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MKL1888:Schlammsprudel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schlammsprudel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Schlammsprudel“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 500
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Schlammsprudel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 500. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schlammsprudel (Version vom 14.09.2022)

[500] Schlammsprudel (Schlammvulkane, Salsen, Makaluben, letzterer Name von dem schon Strabon bekannten S. Macaluba bei Girgenti entlehnt), kegelförmige Hügel aus thonigem Schlamm aufgebaut, meist nur wenige Meter, in einzelnen Fällen über 100 m hoch, mit kraterförmiger Einsenkung auf dem Gipfel. Diesem Krater entströmen gewöhnlich Gase (namentlich Kohlenwasserstoffe, daneben auch Kohlensäure), und von Zeit zu Zeit treten explosionsartige Eruptionen auf, welche die Umgebung erschüttern, Steine und Schlamm emporwerfen und als Strommaterial einen mitunter warmen und salzhaltigen Thon liefern, gewöhnlich mit bituminösen Stoffen, Erdöl, Asphalt etc. gemengt. Diese Eruptionen, die kegelförmige Gestalt der Hügel, die zufällige Lage einer Anzahl von Schlammsprudeln in vulkanischen Gegenden, das alles zog den Gedanken groß, daß es sich hier um vulkanische Erscheinungen handle, und veranlaßte den Namen Schlammvulkane. Neuere, namentlich von Gümbel ausgeführte Untersuchungen haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht erwiesen. Es handelt sich vielmehr um ein Aufweichen thoniger und mergeliger Schichten in nicht bedeutender Tiefe und um ein Herauspressen derselben durch expandierende Gase, Zersetzungsprodukte der den Schichten beigemengten Organismen. Von Gümbel rührt auch der praktische Vorschlag her, den Namen Schlammvulkane als auf irrigen Ansichten beruhend aufzugeben und die Bezeichnung S. zu gebrauchen. S. finden sich auf Sizilien und in andern Gegenden Italiens, auf Island, Java, Trinidad, besonders häufig und mit Petroleumquellen regelmäßig verknüpft am Kaspisee (Kertsch, Baku etc.). Auch nach Analogien des Prozesses in geologischer Vorzeit ist gesucht worden; so sind namentlich die sogen. Argila scagliosa im Apennin und der Flysch (s. Tertiärformation) als Produkt voralluvialer S. gedeutet worden.