MKL1888:Tiëntsin
[697] Tiëntsin, Traktatshafen in der chines. Provinz Petschili, am Ausfluß des Großen Kanals in den Peiho, 45 km vom Meer gelegen, mit 950,000 Einw., gilt als Eingangsthor Pekings von der Seeseite, ist Sitz verschiedener Konsuln (darunter auch eines deutschen Berufskonsuls), Standort eines von Europäern geschulten chinesischen Armeekorps und nicht bloß für den westeuropäischen Handel (der Wert der Ein- und Ausfuhr betrug 1887: 7,652,000 Taels), sondern insbesondere auch für den russisch-chinesischen Landhandel der wichtigste Stapelplatz. Die Zahl der im Hafen von T. 1888 ein- und ausgegangenen Schiffe belief sich auf 1140 mit 864,098 Ton. Die Handelsniederlassung der Europäer liegt am Nordufer des Peiho, 3 km von der chinesischen Stadt, und enthält großartige Warenmagazine und schöne Wohnhäuser. Die an der Peihomündung liegenden Takuforts wurden 23. Mai 1858 und wieder 21. Aug. 1860 von den Franzosen und Engländern erobert, worauf die Einnahme von Peking und 24. und 25. Okt. die Bestätigung der Verträge von T. vom 26. und 27. Juni 1858 (s. China, S. 20) erfolgte. Seither wurden neue Forts errichtet, ältere umgebaut, ein ausgedehntes befestigtes Lager angelegt, Kruppsche Riesenkanonen aufgestellt, zwei Minensperren vorbereitet und bei T. eine Torpedoflottille stationiert, so daß die französische Flotte 1885 einen Angriff auf T. nicht wagte, sich vielmehr auf die Blockierung der Peihomündung beschränkte. Hier wurde auch 9. Juni 1885 der Friede unterzeichnet, wodurch China seine Rechte auf Tongking an Frankreich abtrat.