MKL1888:Soprān

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Soprān“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 4243
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Soprān. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 42–43. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sopr%C4%81n (Version vom 02.05.2023)

[42] Soprān (ital. Soprano, lat. Supremus, Discantus, Cantus, franz. Dessus, engl. Treble), die höchste aller Gattungen der Singstimmen, von der Altstimme dadurch verschieden, daß ihr Schwerpunkt nicht wie bei dieser in dem sogen. Brustregister, sondern in der Kopfstimme liegt. Der S. ist entweder eine Frauen-, [43] Knaben- oder Kastratenstimme; die grausame, naturwidrige Kastration (s. d.) erzeugte Sopranstimmen von dem Timbre der Knabenstimme und der mächtigen Lungenkraft des Mannes. In der päpstlichen Kapelle und auch anderweit wurden statt der Kastraten, die nur zeitweilig zugelassen wurden, und statt der Knaben, welche die schwierige Mensuraltheorie nicht schnell genug zu erlernen vermochten, im 15.–17. Jahrh. sogen. Falsettisten (Tenorini, Alti naturali) zur Ausführung der Sopranparte verwendet, die darum verhältnismäßig tief geschrieben wurden, um die Stimmen nicht allzu schnell zu ruinieren. Der Normalumfang des Soprans ist vom (eingestrichenen) c′ bis zum (zweigestrichenen) a′′; das Brustregister erstreckt sich auf die Töne von f′ oder fis′ abwärts, die Kopfstimme beinahe auf den ganzen Umfang, höchstens versagen c′ und d′. Es sind also dann die Töne d′ bis fis′ beiden Registern gemein, d. h. können auf beide Weise hervorgebracht werden. Bis zum a′′ läßt sich so ziemlich jede normale Sopranstimme ausdehnen, hohe Soprane singen bis c′′′, phänomenale bis fis′′′, g′′′, ja c′′′′ (z. B. Lucrezia Agujari, gest. 1783). Vgl. Mezzosopran.