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MKL1888:Sébastiāni

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sébastiāni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Sébastiāni“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 792
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Sébastiāni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 792. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:S%C3%A9basti%C4%81ni (Version vom 03.11.2022)

[792] Sébastiāni, Horace François de la Porta, Graf, franz. Marschall, geb. 10. Nov. 1772 zu Porta bei Bastia auf Corsica, trat 1792 in die französische Armee und ward 1796 zum Bataillonschef und 1799 zum Obersten ernannt. Nachdem er Napoleon bei dem Staatsstreich vom 18. Brumaire als Befehlshaber der Dragoner wesentliche Dienste geleistet, wohnte er 1800 der Schlacht von Marengo bei, ging nach dem Frieden von Amiens als Gesandter Napoleons nach Konstantinopel, Ägypten, Syrien und den Ionischen Inseln und trat 1803 als Brigadegeneral wieder in die Armee. Bei Austerlitz schwerverwundet, ward er hierauf Divisionsgeneral und im Mai 1806 als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, wo er Selim III. die Kriegserklärung gegen Rußland abzugewinnen wußte und den Angriff des englischen Admirals Duckworth zurückwies. 1809–11 stand er in Spanien, siegte bei Ciudad Real und Almonavid und eroberte Granada und Malaga. 1812 führte er den Vortrab der Großen Armee und zog mit den ersten französischen Truppen in Moskau ein. 1813 wurde er bei Leipzig verwundet, schlug sich bei Hanau mit seiner Division durch, hatte hierauf an der Spitze des 5. Armeekorps das linke Rheinufer zu decken, mußte aber 1814 in die Champagne zurückweichen und zeichnete sich an der Spitze der Gardekavallerie bei Reims und Arcis sur Aube aus. Nach Napoleons Abdankung erhielt er trotz seiner Unterwerfung keine Anstellung und trat 1815 während der Hundert Tage als Deputierter des Departements Aisne in die Kammer. Mit Lafayette und andern Mitgliedern begab er sich nach der Schlacht bei Waterloo ins Lager der Verbündeten, um den Frieden zu vermitteln, und schiffte sich, da seine Bemühungen zu gunsten Napoleons vergeblich waren, nach England ein. 1816 kehrte er nach Frankreich zurück und ward auf Halbsold gestellt. 1819 in die Kammer gewählt, trat er auf die Seite der liberalen Opposition. Nach der Julirevolution von 1830 erhielt er 11. Aug. das Portefeuille der Marine und 17. Nov. das der auswärtigen Angelegenheiten. Am 1. April 1834 zurückgetreten, ward er Gesandter zu Neapel und 1835–40 zu London. Zum Marschall ernannt, nahm er fortan nur noch an den Verhandlungen der Kammer Anteil, in welcher er seit 1835 Ajaccio vertrat. Er starb 21. Juli 1851. Seine Tochter ward von ihrem Gatten, dem Herzog von Praslin (s. d.), ermordet.