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MKL1888:Say

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Say“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 362
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Say. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 362. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Say (Version vom 18.03.2023)

[362] Say (spr. ssäh), 1) Jean Baptiste, franz. Nationalökonom, geb. 5. Jan. 1767 zu Lyon, kam im Beginn der Revolution nach Paris, ward von Mirabeau bei der Redaktion des „Courrier de Provence“ beschäftigt und 1792 Sekretär des Finanzministers Clavière. Nach dem 18. Brumaire zum Mitglied des Tribunals ernannt, ward er als oppositionell gesinnt von Bonaparte bald wieder daraus entfernt. Nach der ersten Restauration 1814 ward er Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er starb 16. Nov. 1832. Seine Hauptwerke sind: „Traité d’économie politique“ (Par. 1803, 8. Aufl. 1876; deutsch von Morstadt, 3. Aufl., Heidelb. 1830, 3 Bde.); „Catéchisme d’économie politique“ (Par. 1815, 6. Aufl. 1881; deutsch, 3. Aufl., Stuttg. 1826) und „Cours complet d’économie politique pratique“ (Par. 1829, 6 Bde.; 3. Aufl. 1852, 2 Bde.; deutsch von Stirner, Leipz. 1845, 4 Bde.). Seinen Nachlaß gab sein Schwiegersohn Charles Comte unter dem Titel: „Mélanges et correspondance d’économie politique“ (Par. 1833) heraus. S. hat zuerst die Lehre von Adam Smith in Frankreich populär gemacht und namentlich die Theorie der Absatzwege (théorie des débouchés) ausgebildet, d. h. die Lehre, daß man nur so weit auf Absatz rechnen könne, als der Käufer mit eignen Erzeugnissen zu zahlen vermöge.

2) Jean Baptiste Léon, franz. Staatsmann, geb. 6. Juni 1826 zu Paris, Enkel des vorigen, erhielt durch den Tod seines Schwiegervaters Bertin einen bedeutenden Anteil an der Leitung des „Journal des Débats“, war lange Zeit Direktor der Nordbahn und Mitarbeiter an mehreren volkswirtschaftlichen Journalen, in denen er die Finanzwirtschaft des Kaiserreichs bekämpfte, wurde im Februar 1871 in die Nationalversammlung, wo er zum linken Zentrum gehörte, gewählt und 5. Juni zum Seinepräfekten ernannt, um die Finanzen von Paris in Ordnung zu bringen. Hierauf verwaltete er 7. Dez. 1872 bis 24. Mai 1873, 10. März 1875 bis 16. Mai 1877 und 13. Dez. 1877 bis Ende 1879 das Finanzministerium und wurde 1880 zum Präsidenten des Senats erwählt. Nachdem er im Januar 1882 wieder als Finanzminister ins Kabinett Freycinet eingetreten, wurde er nach seinem Rücktritt (Juli 1882) nicht wieder zum Senatspräsidenten gewählt. Seit 1886 ist er Mitglied der Akademie. Er schrieb: „Les finances de la France“ (1883), „Le socialisme d’État“ (1884), „Les solutions démocratiques de la question des impôts“ (1886, 2 Bde.) und gibt ein „Dictionnaire des finances“ (1883 ff.) heraus.