MKL1888:Roßtrappen
[983] Roßtrappen, Felsen oder erratische Blöcke, in denen ein oder mehrere Hufeisen eingemeißelt sind, finden sich namentlich in den Ländern, wo die alten Sachsen saßen, und werden als altheidnische (auf den wasserspendenden Schimmel Odins, Sleipnir, der sein Hufeisen abwarf, bezügliche) Kultstätten gedeutet, wodurch es sich erklärt, daß solche Steine manchmal (nach der Bekehrung zum Christentum) in Kirchen- und Kirchhofsmauern eingesetzt wurden, wie zu Gudensberg am Odenberg, während die Kirchen oftmals dem christlichen Schimmelreiter St. Georg gewidmet wurden. Zahlreiche Ortssagen, die Petersen [984] („Hufeisen und R.“, Kiel 1865)[WS 1] gesammelt hat, leiten den Eindruck von dem Roßhuf eines siegreichen Heerführers, Heiligen, Verfolgten oder dem Teufel her. Am häufigsten wird der Reiter als Karl d. Gr. bezeichnet, und an mehreren Orten werden in der Nähe der Roßtrappensteine Roßtrappenquellen gezeigt, welche heiliges oder heilendes Wasser spenden und, wie die Hippokrene am Helikon, in der Hufspur auf Karls Gebet entsprungen sein sollen. Dahin gehören die Heilquellen zu Aachen, der Glisborn bei Gudensberg, der Bullerborn (Baldersbrunn?) bei Altenbeken, der Königsborn bei Stadtbergen, der Baldersbrunnen bei Roeskilde (Seeland) u. v. a. Manchmal tritt an Stelle von Karl d. Gr. oder Balder auch ein berittener Heiliger, wie zu Heilsbronn, wo der Esel des heil. Wilibald die Heilquelle aufscharrte, und zu Heilsberg in Thüringen, wo sich sogar an der Kirchenthür das Hufeisen angenagelt befand, welches das Pferd des heil. Bonifacius abwarf, als es die dortige Heilquelle aufscharrte. Vgl. Hufeisen.