MKL1888:Schraffieren

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schraffieren“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 621
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Schraffieren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 621. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schraffieren (Version vom 05.04.2023)

[621] Schraffieren (v. ital. sgraffiare, „kratzen“), in den zeichnenden Künsten die Andeutung des Schattens (weiteres s. Schattierung); dann die Darstellung der Abhänge auf Plänen durch nebeneinander gesetzte oder sich durchkreuzende Striche; das Ausfüllen einer begrenzten Figur durch gleichmäßige oder gesetzmäßig ungleichmäßige parallele Linien, um dieselbe in der Zeichnung lebhafter hervorzuheben oder sie durch Nachahmung der Beleuchtung plastisch erscheinen zu lassen. Zur Herstellung gleichmäßiger Schraffierungen dient das Schraffierlineal, welches der Hauptsache nach aus einem Parallellineal besteht, das durch Druck des Fingers auf ein Knöpfchen nach jeder Linie um eine ganz bestimmte, aber vorher einstellbare Größe verschoben wird, so daß die Linien, welche man danach mit der Reißfeder zieht, genau gleiche Entfernung voneinander bekommen. In der Heraldik hat das S. eine besondere Bedeutung. Ursprünglich hatte die Schraffierung den Zweck, leere Felder zu beleben oder die Verwechselung der Tinkturen (s. d.) deutlicher hervortreten zu lassen. Ein bestimmtes System der Schraffierung zum Zweck der Farbenbezeichnung hat zuerst der Niederländer Jacob Francquart (Brüssel 1623) angewendet. Das von der Heraldik aller europäischen Staaten adoptierte, jetzt noch gültige System findet sich zuerst bei dem römischen Jesuiten Silvester a Petra Sancta (1638). Es wird durch untenstehende Figur veranschaulicht.

PurpurSilberGoldSchwarzGrünBlauRot.

Heraldische Schraffierung.

Gold oder Gelb wird durch Punkte, Silber oder Weiß durch Leerlassen des Feldes oder der Figur, Rot durch senkrechte, Blau durch wagerechte, Grün durch rechtsschräge, Schwarz durch die Verbindung senkrechter und wagerechter Linien, Purpur durch linksschräge Linien angedeutet. Das Pelzwerk (s. d.) wird zuweilen zu den Schraffierungen gerechnet, gehört jedoch zu den Heroldsfiguren (s. d.).