MKL1888:Reimchroniken
[693] Reimchroniken, eine Art historischer Gedichte, welche gewöhnlich einen längern Zeitraum der Geschichte darstellen. Sie haben weniger poetischen als historischen Wert, da die Verfasser derselben oft Quellen zu benutzen vermochten, die nicht mehr zugänglich sind, auch vieles, was ihre Zeit betrifft, aus lebendiger persönlicher Erfahrung geben konnten. Zu den ältesten dieser Werke, soweit sie bekannt sind, gehören die gegen Ende des 13. Jahrh. verfaßte „Livländische Reimchronik“ (hrsg. von Fr. Pfeifer, Stuttg. 1844; von Leo Meyer, Paderb. 1876; vgl. Wachsmuth, Über die Quellen und den Verfasser der livländischen Reimchronik, Mitau 1878); die „Reimchronik der Stadt Köln“ von Gottfr. Hagen (13. Jahrh., hrsg. von Groote, Köln 1834); die „Österreichische Reimchronik“ von Ottokar von Steier (früher Ottokar von Horneck genannt), die Jahre 1250–1309 umfassend (hrsg. von Pez in „Scriptores rerum austriacarum“, Bd. 3). Andre sind: die „Deutschordenschronik“ des Nikolaus von Jeroschin (Mitte des 14. Jahrh. nach der lateinischen Chronik des Peter von Dusburg verfaßt; im Auszug hrsg. von Fr. Pfeifer, Stuttg. 1854; vollständig von Strehlke in „Scriptores rerum prussicarum“, Bd. 1, Leipz. 1861); die „Mecklenburgische Reimchronik“ des Ernst von Kirchberg (1378 verfaßt; gedruckt in Westphals „Monumenta inedita“, Bd. 4); die „Reimchronik“ des Wigand von Marburg (bis 1394; gedruckt in den „Scriptores rerum prussicarum“, Bd. 2, Leipz. 1863); die „Appenzeller Reimchronik“ (um 1400; hrsg. von Ildefons v. Arx, St. Gallen 1830); ferner die „Holsteinische Reimchronik“, die Chroniken der Städte Gandersheim, Braunschweig, Goslar, Neuß u. a.