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MKL1888:Tankred

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tankred“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Tankred“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 510
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Tankred. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 510. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tankred (Version vom 25.02.2023)

[510] Tankred, 1) T. von Hauteville, normänn. Ritter im 11. Jahrh., dessen zehn Söhne, unter ihnen der berühmte Robert Guiscard und Roger I., 1038 nach Unteritalien zogen, es eroberten und dort das normännische Reich gründeten.

2) Berühmter Kreuzfahrer, Enkel des vorigen, von dessen Tochter Emma aus ihrer Ehe mit dem Markgrafen Otto dem Guten, geb. 1078, begleitete 1096 seinen Vetter Bohemund von Tarent auf dem ersten Kreuzzug, zeichnete sich bei der Belagerung von Nikäa durch Tapferkeit aus, besetzte Tarsos, über dessen Besitz er sich mit Balduin entzweite, that sich vor Antiochia hervor, besetzte Bethlehem, erstürmte bei der Eroberung von Jerusalem zuerst mit den Seinen die Mauern und pflanzte sein Banner auf der Moschee Omars auf. Er blieb auch nach dem Sieg bei Askalon in Palästina und erhielt das Fürstentum Tiberias. Nach dem Tod Gottfrieds von Bouillon suchte er die Wahl zum König von Jerusalem vergeblich auf seinen Vetter Bohemund zu lenken. Als die Sarazenen Bohemund gefangen nahmen und dieser nach seiner Freilassung 1103 nach Europa ging, verwaltete er dessen Fürstentum Antiochia und hielt eine harte Belagerung durch die Sarazenen aus. Er vergrößerte das Fürstentum durch Eroberung von Adana, Mamistra und Laodikea, rettete Edessa vor der Einnahme durch die Seldschukken, worauf ihm auch dieses Fürstentum übertragen wurde, und eroberte Arta. Er starb 21. April 1112. Vermählt war er mit Cäcilie, einer natürlichen Tochter des Königs Philipp I. von Frankreich. Wenn schon Tankreds Ruhm in der Geschichte begründet ist, so ist derselbe doch ganz vorzüglich erhöht worden durch Tassos „Befreites Jerusalem“, worin T. ganz als Held erscheint. Vgl. Raoul von Caen, Gesta Tancredi (in Guizots „Collection des mémoires“); Delabarre, Histoire de Tancrède (Par. 1822), und Kugler, Boemund und T., Fürsten von Antiochien (Tübing. 1862).

3) T. von Lecce, König von Sizilien, natürlicher Sohn des Herzogs Roger von Apulien und Enkel des Königs Roger II. von Sizilien, ward nach Wilhelms des Gütigen Tod 1190 von den Sizilianern in Palermo zum König gewählt und verteidigte den Thron mit Glück gegen Kaiser Heinrich VI. Nach seinem Tod 22. Febr. 1194 mußte sein unmündiger Sohn Wilhelm III. auf die Krone verzichten und starb bald auf der Burg Hohenembs.