MKL1888:Rustschuk
[100] Rustschuk (bulgar. Russe), Kreishauptstadt in Bulgarien, an der Mündung des Lom in die Donau, Giurgewo gegenüber, zum Teil auf dem Lößplateau in schöner Umgebung hoch gelegen, an der Eisenbahn R.-Warna, hat 29 Moscheen, 2 bulgarische, eine griechische, eine kath. Kirche, 4 bulgarische, eine katholische, eine jüdische und eine Missionsschule, 2 Buchhandlungen und eine bulgarische Zeitung. Unter den Industriezweigen sind Tischlerei, Gold- und Silberschmuckfabrikation, Schuhmacherei und Schneiderei von Belang; berühmt sind die dortigen schwarzen Thongefäße. R. betreibt lebhaften Handel, der in den letzten Jahren dadurch sehr emporblühte, daß Galatz als Freihafen aufgehoben wurde, und zählt (1887) 27,198 Einw. R. ist Sitz eines deutschen Berufskonsuls. Die Befestigungen sind jetzt dem Verfall überlassen. R. ist als Übergangspunkt über die Donau von strategischer Wichtigkeit und war schon in den Römerzeiten, wo es Prista hieß, befestigt. In den russisch-türkischen Kriegen von 1773 bis 1790 fielen hier mehrere Gefechte vor, ebenso 1809–10, in welch letzterm Jahre R. durch Kapitulation 27. Sept. in die Hände der Russen fiel. Am 26. Juli 1811 mußten letztere die Stadt räumen, wobei sie die Werke derselben schleiften. Am 25. Mai 1812 wurden daselbst die Präliminarien des Friedens von Bukarest abgeschlossen. Die zwischen R. und Giurgewo in der Donau liegenden Inseln Radowan, Tscharoi und Mokan waren, von den Russen mit Batterien und Schanzen versehen, im russisch-türkischen Krieg von 1853 und 1854 mehreremal Kriegsschauplatz. 1877 war R. ein Hauptstützpunkt der türkischen Armee im östlichen Bulgarien und wurde im Februar 1878 nach vorausgegangener Beschießung von derselben geräumt. Hier 3. März 1887 Militäraufstand, der von den Regierungstruppen niedergeschlagen wurde.