, Zink, Mayer, Sickler, Dittrich, Christ, Dochnahl, Diel, Downing, Liegel, v. Ährenthal, v. Truchseß, Hogg u. a. bemüht, die verschiedenen Fruchtsorten genau zu bestimmen und in bestimmte Systeme zu ordnen; doch gebührt den Bearbeitern des „Illustrierten Handbuchs der Obstkunde“, Oberdieck, Lucas, Engelbrecht und Jahn, das Verdienst, eine vollständig systematische Ordnung der Obstfrüchte hergestellt zu haben, welche für weitere Forschungen den Boden gegeben hat. Genaue Kenntnis der Organe des Obstbaums sowie der pomologischen Terminologie (Kunstsprache) sind für das Studium der P. notwendige Vorbedingungen, abgesehen von der nötigen Bekanntschaft mit der pomologischen Litteratur. Bei den pomologischen Bestimmungen kommen zunächst die Früchte nach ihrer Form, Größe und Farbe, dann nach ihrer Schale, dem Stengel und dessen Einsatz und nach dem Kelch in Betracht; doch geben das Fleisch, das Kernhaus beim Kernobst und der Stein beim Steinobst sowie der Durchschnitt der Frucht ganz bestimmte Merkmale, welche zur Feststellung der Sorten benutzt werden. Zu gleichem Zweck sind die Blätter der Fruchtzweige, die Form der Fruchtaugen, die Blüte und die Blütezeit, die Sommertriebe mit den Blättern zu beobachten und je nach den verschiedenen Fruchtarten zu berücksichtigen. Die Bestrebungen der neuern Pomologen gehen dahin, eine bestimmtere Klasseneinteilung zu finden, in welcher außer der Form und Farbe der Frucht besonders auch vegetative Verhältnisse mit in Betracht zu ziehen sind. Die Versammlungen der deutschen Pomologen haben in der Neuzeit vieles zur Sichtung und Berichtigung der Sorten beigetragen, und namentlich war es die in Gotha, in welcher der Beschluß zur Herausgabe des illustrierten Handbuchs gefaßt wurde, das in dieser Beziehung Wichtiges zu Tage förderte. [219] Wie dieses Werk für ganz Deutschland bei Obstbestimmungen benutzt wird und segensreich auch für den praktischen Obstbau gewirkt hat, so gilt es auch für andre Länder als Norm, wenn auch Frankreich und England noch zum Teil an ihren altgewohnten Systemen festhalten. Über pomologische Institute s. Gartenbauschulen. Über die Systeme, welche man für die einzelnen Obstarten aufgestellt hat, s. Apfelbaum, Birnbaum etc. Wichtigste Litteratur: Duhamel, Traité des arbres fruitiers (Par. 1768; neue Ausg. 1850, 2 Bde.); Menger, Vollständige Anleitung zu einer systematischen P. (Leipz. 1780); die Werke von A. Diel (s. d.); Günderode und Borkhausen, Pflaumenabbildungen in 6 Heften (Darmst. 1804–1808); „Allgemeines deutsches Gartenmagazin“ in Heften (Weim. 1804–27); v. Truchseß, Systematische Beschreibung und Klassifikation der Kirschen (Stuttg. 1819); Hinkert, Systematisch geordnetes Handbuch der P. (Münch. 1836, 3 Bde.); Dittrich, systematisches Handbuch der Obstkunde (2. Aufl., Jena 1839–41, 3 Bde.); Liegel, Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen etc. (Pass. 1838 u. Linz 1841, 2 Hefte); Derselbe, Beschreibung neuer Obstsorten (Regensb. 1851–56, 3 Hefte); „Annales de P.“, von A. Bivors (Brüss. 1847–51, 4 Bde.); Lucas und Oberdieck, Illustriertes Handbuch der Obstkunde (Stuttg. u. Ravensb. 1858–75, 8 Bde.; Ergänzungsband 1883); Lauche, Deutsche P. (Berl. 1882–83, 6 Bde.); Stoll, Österreichisch-Ungarische P. (Wien 1883–84, 4 Bde.); Hogg, Fruit manual (5. Aufl., Lond. 1884); Lucas; Einleitung in das Studium der P. (Stuttg. 1877); „Monatsschrift für P. und praktischen Obstbau“, herausgegeben von Oberdieck und Lucas (das. 1855–64), fortgesetzt als „Illustrierte Monatshefte für Obst- u. Weinbau“ (Ravensb. 1866–74) u. „Pomologische Monatshefte“ (das. 1875 ff., jetzt Stuttg.).