MKL1888:Terramāren

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Terramāren“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 599
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Terramāren. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 599. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Terram%C4%81ren (Version vom 05.07.2022)

[599] Terramāren (v. ital. terra di mare, „Meereserde, angeschwemmtes Land“), in Parma, Modena und Reggio, vorwiegend in der Ebene zwischen Po und Apennin, hügelartige Erhebungen von 5 m und mehr Höhe und 60–70 m Durchmesser, hervorgegangen aus pfahlbauähnlichen Konstruktionen, die man in sumpfigem Terrain oder inmitten eines künstlich gegrabenen Bassins aufführte. Der Unrat und die Küchenabfälle wuchsen unter der Balkendecke allmählich an und bildeten den Kern des Hügels, auf dem die Menschen wohnen blieben, indem sie nur von Zeit zu Zeit ihre Wohnungen in ein etwas höheres Niveau verlegten. Bisweilen liegen die T. auf natürlichen Hügeln; auch fehlt bisweilen das Pfahlwerk. Einige T. sind wohl schon in der „neolithischen Zeit“ bewohnt gewesen; die Mehrzahl derselben enthält jedoch primitive Bronzegegenstände, namentlich Haus- und Ackergeräte und Schmuckgegenstände, seltener Waffen. Die bemerkenswerte Übereinstimmung zwischen den Fundgegenständen und der Konstruktion der schweizerischen Pfahlbauten und der T. hat zu der Annahme geführt, daß die Besiedler der T. sowie die Bewohner der Pfahlbauten Piemonts, der Lombardei und Venetiens von Norden her über die Alpen gekommen seien. Helbig („Die Italiker in der Poebene“, Leipz. 1879) glaubt, daß die T. wie die Pfahlbauten an den oberitalienischen Seen von den Italikern herrühren und die ersten Niederlassungen dieses Volkes bilden.