MKL1888:Schaltknochen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schaltknochen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 805
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Schaltknochen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 805. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schaltknochen (Version vom 10.11.2022)

[805] Schaltknochen (Zwickelbeine) entstehen entweder durch Auftreten ungewöhnlicher, am normalen Menschenschädel nicht vorhandener Knochennähte oder dadurch, daß beim Erwachsenen Knochennähte erhalten bleiben, die sonst nur beim Fötus oder beim Kinde während der ersten Lebensjahre vorhanden sind. So beruht die Entstehung des Inkaknochens (os Incae, also benannt wegen seines am Schädel von Peruanern besonders häufigen Vorkommens) auf der Abtrennung der Hinterhauptsschuppe vom Reste des Hinterhauptsbeines, wie sie durch die Erhaltung der für gewöhnlich vor dem Schluß des Fötallebens verwachsenden queren Hinterhauptsnaht zu stande kommt. Letztere Naht erscheint gewöhnlich als eine direkte Verlängerung der das Schläfenbein mit dem angrenzenden Seitenwandbein verbindenden Schuppennaht. Durch Erhaltenbleiben der das Stirnbein des Fötus in zwei Hälften zerlegenden Naht, die mit der Kranznaht (Stirnbein und Seitenwandbeine verbindende Naht) und Pfeilnaht (die beiden Seitenwandbeine miteinander verbindende Naht) zusammen ein Kreuz bildet, entstehen die Kreuzköpfe. Der vordere Fontanellknochen (os bregmaticum) ist der die Stelle der großen Fontanelle einnehmende S. von viereckiger, trapezförmiger, runder, ovaler, T-ähnlicher oder biskuitförmiger Gestalt. Je nachdem bei dem Wachstum der die große Fontanelle umgebenden Knochen der frühere oder spätere Verschluß der Knochennähte dem Wachstum in dieser oder jener Richtung ein Hindernis entgegenstellt, muß auch der S. eine verschiedene Gestalt annehmen. Centonze glaubt, daß der vordere Fontanellknochen aus einem besondern (überzähligen) Knochenkern sich entwickele, und daß demselben eine atavistische Bedeutung zukomme. Als Wormsche Knochen (ossa Wormiana) werden kleinere S. bezeichnet, die zwischen zwei Schädelknochen sich einschieben, ohne jedoch den Verlauf der Schädelnähte und die Gesamtform des Schädels wesentlich zu beeinflussen. Der durch eine besondere Knochennaht in zwei Teile gespaltene Jochbogen wird, weil diese Bildung bei Japanern besonders häufig vorkommt, als os Japonicum (japanisches Bein) bezeichnet.