MKL1888:Schablōne
[369] Schablōne, jedes ausgeschnittene Muster, wonach andre Gegenstände gebildet werden, namentlich Bretter, Bleche, Papier oder Pappe, die entweder an der Kante so ausgeschnitten sind, daß die Oberfläche eines Gegenstandes danach bearbeitet werden kann (z. B. bei Gesimsen, Säulen, bei Anfertigung der Glockenform, der Teile des Gewehrschlosses etc.), oder in welche, wie bei den Stubenmalern, die Konturen der Verzierungen eingeschnitten sind, in welchem Fall dann die S. an die Wand gelegt und mit Farbe überstrichen wird. Auch zum Malen für andre Zwecke, besonders von Blumen, wendet man Schablonen an (Schablonenmalerei), indem man den einzelnen Farben und Farbentönen, Schattierungen u. dgl. besondere Schablonen gibt und diese nach und nach aufsetzt (vgl. Händel, Die Schablonenmalerei des Mittelalters, Weim. 1872). Die Römer bedienten sich der Schablonen zum Schreiben, indem sie dieselben auf Papier legten und über die Einschnitte flüssige Farben strichen. Später wurden besonders Choralbücher mittels Schablonen angefertigt, und gegenwärtig bedient man sich derselben zum Zeichnen der Wäsche, Bücher, Warenkisten etc. (vgl. Tapeten). Das Wort kommt zuerst im 15. Jahrh. in der Form von Scaplioen (altniederländisch schampioen) vor und ist wahrscheinlich auf das mittellat. campio (Kämpfer, Muster, Probe) zurückzuführen. Danach nennt man schablonenmäßig jede Kunstübung, bei welcher die geistige Erfindung fehlt.