MKL1888:Schild

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schild“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 467468
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Wiktionary: Schild
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Schild. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 467–468. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schild (Version vom 29.09.2021)

[467] Schild, Schutzwaffe gegen Hieb, Stich, Pfeil- und Spießwurf, kommt bereits in prähistorischer Zeit vor (s. Metallzeit). Die älteste Schildform der Griechen war die des Kreises, später, der bessern Deckung wegen,

Fig. 1. Böotischer Schild. Fig. 2. Rund­schild.

oval, etwa 1,5 m lang mit seitlichen Ausschnitten, böotischer S. genannt (Fig. 1), von den Hopliten geführt, während die leichten Truppen später den Rundschild (Fig. 2) oder die halbmondförmige Pelte (Amazonenschild), die Schutzwaffe der leichtbewaffneten Peltasten (s. d., mit Abbildung), trugen. Der S. (Sakos, Aspis) bestand aus mehreren Lagen Rindsleder mit Metallbelag oder mit Randschienen beschlagen, auf denen die Nagelköpfe buckelartig hervortraten. Der S. der Römer war ursprünglich rechteckig, an seine Stelle trat später der

Fig. 3. Scutum der Römer.

tuskische Rundschild (clupeus, aspis), seit den Gallierkriegen das etwa 1,25 m hohe, 80 cm breite Scutum (Fig. 3). Der von den Principes geführte eherne Clupeus wurde durch die kreisrunde Parma von 1 m Durchmesser aus Leder ersetzt, die später die Veliten erhielten. In späterer Zeit waren ovale, rechteckige und sechseckige Schilde im Gebrauch, deren Form u. Bemalung (Blitzstrahlen, Adler, Halbmonde, Lorbeerzweige etc. kommen als Schildzeichen vor) wahrscheinlich zur Unterscheidung der Truppenteile dienten. An der in der Mitte hervortretenden Erhöhung (Omphalos) war oft eine eiserne Spitze angebracht, die nicht allein die Kraft der Wurfspieße, Pfeile, Steine etc. schwächen, sondern im Handgemenge auch als Angriffswaffe dienen sollte; zum Halten des Schildes diente ein lederner Riemen oder eine eherne Handhabe oder wohl auch inwendig angebrachte Querhölzer oder metallene Ringe, durch welche der linke Arm gesteckt ward. Die Perser führten große Schilde aus Flechtwerk, häufig mittels Metallspitze in die Erde zu stecken, um hinter ihnen vorzuschießen. Der Verlust des Schildes in der Schlacht galt als die größte Schande, daher die auf dem Schlachtfeld getöteten oder verwundeten Krieger auf demselben weggetragen wurden. Römer und Griechen machten nicht allein im Einzelgefecht von den Schilden Gebrauch, sondern ganze Abteilungen wußten diese Schutzwaffen so zu verschränken, daß dadurch zum Angriff und vorzüglich zur Verteidigung gegen Reiterei sowie bei Rückzügen, wo die Schwerbewaffneten die leichten Truppen und den Troß in die Mitte nahmen, ein undurchdringliches Schutzdach gebildet wurde, auf welchem die Soldaten beim Stürmen, zur Ersteigung niedriger Mauern selbst mehrfach übereinander stehen konnten. Auf dem S. emporgehoben zu werden, galt lange bei vielen Völkern für die höchste Ehrenbezeigung; bei den Burgundern diente es als Zeichen der Königswahl. Das Mittelalter kannte zwei Hauptformen der Schilde, den Buckeler und den S. im engern Sinn. Der Buckeler war rund, gewölbt mit großem, rübenförmigem Buckel oder Nabel (Fig. 4); er wurde vom 11. Jahrh. an durch den

Fig. 4. Buckeler. Fig. 5. Nor­männ. Schild.

dreieckigen Ritterschild mehr und mehr verdrängt. Die runden Schilde, die vorzugsweise geringerm Kriegsvolk und Söldnern im Ernstkampf dienten, erhielten sich bei den Franzosen, Spaniern, Niederländern und der italienischen Reiterei unter dem besondern Namen Rondellen (Rundtartschen, Rondaches) am längsten (s. Tafel „Rüstungen“, Fig. 6 u. 15) und wurden auch von den orientalischen und asiatischen [468] Völkern bevorzugt (s. Tafel „Rüstungen“, Fig. 11). Die älteste Form des Ritterschildes ist der normännische S. (Fig. 5), länglich, oben abgerundet, unten spitz, stark um den Leib des Trägers gebogen; um 1200 wird der S. oben geradlinig. Sie sind aus Holz gefertigt,

Fig. 6. Tartsche

mit Leinwand, Leder oder Pergament überzogen; auf diesen Überzug wird das Wappen aufgemalt oder, aus geeignetem Material (z. B. aus Pelzwerk) ausgeschnitten, aufgenagelt. Diese Schilde wurden an einem Riemen (Schildfessel) um den Hals getragen. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. verschwanden die Schilde aus dem Kriegsgebrauch, und bei den Turnieren bürgerte sich demnächst die Tartsche (Fig. 6) ein; dieselbe ist rechteckig und heraldisch rechts mit einem Ausschnitt zum Einlegen der Lanze versehen. An diese Form lehnen sich die spätern heraldischen Phantasieschilde an, die der Symmetrie halber an beiden Seiten Ausschnitte erhielten und unten stets abgerundet sind. Eine nur für den Kriegsgebrauch (noch im 16. Jahrh.) dienende Waffe waren die böhmischen Pavesen (Setzschild, auch Sturmwand genannt), bis zu 2 m hoch und verhältnismäßig breit, innen mit Eisen beschlagen und unten mit eisernen Spitzen versehen, mittels deren sie in der Erde festgerammt wurden, um den Kämpfern Deckung zu geben. Im Rittertum des Mittelalters spielte der S. eine bedeutende Rolle. Das Berühren des Schildes ist eine Herausforderung zum Zweikampf; Ritter, die in der Schlacht fielen, wurden mit dem S. bedeckt; in seinem S. empfing der Ritter die Gabe seines Herrn; starb ein Fürst, so trugen seine Getreuen als Zeichen der Landestrauer den S. verkehrt, d. h. mit der Spitze nach oben. Auch das Wort Schildwache gehört hierher, da man an dem Bild auf dem S. erkannte, ob der Träger Feind oder Freund war. Vgl. Wappen.

Schild, in der Jägersprache die vom Suhlen und Maalen auf den Blättern der starken Schweine (gepanzerten Sauen) mit Harz und Schlamm überzogene Schwarte; auch der braune Fleck auf der Brust der Rebhühner; ferner der mit einer Kuh bemalte Leinwandschirm, hinter welchem sich der Jäger beim Fang der Rebhühner im Treibzeug verbirgt.