MKL1888:Tarquinĭus Priscus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tarquinĭus Priscus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 524
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Tarquinĭus Priscus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 524. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tarquin%C4%ADus_Priscus (Version vom 09.04.2023)

[524] Tarquinĭus Priscus, Lucius, fünfter röm. König (616–578 v. Chr.), Sohn des Korinthers Demaratos und einer Tarquinierin, geboren zu Tarquinii, wanderte, da er dort als Sohn eines Fremdlings keine Ehrenstelle erlangen konnte, auf den Rat seiner mit der Gabe der Weissagung ausgestatteten Gemahlin Tanaquil nach Rom aus. Hier machte er sich sowohl beim König Ancus Marcius als beim Volk sehr beliebt; er wurde daher vom sterbenden König zum Vormund seiner beiden Söhne ernannt und konnte sich nach dessen Tod selbst der Herrschaft bemächtigen. Er vollendete die Unterwerfung Latiums, besiegte die Sabiner und verwendete die gewonnene Beute zur Ausführung großer Bauten. Dahin gehören vor allen: der große Abzugskanal (cloaca maxima), wodurch namentlich das Forum trocken gelegt wurde, die Anlage des Circus maximus, der Beginn einer Stadtmauer und des kapitolinischen Tempels. Der dritten Stammtribus, den Luceres, gewährte er die Aufnahme in den Senat, indem er aus ihnen als Patres minorum gentium 100 neue Senatoren den frühern 200 hinzufügte. Da seine Absicht, drei neue Tribus, wahrscheinlich aus den Plebejern, zu bilden, scheiterte, begnügte er sich, die Zahl der Ritter, die dadurch auf 1800 stieg, zu verdoppeln, ohne den drei alten Centurien neue unter besondern Namen hinzuzufügen. Er wurde von den Söhnen des Ancus, denen er den Thron entzogen, 578 ermordet, sein Tod aber durch die Klugheit der Tanaquil so lange verhehlt, bis es seinem Schwiegersohn Servius Tullius gelungen war, sich die Nachfolge zu sichern.