MKL1888:Tarragōna
[525] Tarragōna, span. Provinz, den südlichsten Teil der Landschaft Katalonien umfassend, grenzt im N. an die Provinz Lerida, im O. an Barcelona, im S. an das Mittelländische Meer, im W. an Castellon, Teruel und Saragossa und hat einen Flächenraum von 6490 qkm (117,8 QM.). Das Innere des Landes ist großenteils gebirgig und enthält unter anderm die Berggruppen des Tosal del Rey (1392 m), Monte Caro (1413 m), Montsant (1071 m), Puig de Montagut (953 m). Ebenen bilden die Meeresküste und die Thäler einzelner Küstenflüsse. Die Provinz enthält den Unterlauf des Ebro mit dem Mündungsdelta, dann von wichtigern Küstenflüssen den Francoli und Gaya. Die Bevölkerung belief sich 1878 auf 330,105 Seelen (51 pro QKilometer) und wurde 1886 auf 345,000 Seelen geschätzt. Produkte sind: Getreide, sehr viel Öl, Seide, viel Wein (1887 wurden auf 110,060 Hektar 1,6 Mill. hl geerntet), Südfrüchte und andres Obst, insbesondere Mandeln, Haselnüsse, Johannisbrot, Lakritzen, dann Bleierz, Braunstein und Salz. Die lebhafte Industrie erzeugt Baumwoll-, Seiden- und Lederwaren, Steingut, Seife, Papier, Essig, Weingeist etc. Der Handel findet in mehreren Häfen, dann in der Küstenbahn Barcelona-Valencia Förderungsmittel. Die Provinz umfaßt acht Gerichtsbezirke (darunter Reus, Tortosa, Valls). Die gleichnamige Hauptstadt, an der Mündung des überbrückten Francoli ins Mittelländische Meer und an der Küstenbahn, welche hier über Reus nach Lerida abzweigt, gelegen, zerfällt in die obere, unregelmäßig gebaute, von starken Festungswerken umgebene Altstadt und die untere, regelmäßig angelegte, durch das Fuerte Real verteidigte Neustadt. Im W. liegt das Fort Olivo, am Hafen das Fort Francoli. Die Stadt hat eine prächtige, 1120 erbaute gotische Kathedrale, viele andre Kirchen, ein Instituto, Seminar, eine Normalschule, Akademie der schönen Künste, ein Altertumsmuseum, ein Theater und einen guten Hafen. Von Altertümern aus der Römerzeit finden sich noch die schöne Wasserleitung Puente de las Ferreras, Ruinen eines Amphitheaters, eines Palastes des Kaisers Augustus etc., der schöne Triumphbogen Arco de Sura und 6 km von der Stadt das unter dem Namen des „Turms der Scipionen“ bekannte Denkmal, welches die Asche der Scipionen enthalten soll. Die Stadt zählt (1886) 23,152 Einw. Die Industrie erstreckt sich auf Spinnerei und Weberei (insbesondere in Seide, auch in Jute), Filz-, Spitzenfabrikation u. a. Von großer Bedeutung sind Handel und Schiffahrt. 1887 sind 1202 Schiffe von 500,723 Ton. im Hafen eingelaufen. Die Einfuhr hatte einen Wert von 31,2, die Ausfuhr einen solchen von 32,2 Mill. Pesetas. Hauptartikel sind beim Import Spiritus (meist aus Deutschland), Getreide (aus Rußland), Holz, Stockfisch, Kohle, Eisen, Schwefel; beim Export Wein (705,464 hl), dann Weingeist, Haselnüsse, Mandeln, Lakritzen, Weinstein. T. ist Sitz des Gouverneurs und eines Erzbischofs (mit dem Titel „Fürst von T.“) sowie eines deutschen Konsuls. – Die Stadt T. (Tarrakon, röm. Tarraco) war in der Römerzeit die Hauptstadt des tarraconensischen Spanien. Während der Völkerwanderung hatte sie unter den Einfällen der Sueven, Vandalen und Goten viel zu leiden. 714 wurde sie von den Mauren nach dreijähriger Belagerung erobert und gänzlich verwüstet, über drei Jahrhunderte später (1038) aber von den Grafen von Barcelona wieder aufgebaut. Das nach 1038 gegründete Bistum ward 1154 zum Erzbistum erhoben. 1119 wurde die Stadt von Alfons I. von Aragonien den Arabern abgenommen. Am 28. Aug. 1811 eroberte sie der französische General Suchet mit Sturm. Im August 1813 ward sie von den Engländern belagert, und da Suchet sie nicht länger behaupten konnte, ließ er die Festungswerke 8. Aug. 1813 sprengen, wobei die Stadt sehr litt. 1833 ward T. Hauptstadt der Provinz.