MKL1888:Riemenschneider
[823] Riemenschneider, Tilman, Bildhauer, geboren um 1460 zu Osterode am Harz, ist 1483 zu Würzburg als Bildschnitzergeselle und seit 1495 als Bürger daselbst beurkundet. Er wurde wiederholt in den Rat der Stadt gewählt und 1520 erster Bürgermeister. Als Anhänger der Reformation wurde R. 1525 aus dem Rat ausgestoßen. Er starb 1531. In Stein schuf R. das Grabmal Eberhards v. Grumbach (gest. 1487) in der Kirche zu Rimpar, die Statuen Adams und Evas (1493) am Südportal der Marienkirche zu Würzburg, die Statuen Christi, Johannis des Täufers an den Strebepfeilern (1500–1506), das Grabmal Konrads vom Schaumberg (gest. 1499) in derselben Kirche, die Grabmäler der Fürstbischöfe R. v. Scherenberg (gest. 1495) und Lorenz v. Bibra (gest. 1519) im Dom zu Würzburg, die Beweinung Christi in einer Gruppe an der Kirche zu Heidingsfeld (1508) und einem Hochrelief in der Kirche zu Maidbrunn bei Würzburg (1525). Riemenschneiders Hauptwerk ist das Grabmonument Heinrichs II. und seiner Gemahlin Kunigunde im Dom zu Bamberg (1513 vollendet). Unter seinen Holzarbeiten ragt das Madonnenbild in Rosenkranzumrahmung in der Wallfahrtskapelle bei Volkach hervor. R. steht in der Behandlung der Gewandung und in der befangenen Bewegung seiner Figuren noch unter dem Bann der Gotik, strebt aber nach dem Ausdruck eines feinen Naturgefühls und seelenvoller Empfindung. Seine Biographie schrieben K. Becker (Leipz. 1849) und A. Weber (2. Aufl., Würzb. 1888). Sämtliche von R. herrührende oder ihm zugeschriebene Werke hat Streit (Berl. 1888) in 93 Lichtdrucken herausgegeben.