MKL1888:Roßbach

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Roßbach“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 978979
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Roßbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 978–979. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ro%C3%9Fbach (Version vom 25.09.2023)

[978] Roßbach, 1) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Querfurt, im NW. von Weißenfels, hat eine evang. Kirche, Braunkohlenbergbau, Teerschwelerei, (1880) 673 Einw. und ist bekannt durch den Sieg Friedrichs d. Gr. 5. Nov. 1757 über die Franzosen und die Reichsarmee, an welchen zwei Denkmäler am

Kärtchen zur Schlacht bei Roßbach (5. Nov. 1757).

nahen Janushügel erinnern. Friedrich hatte nur 22,000 Mann mit 72 Geschützen zur Verfügung, während die vereinigte Armee der Reichstruppen und der Franzosen auf den Höhen von Mücheln 43,000 Mann (33,000 Franzosen, 10,000 Mann Reichstruppen) mit 109 Geschützen zählte. Gleichwohl brach Friedrich II. 4. Nov. vor Tagesanbruch auf, um die Stellung des Feindes zu rekognoszieren. Da er aber wegen des Terrains einen Angriff nicht für ausführbar hielt, so bezog er ein Lager zwischen R. und Bedra. Durch dieses Zurückweichen ermutigt, beschlossen die Verbündeten eine Schlacht, und zwar sollte das preußische Heer in der linken Flanke umgangen und von Reichartswerben aus angegriffen werden. Um diese Bewegung zu verdecken, besetzte am 5. morgens der Graf Saint-Germain mit einer Division die Schortauer Höhe und beschoß das preußische Lager. Erst gegen Mittag setzte sich das Heer selbst auf Pettstädt in Marsch: voran die Reiterei der Reichstruppen und die französische, dann die französische Infanterie, etwas rechts und weiter zurück die Reichsinfanterie. Friedrich II. gab mittags, als er den Plan der Feinde erkannte, den Befehl, die Zelte abzubrechen, behielt das Kommando der Infanterie für sich selbst und vertraute das der Reiterei Seydlitz an. Nachmittags 21/2 Uhr bereits marschierte das Heer nach dem linken Flügel ab, voran die Reiterei, dann die Infanterie, rechts neben dieser die Geschütze; die ganze Bewegung wurde dem Feinde durch eine Hügelreihe, deren höchster Punkt der Janushügel ist, verdeckt. Die feindliche Reiterei, welche ihrem Fußvolk etwas vorausgeeilt war und die Armee des Königs bereits umgangen zu haben glaubte, zog, als die Spitzen der Kolonnen bei Reichartswerben angelangt waren, schnell an diesem Ort vorbei und setzte ihren Marsch links fort, um die, wie man glaubte, sich zurückziehenden Preußen nicht entwischen zu lassen. Da, um 31/2 Uhr, ließ Friedrich seine Geschütze auf dem Janushügel auffahren und eröffnete das Feuer, Seydlitz aber stürzte sich mit seiner ganzen Reiterei auf die rechte Flanke der feindlichen, die nach kurzem Widerstand hinter Reichartswerben zurück- und dann in wilde Flucht geworfen wurde. Inzwischen hatte die französische Infanterie unter dem Feuer der preußischen Geschütze sich in Bataillonskolonnen zu formieren und die Artillerie Stellung zu nehmen und dem Feind zu antworten gesucht. Ehe aber dies gelungen war, überschritt die preußische Infanterie die Hügelkette, fiel, links schwenkend, 7 Bataillone unter Prinz Heinrich an der Spitze, den Franzosen in die rechte Flanke und trieb durch ihr rasches Gewehrfeuer, verbunden mit den Kartätschensalven der Geschütze, auch das französische Fußvolk in die Flucht. Die Reichstruppen kamen gar nicht zum Schuß. Auf den verwirrten Knäuel, der sich rückwärts wälzte, stieß Seydlitz mit den Eskadrons, die er nach seinem Sieg sofort gesammelt hatte, und machte die Auflösung vollständig. Graf Saint-Germain war während der Schlacht mit seinem Korps müßig auf der Höhe von Schortau stehen geblieben, nach derselben zog er sowie das kleine Korps Laudons sich nach Freiburg zurück; um 6 Uhr abends war schon die feindliche Reiterei daselbst über die Unstrut zurückgegangen, das Fußvolk aber brachte in größter Verwirrung die ganze Nacht damit zu, und die vereinigte Armee löste sich endlich, nach allen Richtungen hin fliehend, auf. Die Preußen verloren an Toten 3 Offiziere und 162 Mann nebst 376 Verwundeten; der Verlust der Verbündeten betrug 700 Tote, über 2000 Mann Verwundete und 5000 Gefangene, worunter 5 Generale und 300 Offiziere. In die Hände des Siegers fielen 67 Geschütze, 7 Fahnen und 15 Standarten. Vgl. Ad. Müller, Die Schlacht bei R. (Berl. 1857); Wiltsch, Die Schlacht auf den Feldern von u. bei Reichardtswerben (Halle 1858); v. d. Goltz, R. und Jena (das. 1883). – 2) Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Asch, nahe der sächsischen Grenze, an der Eisenbahn Asch-R., mit protest. Kirche, Fabriken für Webwaren aus Wolle, Baumwolle und Seide und (1880) 3823 Einw.

Roßbach, August, Philolog und Archäolog, geb. 26. Aug. 1823 zu Schmalkalden[WS 1], studierte 1844–48 in Leipzig und Marburg, wurde nach kurzer Thätigkeit am Gymnasium zu Hanau 1852 Privatdozent in Tübingen, 1854 außerordentlicher Professor daselbst und 1856 ordentlicher Professor der Philologie und Archäologie in Breslau. Seine Hauptschriften sind die mit Westphal herausgegebene „Metrik“ (Leipz. 1854–65, 3 Bde.), in deren dritter Auflage (u. d. T.: „Theorie der musischen Künste bei den Hellenen“) er Band 2: „Griechische Harmonik und Melopöie“ (1886) und Band 3, 1. Abteilung: „Allgemeine Theorie der griechischen Metrik“ (mit Gleditsch, 1887), 2. Abteilung: „Griechische Metrik“ (1888) bearbeitete; ferner: „Untersuchungen über die römische Ehe“ (Stuttg. 1853); „Römische Hochzeits- und Ehedenkmäler“ (Leipz. 1871). Auch besorgte er Textabdrücke [979] des Catull (Leipz. 1854, 2. Aufl. 1860) und Tibull (das. 1854).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schmalkaden