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MKL1888:Spinnstube

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Spinnstube“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Spinnstube“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 156
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Spinnstube. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 156. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Spinnstube (Version vom 23.07.2024)

[156] Spinnstube (auch Lichtstube), der ehemals auf dem flachen Land und namentlich in den Gebirgsgegenden weitverbreitete Gebrauch, die langen Winterabende gemeinsam in geselliger Handarbeit hinzubringen. Die S. wird abwechselnd auf dem einen oder andern Hof abgehalten, die Frauen und Mädchen spinnen, die Burschen machen Musik, oder es werden Volkslieder gesungen, Hexen- und Gespenstergeschichten erzählt und allerlei Kurzweil dabei getrieben. Wegen der dabei vorkommenden Ausschreitungen in sittlicher Beziehung mußten in verschiedenen Ländern „Spinnstubenordnungen“, d. h. polizeiliche Regelungen bezüglich der Zeit und Dauer des Beisammenseins, erlassen werden, ja im Bereich des ehemaligen Kurhessen wurden sie bereits 1726 gänzlich verboten. In Nachahmung dieser alten Dorfsitte wurden im Palast Emanuels d. Gr. zu Evora, wo die glänzendste Periode des portugiesischen Hoflebens sich abspielte, die von mehreren Dichtern geschilderten „portugiesischen Spinnstuben“ (Seroëns de Portugal) abgehalten.