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MKL1888:Sägemaschine

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sägemaschine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 173175
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Sägemaschine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 173–175. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:S%C3%A4gemaschine (Version vom 18.05.2024)

[173] Sägemaschine (hierzu Tafel „Sägemaschinen“), Werkzeugmaschine, bei welcher gewöhnliche Sägeblätter, Bandsägen oder Kreissägen mit Elementarkraft, besonders Wasser- und Dampfkraft, mitunter auch Wind, zur Wirkung gebracht werden. Die gewöhnlichen Sägeblätter befinden sich hier stets in einem hin- und hergehenden Rahmen, der den Namen Gatter führt, wenn er geschlossen ist. Der offene Rahmen charakterisiert die Dekoupier- oder Ausschneidesäge. Bei den Gattersägen bildet das Gatter einen viereckigen geschlossenen Rahmen, dessen Längsseiten (Gatterschenkel) Führungen erhalten, und dessen Querseiten (Gatterriegel) die Sägen zwischen sich spannen. Je nach der Zahl der Sägen im Gatter unterscheidet man: Endgatter, mit einer Säge zum Säumen und Abschwarten (Seiten-, Saumgatter); Doppelgatter, mit zwei Sägen, auch Saumgatter genannt, wenn es zum Säumen dient; Bundgatter oder Vollgatter, mit mehr (3–12) Sägen. Gewöhnlich schneiden die Gatter vertikal (Vertikalgatter), mitunter horizontal (Horizontalgatter) und zwar fast nur in einer Bewegungsrichtung, von einer drehenden Gatterwelle aus vermittelst Kurbeln und Lenkstangen angetrieben. Das Arbeitsstück (Block) liegt entweder auf einem Wagen (Blockwagen), der auf den Straßbäumen vorgeschoben wird, oder zweckmäßiger auf Karren, die sich auf Schienen bewegen, oder auch auf drehenden Walzen. Der Vorschub erfolgt durch ein Schiebrad mit Schiebklaue oder durch einen Friktionsschuh, stoßweise und zwar gewöhnlich, während die Säge beim Niedergang schneidet. Fig. 1 der Tafel zeigt ein Vollgatter mit oben liegender Gatterwelle A, welche zur Aufnahme des Antriebriemens und zur Regulierung zwei Räder BB trägt. An diesen sitzen zugleich die Zapfen für die hölzernen Schubstangen CC, welche das Gatter am untern Riegel fassen und 150–200mal in der Minute bewegen. Der Block W wird durch die Klauen h auf Querstücken G des Wagens EE befestigt und durch das Gewicht H vermittelst Zahnstange Z und Rolle D angedrückt. Zum Vorschub befindet sich auf der Welle A ein Exzenter, welches durch Zugstange I das Schaltrad F und damit ein Zahnrad in Bewegung setzt, welches in eine am Wagen sitzende Zahnstange eingreift und auf diese Weise den Block ruckweise vorschiebt. Fig. 2 u. 3 der Tafel zeigen ein vertikales Bundgattersägewerk. G ist das Gatter mit den Sägen SS, die hier (Fig. 3) in zwei Gruppen zum Zersägen von zwei Balken auf einmal angebracht sind. Das Gatter wird an den Prismen b mittels der prismatischen Augen c senkrecht geführt und von der Gatterwelle CC aus, welche mit einer festen Riemenscheibe D zum Antrieb mittels eines Riemens, mit einer losen E zur Außerbetriebsetzung und einem Schwungrad F versehen ist, mit der Kurbel K und der Bleuelstange P bewegt, während die Holzklötze XX, auf einem auf Rollenständern JJ beweglichen Wagen M mittels einer Vorrichtung L befestigt, gegen die Sägen geschoben werden. Dazu sitzt auf der Gatterwelle eine exzentrische Scheibe g, die mit einer Exzenterstange gin ihre Bewegung, in eine oszillatorische verwandelt, auf den Hebel NN überträgt, so daß die an demselben sitzenden Sperrklinken h die Zähne eines Sperrrades m beim Aufgang nacheinander in die Höhe schieben und somit das Rad, dessen Rückdrehung während des Hebelniederganges durch eine feste Sperrklinke o verhindert wird, in der Pfeilrichtung umdrehen. Auf der Welle des Rades m ist nun ein kleines Triebrad p im Eingriff mit der Zahnstange q des Wagens, wodurch dieser in der Richtung des horizontalen Pfeils ruckweise bei jedem Niedergang des Gatters fortgeschoben wird. Nach beendigtem Schnitt werden die Sperrklinken h und o ausgehoben und an einer Kurbel T das Triebrad p in umgekehrter Richtung gedreht und hierdurch der Rücklauf des Wagens bewirkt. AA sind starke hölzerne Schwellen, worauf das eiserne Maschinengestell BB (die Gattersäulen) mit Schrauben aa befestigt ist. H sind die den Fußboden tragenden Balken des Gebäudes. Gattersägen werden auch zum Schneiden von Steinen benutzt und haben dann häufig statt eigentlicher Sägen nur Blechstreifen, die mit Hilfe eines Schleifmaterials (Sand, Schmirgel) arbeiten. Ein Horizontalgatter zum Furnierschneiden ist in Fig. 4 der Tafel dargestellt. Die Säge cp′ sitzt in dem offenen Rahmen ab und wird durch die Zugstange odo mit Schrauben wie bei einer Örtersäge gespannt. Dieses Gatter läuft in Nuten der Führungen ee und erhält seine Bewegung durch die Schubstange g. Der Holzblock k wird an den Rahmen p angeleimt, dieser mittels Schrauben an den Rahmen q befestigt, der an dem Ständer t mittels Zahnstange r und Zahnrad u aufwärts geschoben wird. Nach Abschneiden eines Blattes kehrt der Block wieder in die untere Lage zurück. Um dann auch die Säge c in die neue Stellung vorzuschieben, liegt die Gatterführung auf dem Wagen f mit den Rädern h auf dem Gestell l, das durch den Druckhebel im vermittelst der Exzenter n festgestellt und nach Lösung der letztern nach jedem Schnitt um die Furnierdicke vorgerückt wird.

Kreissägen werden vielfach zu Tischlerarbeiten (Quer- und Längsschneiden) und zur Herstellung schwacher Bauhölzer, namentlich Latten, verwendet. Die aus einer Stahlplatte hergestellte Säge von 0,3 bis 1, ja bisweilen selbst bis 2 m Durchmesser wird auf ihrer Welle meist durch eine Schraubenmutter, welche sie gegen einen Bund drückt, also nur durch Reibung, festgehalten. Um von der brauchbaren Fläche

[Ξ]

Sägemaschinen.
Fig. 1. Bund- oder Vollgatter mit oben liegender Welle.
Fig. 2 u. 3. Vertikales Bundgattersägewerk. Fig. 2. Vorderansicht. Fig. 3. Seitenansicht.
Fig. 4. Horizontalgatter zum Furnierschneiden.
Fig. 5. Kreissäge.
Fig. 6. Bandsäge.

[174] der Säge möglichst wenig zu verlieren, macht man die Befestigungsteile so klein wie möglich, zumal über dem Holze zur Erzielung eines günstigen Schnittes noch ein Bogen von etwa 60° frei liegen soll. Der Vorschub erfolgt hier kontinuierlich, wie die Schnittwirkung, und zwar bei kleinen Sägen meist durch die Hand des Arbeiters. Große Stücke müssen, um das Gefühl des Druckes gegen die Säge nicht durch zu starke Reibung zu vernichten, auf einem durch Räder und Schienen geführten Tisch gelagert sein. Bei automatischem Vorschub ist eine starke Veränderlichkeit desselben notwendig, je nachdem man starkes oder dünnes, hartes oder weiches Holz schneidet. Die Vorschubgeschwindigkeit ist durchschnittlich 1/5001/300 von der 10–40 m betragenden Umfangsgeschwindigkeit der Säge, steigt jedoch in besondern Fällen auf 1/50. Eine Kreissägemaschine, kurz Kreissäge genannt, stellt Fig. 5 der Tafel dar. A ist das Sägeblatt, welches mittels Riementriebs von dem Vorgelege C aus bewegt wird, B der Tisch, welcher das Arbeitsstück aufnimmt, das an dem Anschlag F eine Führung hat, E eine Gabel zur Führung des Riemens auf die feste oder lose Antriebsscheibe, je nachdem die Maschine ein- oder ausgerückt werden soll. Diese Gabel sitzt auf einer in der Richtung der Riemenscheibenwelle verschiebbaren Schiene, welche durch die Stange D von dem rechts befindlichen Stande des Arbeiters aus mittels eines Handgriffs bewegt werden kann. Da die Kreissägen nicht, wie die Gattersägen, gespannt sind, so müssen sie eine beträchtliche Dicke erhalten und geben daher eine Schnittfuge von größerer Breite als jene. Ein Blatt von 60–90 cm Durchmesser erfordert z. B. eine Dicke von 2 bis 2,5 mm und macht dann zufolge der Schränkung der Zähne einen 3–4 mm breiten Schnitt. Als sehr rasch laufende Pendelsäge dient die Kreissäge zum Abschneiden von Walzschienen (s. Walzen[WS 1]). Um die Zähne leicht erneuern und damit den Sägendurchmesser konstant erhalten zu können, werden neuerdings die Zähne oft als besondere Teile eingesetzt (s. Säge). Bandsägemaschinen (Fig. 6 der Tafel) benutzen ein in sich zurücklaufendes Sägeblatt A, Band ohne Ende, welches treibriemenartig über zwei sich immer in derselben Richtung bewegende Rollen BB gespannt ist und an der Schnittstelle, wo es durch einen zur Auflagerung des Arbeitsstücks dienenden, etwas kippbaren Tisch C hindurchgeht, durch hölzerne Blöcke oder kleine Leitrollen geführt wird. Um die ungleiche Spannung des Blattes auszugleichen, ist das obere Rollenlager verschiebbar in dem Rahmen E und durch Federn F gehalten, die durch das Handrad H gespannt werden. G ist ein Schirm zum Schutz gegen ein abreißendes Band, J eine Bandführung. Zum Schneiden benutzt man nur das absteigende Band und stellt dem entsprechend die Zähne. Die Bandsäge hat, wie die Kreissäge, kontinuierliche Wirkung und ist im unterschied zu jener für die dicksten Hölzer noch zweckmäßig verwendbar. Der Vorschub ist kontinuierlich und beträgt bei automatischem Betrieb desselben für Tannenholzblöcke von 22 cm 1/250 der Sägengeschwindigkeit, also 48 mm in der Sekunde, wenn diese 12 m ist. Von Tischlern wird die Bandsäge vielfach zu Schweifungen angewendet

Dampfquerschneidsäge.

und ist dann sehr schmal und mit feinen Zähnen versehen. Der Vorschub erfolgt unter Einhaltung einer Zeichnung von der Hand des Arbeiters; diese Benutzungsart der Bandsägemaschinen ist die bei weitem verbreitetste. Eine eigentümliche S. ist die in obenstehender Textfigur abgebildete Dampfquerschneidesäge, welche zum Zersägen gefällter Baumstämme B in Stücke von bestimmter Länge dient, aber mit geringen Änderungen zugleich zum Fällen benutzt werden kann. Sie besteht aus der Säge aa, welche auf Zug arbeitet und daher wohl 3 m lang sein kann, in b eine sichere Führung hat und durch die Kolbenstange c mit einem Kolben verbunden ist, der in dem Cylinder d durch Dampf bewegt wird. Die ganze Maschine endlich liegt drehbar um Zapfen in dem Gestell e und kann durch eine in ein Zahnsegment eingreifende Handschraube h der Dicke des Stammes entsprechend eingestellt werden.

Sägemühlen zum Zerschneiden von Holzstämmen in Bretter wurden in Deutschland bereits im 14. Jahrh. in Augsburg (1337) mit einer Säge und 1575 in Regensburg mit mehreren Sägen als Bundgatter erbaut und zwar mit Wasserrädern betrieben. Mittels Windräder sind die Sägemühlen zuerst durch die Holländer, Ende des 16. Jahrh., betrieben worden. In England widersetzte sich die Arbeiterbevölkerung der Einführung der Sägemühlen, weil sie durch dieselben ihren Erwerb zu verlieren fürchtete, so daß sie erst gegen Ende des 17. Jahrh. in größerer Zahl in Gang kamen. Als eine besonders geeignete Betriebsvorrichtung erwies sich die Dampfmaschine, weil sie überall angelegt und sogar transportabel gemacht werden kann. Deshalb haben sich die Dampfschneidemühlen sehr schnell eingebürgert, während der Betrieb von Sägemühlen durch Wasser- oder Windräder nur noch an bestimmten Lokalitäten zu finden ist. Eine Sägemühle hat meist ein Saumgatter und ein oder mehrere Bundgatter, außerdem aber eine Kreissäge. Häufig finden sich neuerdings auch Bretthobelmaschinen und andre Holzbearbeitungsmaschinen für Spezialzwecke [175] in den Sägemühlen vor. Vgl. Hesse, Werkzeugmaschinen (Leipz. 1874); Gräf, Holzverarbeitungsmaschinen (Weim. 1877); Exner, Handsägen und Sägemaschinen (das. 1878–81, 2 Bde.); H. Fischer, Die Holzsäge (Berl. 1879); Käßner, Der Sägewerk-Techniker (Münch. 1881).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Wird im Artikel Walzwerk erwähnt.