MKL1888:Setzmaschine

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Setzmaschine“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 896897
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Setzmaschine. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 896–897. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Setzmaschine (Version vom 19.04.2021)

[896] Setzmaschine,[WS 1] Vorrichtung zur Herstellung des Typensatzes auf mechanischem Weg, oft verbunden mit einer Ablegemaschine, d. h. einem Apparat zum Auseinandernehmen der benutzten Typen und zum regelmäßigen Sortieren derselben in bestimmte Fächer. Den Bewegungsmechanismus für die Typen bildet meist eine Klaviatur oder Tastenknöpfe; beim Niederdrücken der Tasten öffnen sich entsprechende Typenkanäle, die Type wird frei und gelangt in eine Sammelrinne, wo sie sich mit den nachkommenden zur Zeile vereinigt, um sodann auf die erforderliche Breite abgeteilt und ausgeschlossen, d. h. in den Wortzwischenräumen ausgeglichen, zu werden. Nach vielen vergeblichen Bemühungen (seit 1812) andrer konstruierte der dänische Setzer Christian Sörensen 1855 eine sehr brauchbare, gleichzeitig ablegende und setzende Maschine, welche aber Typen verlangte, von denen jede einzelne Gattung durch besondere Einschnitte von der andern verschieden war. Bei der S. von Kastenbein dient eine vierfach über- und hintereinander [897] gestellte Klaviatur zum Anschlagen der Typen, welche in flachen Blechröhren nicht ihrer Dicke (), sondern ihrer Höhe () nach aufgestellt sind, um dieselben möglichst zusammenzudrängen und solcherweise den von der Hand des Setzers zu durchlaufenden Raum zu verringern; zwischen den Röhren und den Tasten befindet sich ein Schild mit Kanälen, die alle in einer gemeinsamen Öffnung zusammenlaufen, durch welche die Typen in eine Sammelrinne treten, wo sie ein Hebelwerk nach Maßgabe der sich bildenden Typenreihe (Zeile) fortschiebt, um von einem zweiten Arbeiter in Zeilen formiert zu werden. Ihr Heraustreten aus den Röhren wird durch das Anschlagen der Tasten bewirkt. Kastenbein hat auch Ablege- oder Absetzapparate erbaut, bei deren neuesten, sehr vereinfachten die Typen in der gewöhnlichen Weise mit der Hand in die Fächer des Apparats abgelegt werden, von wo aus sie durch ihre eigne Schwere in die Setzröhren gelangen und sich in denselben aufstellen. Maschinen von Kastenbein sind, außer in England, in Frankreich, Belgien, Dänemark und in den Vereinigten Staaten, auch in Deutschland in einigen Exemplaren in Thätigkeit. Die Leistungsfähigkeit derselben beträgt ca. 6000–7000 Typen in der Stunde, je nach der Übung des setzenden Arbeiters. Hooker in London, welcher die „The Clowes“ genannte Maschine baute, setzte an die Stelle der Tastatur kleine Kupferplatten, je eine für eine Type, die in ihrer Zusammenstellung deren Lage im Setzkasten wiedergeben. Jedes dieser Plättchen ist durch eine elektrische Leitung mit einem Magnet verbunden, der hinter der die fragliche Type enthaltenden, nach vorn offenen Typenrinne steht und deren unterste Letter jedesmal heraus- und auf ein endloses Band wirft, sobald der Arbeiter mit einem an dünnem Draht befindlichen Metallstift, mit welchem er die Bewegungen des Setzens macht, das betreffende Plättchen berührt und dadurch die Leitung schließt. Vermittelst der endlosen, über Rollen nach vorwärts laufenden Bänder werden die Typen in eine Sammelrinne gebracht, wo sie sich zu Wörtern vereinigen, um dann von einem zweiten Arbeiter in Zeilen abgeteilt zu werden. Die „Clowes“ eignet sich nur zum Setzen ohne Versalien, diese müssen vom Setzer mit der Hand eingeschaltet werden; in der Schnelligkeit ihrer Leistungen bei versalienfreiem Satz, z. B. Englisch, übertrifft sie indes die Kastenbeinsche Maschine wesentlich. Außer den genannten sind noch mehrere andre Konstruktionen bekannt geworden, zu allgemeiner Einführung hat es aber bis jetzt noch kein System gebracht. Westcott in Amerika hatte zu Philadelphia (1876) eine Maschine ausgestellt, bei welcher ein Schriftgieß- und ein Setzapparat verbunden waren, so daß die auf der Taste angeschlagene Type jedesmal gegossen, das Ablegen somit ganz vermieden wurde; sie arbeitete jedoch zu langsam und inkorrekt, auch war ihr Mechanismus zu kompliziert. Der Umstand, daß die Setzmaschinen immer nur für eine bestimmte Schriftgattung, höchstens zwei, benutzt werden können und durch einen intelligenten Arbeiter oder Arbeiterin bedient werden müssen, ohne deren Thätigkeit wesentlich zu vervielfältigen, hat ihrer allgemeinen Verbreitung bis jetzt im Wege gestanden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe auch den Nachtrag unter Setzmaschinen (Band 17)