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MKL1888:Schildläuse

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schildläuse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Schildläuse“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 472
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Schildläuse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 472. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schildl%C3%A4use (Version vom 19.01.2023)

[472] Schildläuse (Scharlachläuse, Coccina Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Halbflügler, parasitisch lebende Tiere, deren Männchen, welche viel seltener als die Weibchen und von manchen Arten gar nicht bekannt sind, borsten- oder schnurförmige Fühler, einen verkümmerten Rüssel, meist verkümmerte Hinterflügel, zweigliederige Tarsen, nicht selten zwei lange Schwanzborsten und zwischen ihnen die Rute besitzen; sie saugen sich als kleine, bewegliche Larven auf der Futterpflanze fest, bohren ihren langen Rüssel tief in deren Gewebe ein und nähren sich von dem Pflanzensaft; sie fertigen im erwachsenen Zustand einen Kokon oder schwitzen ein schützendes Schild aus und verwandeln sich in eine ruhende Puppe, die in kurzer Zeit das geschlechtsreife Insekt liefert, welches nur kurze Zeit lebt und keine Nahrung zu sich nimmt. Die Weibchen zeigen nur als Larven deutlich den Charakter der Ordnung. Ihre Larven saugen sich auf der Futterpflanze fest und verlassen diesen Platz nicht wieder. Die Tiere schwellen bei weiterer Entwickelung und besonders nach der Begattung, die bei einigen Arten fortfällt, stark an, die Gliederung schwindet, Fühler und Beine werden undeutlich, und nun bilden sie ein mit den Rändern an die Epidermis der Pflanze fest anschließendes Schild, unter welchem, oft in einem Filz eingebettet, die Eier abgelegt werden. Manche schwitzen auch auf dem Rücken ein schützendes Schild aus, während die asselförmigen S. nur bereift sind. Meist haftet das Weibchen auch nach dem Tod als schützendes Schild auf den Eiern, und die Jungen verlassen dasselbe erst nach der ersten Häutung. Die meisten S. gehören wärmern Ländern an, mehrere Arten aber werden durch massenhaftes Auftreten auch bei uns auf Eichen, Rosen, Apfel- und Birnbäumen, Pfirsich-, Pflaumen-, Maulbeerbäumen, Oleander, Lorbeer, Ananas, Orangen, am Weinstock etc. schädlich. Zur Entfernung derselben wendet man Tabakwasser und andre ähnliche Flüssigkeiten an und wäscht die getöteten S. mit Pinsel, Bürste oder Schwamm ab. Mehrere Arten gewähren auch Nutzen, wie die Kochenille (Coccus cacti, s. d.), die Kermesschildlaus (C. ilicis, s. Kermes), welche als Farbeware, wie ehemals auch die polnische Kochenille (Johannisblut, Porphyrophora polonica, s. Kochenille), benutzt wird, die Lackschildlaus (Coccus Lacca), welche den Gummilack erzeugt, C. manniparus, die durch das Anstechen von Tamarix die Bildung von Manna veranlaßt, etc.