MKL1888:Silbermann
[973] Silbermann, berühmte Orgel- und Klavierbauerfamilie: 1) Andreas, geb. 19. Mai 1678 zu Frauenstein im Sächsischen Erzgebirge, gest. 16. März 1734 in Straßburg, wo er sich in den ersten Jahren des 18. Jahrh. etabliert hatte. Er baute 30 Orgeln für Straßburg, Basel, Offenburg, Kolmar etc. und galt für einen der bedeutendsten Orgelbaumeister seiner Zeit. – 2) Gottfried, Bruder des vorigen, geb. 14. Jan. 1683 zu Frauenstein, gest. 4. Aug. 1753 in Dresden, der berühmteste Träger dieses Namens. Sein Vater, ein Zimmermeister, bestimmte ihn für den Beruf eines Buchbinders, S. mußte aber mutwilliger Jugendstreiche wegen fliehen und begab sich nach Straßburg zu seinem Oheim Andreas in die Lehre. 1712 kehrte er in seine Heimat zurück und machte 1714 sein Meisterstück mit dem Bau der großen Orgel für den Dom zu Freiberg (45 Stimmen), welche Stadt er dauernd zu seinem Wohnsitz erkor. S. baute 42 Orgeln, darunter 25 zweimanualige und 4 dreimanualige (Dom zu Freiberg, katholische Schloßkirche, Frauenkirche und Sophienkirche zu Dresden). S. hat aber noch eine andre Bedeutung; er war zwar nicht der erste Erfinder des Hammerklaviers (s. Cristofori), wohl aber wahrscheinlich ein selbständiger Mit- oder Nacherfinder und jedenfalls der erste, welcher dasselbe mit großem Erfolg in Aufnahme brachte (s. Klavier, S. 817). Zu nennen ist noch das von ihm konstruierte [974] Cembal d’amour (s. d.). – 3) Johann Andreas, der älteste Sohn von Andreas S., geb. 26. Juni 1712 zu Straßburg, gest. 11. Febr. 1783 daselbst, baute 44 Orgeln für Straßburg, Kolmar, Basel etc. und schrieb auch eine „Geschichte der Stadt Straßburg“ (1775). Von seinen Söhnen wurde Johann Josias (gest. 3. Juni 1786) ein würdiger Nachfolger seines Vaters. – 4) Johann Daniel, der zweite Sohn von Andreas S., geb. 31. März 1717 zu Straßburg, gest. 6. Mai 1766 in Leipzig, begab sich 1751 zu seinem Oheim Gottfried nach Freiberg und betrieb nach dessen Tod mit Erfolg den Pianofortebau. – 5) Johann Heinrich, der jüngste Sohn von Andreas S., geb. 24. Sept. 1727, gest. 15. Jan. 1799 in Straßburg, betrieb besonders den Bau der Pianofortes nach dem System seines Oheims Gottfried und verbreitete dieselben in Frankreich. Sein Sohn Johann Friedrich, geb. 21. Juni 1762, gest. 8. März 1817 in Straßburg, war ein geschickter Orgelbauer, zugleich ein guter Orgelspieler und auch Komponist.