MKL1888:Pusterthal

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Pusterthal“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 474
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Pusterthal. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 474. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Pusterthal (Version vom 17.09.2021)

[474] Pusterthal, große, über 100 km lange Thalfurche im östlichen Tirol, südlich der Zillerthaler Alpengruppe und der Hohen Tauern, die Zentralalpen von den Südalpen scheidend. Der westliche Teil (Unter-P.), zwischen der Mühlbacher Klause und dem Toblacher Feld (1232 m), wird von der Rienz, die im Hintergrund des Höllensteiner Thals entspringt und sich bei Brixen in den Eisack ergießt, durchströmt. Den östlichen Teil (Ober-P.), zwischen dem Toblacher Feld und Nikolsdorf, durchrauscht die Drau. Zahlreiche Nebenthäler erstrecken sich weit in die Gebirge. Im N. sind die hervorragendsten das bei Bruneck mündende Tauferer Thal (s. d.) und das Thal der Isel (s. d.) mit seinen Nebenthälern. Nach S. erstrecken sich bei Lorenzen das Enneberg, bei Welsberg Prags, bei Toblach das Höllenstein- oder Ampezzaner Thal (s. d.). Das P. war, weil es einen bequemen Übergang aus dem alten Noricum in das Herz der Rätischen Alpen darbot, schon von den Römern mit einer Straße versehen worden, wie auch von römischen Niederlassungen (Loncium: Lienz, Agundum: Innichen, Litamum: Lorenzen) noch zahlreiche Altertümer zeugen. Nach der Völkerwanderung erscheinen hier bajoarische Herzöge mächtig; später, unter Karl d. Gr., steht das Gebiet unter Gaugrafen (vgl. Mairhofer, P. unter den Gaugrafen 860–1150, Brixen 1862); dann kommen die Grafen von Andechs und von Tirol und die Erben der letztern, die Grafen von Görz, nach deren Aussterben 1500 das P. an Österreich fällt. Von dem zahlreichen Adel dieses Gebiets zeugen die vielen Schlösser. 1805 kam das P. an Bayern. 1809 ward das Ober-P. dem Königreich Illyrien zugeteilt. Seit 1868 ist es in die Bezirkshauptmannschaften Bruneck und Lienz geteilt. Die Zahl der Bewohner (ohne die Nebenthäler) beträgt etwa 28,000 Seelen; ihre Hauptbeschäftigung bildet Viehzucht. Die Naturschönheiten des Thals sind erst in neuester Zeit gewürdigt worden, seitdem es von einer Eisenbahn (Villach-Franzensfeste) durchzogen ist. Vgl. Rabl, Illustrierter Führer durch das P. (Wien 1882); Noë, Die Kärntner Pusterthalbahn (Zürich 1883).