MKL1888:Tabor
[485] Tabor, in der türk. Armee das Infanteriebataillon, im Kriegsetat etwa 830 Köpfe stark; 3 Tabors bilden 1 Regiment und 8 Kompanien (Bölük) 1 T.
Tabor (vom türk. thâbûr, „Lager“), bei den Tschechen übliche Bezeichnung für Volksversammlung.
Tabor (Atabyrius mons, arab. Dschebel Tûr), Berg in Palästina, 9 km südwestlich von Nazareth, ein 650 m hoher stumpfer Kegel, nach der (irrigen) Tradition der Berg der Verklärung Christi. Am T. schlug Barak den Kanaaniter Sissera (Richter 4, 6 ff.); Antiochos d. Gr. fand 218 v. Chr. eine Stadt T. auf dem Gipfel des Bergs; 53 n. Chr. wurde hier von den Römern unter Gabinius den Juden eine Schlacht geliefert. Später ließ Josephus den T. befestigen, ebenso 1212 Melek el Adil, der Bruder Saladins; im April 1799 siegte hier General Kléber über die englisch-türkische Armee. Heutzutage befinden sich auf dem Gipfel zwei (nicht alte) Klöster.
Tabor, Stadt im südöstlichen Böhmen, auf steiler, von der Luschnitz umflossener Anhöhe, 460 m ü. M., am Kreuzungspunkt der Staatsbahnlinien Wien-Prag und Iglau-Pisek, hat eine Bezirkshauptmannschaft, ein Kreisgericht, eine Finanzbezirksdirektion, ein Oberrealgymnasium, eine landwirtschaftliche Lehranstalt, eine Dechanteikirche und ein Rathaus (mit Museum), beide aus dem 16. Jahrh., mittelalterliche Stadtmauern mit Türmen, eine neue Synagoge, ein Theater, hübsche Anlagen, eine Badeanstalt, eine Sparkasse (2 Mill. Gulden Einlagen), eine ärarische Tabaksfabrik, Bierbrauerei, Malzfabrik, Gerberei, Kunstmühlen, starken Vieh- und Getreidehandel und (1880) 7413 Einw. Den Marktplatz schmückt seit 1877 ein Denkmal Ziskas. Die Stadt steht an der Stelle der uralten Festung Kotnow, deren malerische Trümmer noch vorhanden sind, und wurde 1420 von den Hussiten unter Ziska als verschanztes Lager (Tábor) erbaut.