MKL1888:Tehĕran
[560] Tehĕran, Hauptstadt des pers. Reichs, liegt in der Provinz Irak Adschmi auf einer baumlosen Hochebene, 1170 m ü. M., südlich vom Elburz, hat an Stelle der frühern unansehnlichen Häuser und engen, unregelmäßigen Straßen im letzten Vierteljahrhundert mit Bäumen bepflanzte Boulevards, Plätze und befahrbare Straßen erhalten, und die alten Stadtmauern sind durch Erdwälle ersetzt, welche fast das doppelte Areal umschließen. In der Mitte der Nordseite liegt der große befestigte Palast des Schahs mit Gärten, Teichen, dem Zeughaus, den Gefängnissen, der Militärschule etc. Die Stadt hat 11 Moscheen, eine 1850 gegründete Gelehrtenschule mit Bibliothek, mehrere theologische Hochschulen, große moderne Bazare, zahlreiche Karawanseraien und Bäder, Fabrikation von Eisenwaren, Teppichweberei, Seiden- und Baumwollmanufakturen. Innerhalb der Stadt, besonders an ihrer Nordseite, finden sich schöne Gärten. Im Winter, wo der Hof in T. ist, beträgt die Zahl der Einwohner gegen 200,000 (nach andern nur 120,000), fast lauter Schiiten, von denen im Sommer wegen der unerträglichen Hitze ein großer Teil (darunter auch die europäischen Gesandtschaften) nach der am Fuß des Elburz gelegenen gesündern Landschaft Schemiran übersiedelt. Die Stadt ist für den europäischen Verkehr, der vornehmlich auf der Straße von Poti über Tiflis, Eriwan, Tebriz und Kazwin hierher stattfindet, wie als Sitz des Hofs, der Großen des Reichs und der fremden Gesandten von Wichtigkeit. Durch Neuanlage vieler unterirdischer Wasserleitungen hat sich die früher steppenartige Umgegend neuerdings in bebautes Land umgewandelt mit zahlreichen Ansiedelungen, Dörfern und Palästen. In der Nähe von T. liegen unter andern die königlichen Lustschlösser Negristan mit schönen Gärten, Kasr Kadschar, ein kühner, von Feth Ali ausgeführter terrassenförmiger Bau, und Niaveran im N.; südlich die Trümmer des alten Rhagä (s. d.).