MKL1888:Puls

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Puls“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 457458
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Puls. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 457–458. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Puls (Version vom 04.02.2024)

[457] Puls (lat.), dicker Brei aus Weizenmehl, Hülsenfrüchten, Hirse etc., in der ältesten Zeit Hauptnahrung der Römer und statt des Brots dienend, später nur Speise der Armen, auch bei Opfern gebraucht; auch Futter der heiligen Weissagehühner.

Puls, pers. Rechnungsmünze, = 1/6 Abassi.

Puls (Pulsschlag), die infolge der Herzthätigkeit im Arteriensystem entstehende eigentümliche Wellenbewegung. Die Pulsschläge erfolgen in einem bestimmten Rhythmus mit bestimmten Intervallen und zwar so, daß jeder Pulsschlag der einmaligen Zusammenziehung der Herzventrikel entspricht. Jede Kontraktion einer Herzkammer erzeugt in der Blutsäule des von ihr ausgehenden Arterienröhrensystems eine positive Welle, welche vom Herzen nach den Haargefäßen hin fortschreitet, jedoch bereits vor den letztern in den feinsten Arterien durch Brechung und Reibung des Bluts an den Gefäßwänden zerstört wird. Die Blut- oder Pulswelle dehnt die elastischen Wände der Arterie aus und verursacht für den aufgelegten Finger das Gefühl des Pulses. Da jede Welle zu ihrer Fortpflanzung einer gewissen Zeit bedarf, so muß zwischen dem Ausgang der Blutwelle vom Herzen und ihrer Ankunft in einer der entferntern Arterien eine bestimmte, wenn auch geringe Zeit verfließen. Die Dauer dieses Intervalls hängt von der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Welle und von der Entfernung der geprüften Arterienstelle vom Herzen ab. Befühlt man bei einem Menschen von mittlerer Größe gleichzeitig die an der Seite des Halses liegende Carotis und die am Fußrücken verlaufende Arteria dorsalis pedis, so kommt die Pulswelle in der erstern um 1/61/7 Sekunde früher an als in der letztern. Hieraus berechnet sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswelle zu etwa 9 m in der Sekunde. Die Frequenz der Pulsschläge ist bei verschiedenen Menschen und unter verschiedenen äußern Verhältnissen eine sehr wechselnde (vgl. Blutbewegung). Gewisse qualitative Verschiedenheiten des Pulses gestatten Schlüsse auf die Beschaffenheit der Arterien und des Herzens etc. Wir unterscheiden in dieser Beziehung einen schnellen und einen langsamen P. (nicht zu verwechseln mit dem häufigen und seltenen P.). Bei schnellem P. hat man das Gefühl einer schnell anschlagenden und schnell abnehmender Blutwelle, die Ausdehnung des Arterienrohrs ist kürzer als dessen Zusammenziehung. Beim langsamen P. ist das Umgekehrte der Fall. Diese Bezeichnungen beziehen sich also nur auf die Qualität eines einzelnen Pulsschlags, sind demnach ganz unabhängig von der Häufigkeit des Pulses. Wir unterscheiden ferner einen regelmäßigen und einen unregelmäßigen, ja selbst aussetzenden P., je nach der Gleichheit oder Ungleichheit der Intervalle zwischen zwei aufeinander folgenden Schlägen. Der unregelmäßige oder aussetzende P. ist nicht immer mit einem Aussetzen der Herzschläge verbunden; wohl aber sind die Herzschläge so schwach, daß die durch sie erzeugte Blutwelle unserm Gefühl nicht zugänglich wird. Beim großen und vollen P. wird eine ansehnliche Blutmenge in die Arterie eingetrieben. Klein wird der P. bei geringer Blutmenge, geminderter Herzkraft und bei größern Widerständen der arteriellen Blutsäule. Die an stark gespannten Arterien erfolgenden Stöße nennt man harte Pulse, die an schwach gespannten weiche Pulse etc. Der ein-, zwei und mehrschlägige P. (pulsus mono-, di- und polycrotus) ist abhängig von den elastischen Nachschwingungen der [458] Arterien. In geringem Grad zweischlägig ist der normale P. Ein stärker dikrotischer und polykrotischer P. stellt sich ein bei großer elastischer Nachgiebigkeit der Arterienwand, häufig bei schweren fieberhaften Krankheiten, Typhus u. dgl. Einschlägig wird der P., wenn die Arterienwände eine starre Beschaffenheit annehmen, daher normal im höhern Alter und bei starker Zusammenziehung der Gefäßmuskeln. Bei gewissen Krankheiten des Herzens wird der P. springend, hüpfend oder schwirrend. – Beim Glockenläuten die Schläge der Glocken bis zur Pause.