MKL1888:Quatremère

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Quatremère“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 500501
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Quatremère. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 500–501. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Quatrem%C3%A8re (Version vom 12.02.2024)

[500] Quatremère (spr. kattrmähr), 1) Denis Bernard Q. Disjonval, Chemiker, geb. 4. Aug. 1754 zu Paris, studierte Naturwissenschaft und ging, nachdem er 1786 mit einer Färberei in Sedan falliert, nach Spanien, trat 1789 in die Dienste der holländischen Patrioten, ward aber von der oranischen Partei gefangen. In seinem Kerker beobachtete er den Einfluß der Witterung auf die Spinnen und soll dem General Pichegru den starken Frost des Winters 1794 vorausgesagt haben, den dieser zu seinem Einfall in Holland benutzte. 1796 kehrte er nach Paris zurück, ward aber später in die Provinz verbannt. Nach der Restauration lebte er in Marseille, dann zu Bordeaux, wo er 1830 starb. Sein namhaftestes Werk ist die „Aranéologie“ (Par. 1797).

2) Antoine Chrysostôme Q. de Quincy, Bruder des vorigen, franz. Archäolog und Ästhetiker, geb. 28. Okt. 1755 zu Paris, war vor der Revolution Rat beim Gerichtshof des Châtelet, saß, da er als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung die Monarchie verteidigt hatte, unter der Schreckensherrschaft 13 Monate im Kerker, leitete dann 5. Okt. 1795 mit andern den Aufstand gegen den Konvent, ward deshalb zum Tod verurteilt, entfloh jedoch. 1797 zum Abgeordneten im Gesetzgebenden Körper und im Rate der Fünfhundert erwählt, mußte er nach dem 18. Fructidor als Mitglied der Partei Clichy (Royalisten) flüchten. Nach dem 18. Brumaire zurückberufen, ward er 1800 Mitglied des Rats des Seinedepartements und 1803 des Instituts, bekleidete dann unter Napoleon und den folgenden Regenten verschiedene Ämter und Ehrenstellen und starb als Sekretär der Akademie der Künste und Zensor für das Theater 8. Dez. 1849 in Paris. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Dictionnaire de l’architecture“ (Par. 1786–1828, 3 Bde.; neue Aufl. 1833, 2 Bde.); „Jupiter olympien, ou l’art de la sculpture antique“ (1814); „De l’imitation dans les beaux-arts“ (1823); „Histoire de la vie et des ouvrages de Rafaël“ (1824, 2. Aufl. 1833; Nachtrag 1853; deutsch, Quedlinb. 1835); „Monuments et ouvrages d’art antique restitués“ (1826–28, 2 Bde.); „Vies des plus célèbres architectes“ (1830, 3 Bde.; deutsch, Darmst. 1831); „Canova et ses ouvrages“ (1834); „Histoire de la vie et des ouvrages de Michel-Ange“ (1835).

[501] 3) Etienne Marc, franz. Orientalist, geb. 12. Juli 1782 zu Paris, ward 1809 Professor der griechischen Litteratur an der Fakultät zu Rouen, 1815 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1819 Professor der semitischen Sprachen am Collège de France zu Paris; starb 18. Sept. 1857 daselbst. Q. zeichnete sich als Gelehrter durch staunenswürdige Vielseitigkeit in der Kenntnis morgenländischer und abendländischer Sprachen sowie durch eminenten Scharfsinn in der Erwägung der Einzelheiten aus. Von seinen Schriften verdienen besondere Erwähnung: „Recherches sur la langue et la littérature de l’Égypte“ (Par. 1808); „Mémoires géographiques et historiques sur l’Égypte“ (1811, 2 Bde.); „Observations sur quelques points de la géographie de l’Égypte“ (1812). Auch übersetzte er Makrisis „Geschichte der Mamlucken in Ägypten“ (1837–40, 4 Bde.) und gab Reschid-Eddins „Geschichte der Mongolen“ in der „Collection orientale“ (1837) heraus. Seine „Mélanges d’histoire et de philologie orientale“ gab Barthélemy Saint-Hilaire heraus (1861).