MKL1888:Silbe
[967] Silbe (lat. syllaba), die Gesamtheit der Laute, welche wie mit einem Schlag, also ohne neuen Einsatz des Atems hervorgebracht werden. Silben können ein- und mehrlautig sein. Besteht eine S. aus Einem Laut, so muß dies ein mit einem Stimmton versehener Laut sein. Besteht sie, wie z. B. Rad, Hund, hat, mit etc., aus mehreren Lauten, so heißt der, mit welchem sie beginnt, Anlaut, der aber, mit dem sie endet, Auslaut. In der Regel enthält jede S. einen Vokal, und dieser ist der Träger des Accents; doch können auch tönende Konsonanten accentuiert werden und allein oder mit andern Lauten eine S. bilden, wie z. B. in „Handel“ und „ritten“ nach der gewöhnlichen Aussprache, welche das e nicht tönen läßt, l und n selbständige Silben bilden. In einigen Sprachen, z. B. im Sanskrit und in mehreren slawischen Sprachen, werden r und l in sehr vielen Wörtern als Vokale behandelt. Man unterscheidet Stammsilben, in denen der Begriff des Wortes liegt, und welche daher auch allein stehend gebraucht werden können, und Nebensilben, welche nicht den Inhalt oder Begriff des Wortes ausmachen und daher nie allein stehen. Stehen letztere vor der Stammsilbe, so heißen sie Vor-, im entgegengesetzten Fall Nachsilben oder Endungen. In Bezug auf die Zeitdauer, welche zum Aussprechen einer S. erfordert wird (Quantität), teilt man sie in lange und kurze; doch gibt es auch solche, deren Quantität nicht fest bestimmt ist, sondern nach verschiedenen Rücksichten verschieden sein kann. Silbenmaß ist die Bestimmung der Silben nach ihrer Quantität und die darauf sich gründende Anordnung derselben zu Versfüßen und dieser zu Versen (s. Metrik).