MKL1888:Rogier

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rogier“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Rogier“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 13 (1889), Seite 884
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Charles Rogier
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Rogier. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 884. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rogier (Version vom 22.09.2021)

[884] Rogier (spr. -schjeh), Charles, belg. Staatsmann, geb. 16. Aug. 1800 zu St.-Quentin in Frankreich, erhielt seine Schulbildung zu Lüttich, widmete sich nach vollendeten Rechtsstudien der oppositionellen Journalistik und veröffentlichte die „Lettres d’un bourgeois de Saint-Martin“. Beim Ausbruch der belgischen Revolution vom September 1830 eilte er an der Spitze von 300 bewaffneten Freiwilligen nach Brüssel und beteiligte sich hier am Straßenkampf. Er wurde deshalb zum Mitglied der provisorischen Regierung ernannt, in welcher Stellung er bis zum Februar 1831 verblieb, worauf er im Juni d. J. Gouverneur von Antwerpen und im Oktober 1832 Minister des Innern wurde. In allen diesen Stellungen bewies er Einsicht und Energie, insbesondere machte er sich um die Organisation der Verwaltung des neuen Staats verdient. Nachdem er wegen eines Duells mit dem Republikaner Gendebien vom Ministerium zurückgetreten, war er 1834–40 wieder Gouverneur von Antwerpen, 1840–41 Minister der öffentlichen Arbeiten. Er war darauf Mitglied der Zweiten Kammer, meist als Abgeordneter Antwerpens, und bewies sich hier als begabten Wortführer der liberalen Opposition. Als 12. Aug. 1847 eine liberale Verwaltung ans Ruder kam, übernahm er das Portefeuille des Innern und hatte in dieser Stellung bedeutenden Anteil daran, daß die Revolutionsstürme von 1848 von Belgien abgelenkt wurden. Im Herbst 1852 trat er zurück, weil er das Ansinnen Napoleons III., die Presse zu knebeln, nicht erfüllen wollte, und lebte seitdem in Brüssel, ausschließlich parlamentarisch thätig, bis er 9. Nov. 1857 abermals das Ministerium des Innern erhielt. Am 26. Okt. 1861 vertauschte er das Innere mit den auswärtigen Angelegenheiten und übernahm das Präsidium des Kabinetts, bis er 3. Jan. 1868 ganz in den Ruhestand zurücktrat. Er starb 27. Mai 1885. Vgl. Juste, Charles R. (Brüssel 1880).