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MKL1888:Seidenaffe

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Seidenaffe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Seidenaffe“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 826827
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Seidenaffe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 826–827. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Seidenaffe (Version vom 06.09.2024)

[826] Seidenaffe (Pinselaffe, Hapale Ill.), einzige Gattung aus der Familie der Krallenaffen (Arctopitheci), südamerikanische kleine Affen mit dichtem Wollpelz, langem, schlaffem, nicht zum Greifen geeignetem, behaartem Schwanz und Krallnägeln. Die opponierbare große Zehe trägt einen Plattnagel, der Daumen ist nicht opponierbar. Durch ihren Schädel und ihr Gebiß weichen diese Affen wesentlich von den andern Affen der Neuen Welt ab. Der rundliche Kopf wird oft durch seitliche Haarbüschel geziert. Sie leben gesellig auf Bäumen, nähren sich von Früchten, Eiern, Insekten, schlafen nachts in Baumhöhlen und werfen 2–3 Junge. Das Löwenäffchen (Hapale leonina Ill.), 20–22 cm lang, mit ebenso langem Schwanz, olivenbräunlichem, auf dem Rücken weißlichgelb geflecktem und gestricheltem Pelz, langer, ockergelber Mähne, langhaarigem, oberseits schwarzem, unterseits leberbraunem Schwanz, schwarzem Gesicht und schwarzen Händen und Füßen, bewohnt die heißen Ebenen am östlichen Abfall der Kordilleren, ist, wie alle seine Verwandten, ein echtes Baumtier und nährt sich von süßen Früchten und Kerbtieren. Ähnlich ist das Röteläffchen (H. Rosalia Geoffr., s. Tafel „Affen III“), welches auch als „Löwenäffchen“ nach Europa kommt. Es ist 25–30 cm lang, mit 40 cm langem Schwanz, im Gesicht bräunlich fleischfarben, [827] an Händen und Füßen gelblichbraun. Der Pelz ist rötlichgelb, die Mähne dunkelbraun. Es bewohnt die Waldungen der Ostküste Brasiliens zwischen dem 22. und 23.° südl. Br., lebt familienweise, zeigt sich ängstlich, mißtrauisch, leicht erregbar, wird aber in der Gefangenschaft einigermaßen zahm. Der Uistiti (Marmoset, Saguin, H. Jacchus L.), 22–27 cm lang, mit 30–35 cm langem, geringeltem Schwanz, rostgelb, mit schmalen, schwarzen und weißen Querbinden, unterseits weißlichgrau, mit dunkelbraunem Kopf, dunkelfleischfarbenem Gesicht und weißem Ohrpinsel; er bewohnt die Umgegend von Bahia und die Waldungen der Ostküste zwischen dem 14. und 17.° südl. Br., kommt nicht selten nach Europa und hat sich hier auch fortgepflanzt.