MKL1888:Speranskij

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Speranskij“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 125
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Speranskij. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 125. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Speranskij (Version vom 14.09.2022)

[125] Speranskij, Michael, Graf, russ. Staatsmann und Publizist, geb. 1. Jan. 1772 zu Tscherkutino im Gouvernement Wladimir, besuchte die geistliche Akademie zu Petersburg, war 1792–97 an derselben Professor der Mathematik und Physik und ward 1801 vom Kaiser Alexander I. zum Staatssekretär beim Reichsrat ernannt. In dieser Stellung verfaßte er die wichtigsten Staatsschriften jener Periode, organisierte 1802 das Ministerium des Innern, sodann auch den Reichsrat neu und trat 1808 an die Spitze der Gesetzkommission, welche ihm einen festern Geschäftsgang verdankt. 1808 ward er Kollege des Justizministers und Staatsrat und 1809 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt, 1812 aber auf Verdächtigungen hin zuerst nach Nishnij Nowgorod, dann nach Perm in die Verbannung geschickt. Schon 1814 ward er aber in den Staatsdienst zurückberufen und erhielt das Gouvernement der Provinz Pensa und 1819 das Generalgouvernement von Sibirien. Hier wirkte er besonders segensreich für das Schicksal der Verbannten und Angesiedelten, bis er im März 1821 zum Mitglied des Reichsrats ernannt wurde. Kaiser Nikolaus beauftragte ihn mit der Sammlung des russischen Gesetzbuchs. Dies veranlaßte ihn zu dem gediegenen „Précis de notions historiques sur la réformation du corps de lois russes, etc.“ (Petersb. 1833). Zuletzt in den Grafenstand erhoben, starb er 23. Febr. 1839 in Petersburg. Vgl. M. Korff, Leben des Grafen S. (St. Petersb. 1861, 2 Bde.; russisch).

Seine Tochter Elisabeth von Bagrejew-S., geb. 17. Dez. 1799 zu Petersburg, hat sich als Schriftstellerin bekannt gemacht. Sie folgte 1812 ihrem Vater in die Verbannung nach Nishnij Nowgorod sowie 1819 nach Sibirien und verheiratete sich dort mit Herrn v. Bagrejew, mit dem sie nach Petersburg zurückkehrte. Zur Ehrendame der Kaiserin Elisabeth ernannt, wurde sie der Mittelpunkt eines auserlesenen Kreises von Gelehrten, Künstlern und Staatsmännern, zog sich aber nach dem Tod ihres Vaters (1839) auf ihre Güter in der Ukraine zurück. Der Tod ihres einzigen Sohns veranlaßte sie zu einer Pilgerfahrt nach Jerusalem, die sie in dem Werk „Les pélerins russes“ (Brüssel 1854, 2 Bde.) beschrieb. Sie starb 4. April 1857 in Wien. Sie schrieb noch: „Méditations chrétiennes“; „La vie de château en Ukraine“; Briefe über Kiew, kleine Erzählungen u. a. Vgl. Duret, Un portrait russe (Leipz. 1867).