MKL1888:Tiergeographie

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 15 (1889), Seite 701
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Tiergeographie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 701. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tiergeographie (Version vom 06.04.2024)

[701] Tiergeographie, die Lehre von der geographischen Verbreitung der Tiere, s. Tier, S. 699 f.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 794798
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[794]  Tiergeographie (hierzu 4 Tafeln: „Verbreitung der Tiere I–IV“ mit 12 Kärtchen). Die Verbreitung der Tiere auf der Erde, wie sie sich uns heute als eine Folge verschiedenartiger Ursachen darstellt (s. Tier, Bd. 15, S. 699), läßt auf dem festen Land sowohl als im Meer eine Reihe von Distrikten unterscheiden, die durch ihre Fauna charakterisiert sind. Da die Lebensbedingungen der Tiere sehr verschiedene sind, wird eine Darstellung tierischer Verbreitungsbezirke verschieden ausfallen müssen, je nachdem die Verbreitung der einen oder der andern größern Gruppe des Tierreichs zu Grunde gelegt wird. Besonders wird eine solche Verschiedenheit sich geltend machen, wenn es sich um Abgrenzung kleinerer Bezirke handelt, während die wenigen großen Distrikte, zu deren Aufstellung das Studium der geographischen Verbreitung der Tiere geführt hat, so ziemlich für das ganze Tierreich Geltung haben. Da die Verbreitung der niedrigen Tiere noch sehr ungenügend bekannt ist, legt man einer kartographischen Darstellung der allgemeinen Verbreitung der Landtiere bis jetzt fast ausschließlich die Verbreitung der Wirbeltiere und unter diesen wiederum der Säugetiere zu Grunde. Bei einem Entwurf der Verbreitung der Meerestiere wird die Darstellung zu verschiedenem Resultat führen, je nachdem die Verbreitung der Küstentiere oder die Verbreitung der frei schwimmenden

[Ξ]

VERBREITUNG DER TIERE I. SÄUGETIERE I.
Tiergeographische Landregionen.
Affen u. Halbaffen.
Fledermäuse (Chiroptera)

[Ξ]

VERBREITUNG DER TIERE II. SÄUGETIERE II.
Raubtiere (Carnivora) I.
Raubtiere (Carnivora) II.
Insektenfresser (Insectivora)

[Ξ]

VERBREITUNG DER TIERE III. SÄUGETIERE III.
Nagetiere I.
Nagetiere II.
Rüsseltiere u. nicht wiederkäuende Paarzeher.

[Ξ]

VERBREITUNG DER TIERE IV. SÄUGETIERE IV.
Wiederkäuer.
Unpaarzeher, Fischsäuget. u. Flossenfüßler.
Zahnarme Tiere, Beuteltiere u. Kloakentiere.

[795] pelagischen Fauna ins Auge gefaßt wird (s. Meeresfauna, Bd. 17).

Das Studium der Verbreitung der Wirbeltiere hat mehrfach zur Einteilung der Erde in große zoogeographische Bezirke geführt, unter welchen die von Wallace aufgestellten Regionen sich auch heute noch des allgemeinsten Beifalls erfreuen, mit der Einschränkung, daß neuerdings von den meisten Zoogeographen die nördlichsten Teile der paläarktischen und nearktischen Region abgetrennt und als arktische Zirkumpolarregion zusammengefaßt werden. Im Süden entspricht dieser Region die von Reichenow vorgeschlagene antarktische Zirkumpolarregion. Mit den erwähnten Abänderungen an den großen Wallaceschen Regionen sind es deren acht: arktische Zirkumpolarregion, paläarktische Region, äthiopische Region, orientalische Region, nearktische Region, neotropische Region, australische Region, antarktische Region. In der Zerlegung dieser großen primären Bezirke in geographische Verbreitungsbezirke sekundärer, tertiärer etc. Bedeutung gehen die Ansichten rasch auseinander je nach dem Studium der Verbreitung verschiedener Gruppen. Nur einzelne Unterabteilungen, wie die madegassische oder neuseeländische, haben allgemeine Geltung. Statt der Bezeichnung „Region“ für die primären Bezirke, die in „Subregionen“ zerfallen, werden erstere auch „Zonen“ oder „Reiche“ genannt, in welchem Fall dann Region den Unterbezirk bezeichnet. Die Verbreitung der Säugetiere läßt die acht Regionen als gleichwertig erscheinen, das Studium der Verbreitung der Vögel dagegen führt nach Reichenow zu anderm Resultat. Die arktische Region erscheint auch in diesem Fall als selbständige Region, ebenso die antarktische und die australische (= südliche) Region. Die übrigen Faunengebiete der Erde aber faßt Reichenow besonders mit Rücksicht auf die Herkunft ihrer Avifauna in andrer Weise auf, als dies auf Grund der Verteilung der Säugetiere geschieht. Die nearktische und neotropische Region werden von ihm zu einem großen Komplex, der westlichen Region, vereinigt, deren Unterabteilungen sie bilden, und in gleicher Weise sind das paläarktische, orientalische und äthiopische Faunengebiet (letzteres mit Ausschluß Madagaskars) nur Unterabteilungen einer großen faunistischen Region, die Reichenow als „östliche“ bezeichnet. Madagaskar bildet wegen seiner eigentümlichen Fauna mit den Maskarenen, Komoren und Seschellen in dieser Auffassung eine eigne, den übrigen großen Komplexen gleichwertige, tiergeographische Region.

Erklärung der beifolgenden Karten.

Von beifolgenden Karten zeigt die erste die acht großen Verbreitungsregionen der landbewohnenden Tiere. Auf den folgenden 11 ist die Verbreitung der Säugetiere dargestellt. Um eine Überfüllung zu vermeiden, konnten bei den familienreichern Ordnungen nur die wichtigsten Familien besonders markiert werden, während unwichtigere mit andern vereint wurden oder auch ganz außer acht gelassen werden mußten. Von allgemein bekanntern Tieren der einzelnen Familien ist die Verbreitung derselben noch außerdem in der Weise dargestellt, daß der (soweit thunlich) deutsche Name der Tiere innerhalb seines Verbreitungsbezirks eingetragen wurde, wobei durch Unterstreichen des Namens mit der betreffenden Farbe die Zugehörigkeit der einzelnen Tiere zu den großen Gruppen, deren Verbreitung angegeben ist, gekennzeichnet wurde. Im folgenden Ergänzungsband (Band 18) werden auf weitern 11 Karten die übrigen Wirbeltiere (mit Ausnahme der Fische) behandelt werden. Die letzte Karte wird die Einteilung der Meere in einzelne Distrikte darstellen.

[Tafel I, Karte 1: Tiergeographische Landregionen.] a) Arktische Zirkumpolarregion; umfaßt die nördlichsten Teile der Alten und Neuen Welt; ihre Südgrenze wird gebildet durch die Nordgrenze des Baumwuchses; nördlich verliert sie sich in die Nordpolarregion, zu ihr gehören Grönland und alle Inseln des Nördlichen Eismeers. Die Verbindung zwischen den Teilen der Alten und Neuen Welt erfolgt an der schmalen Beringsstraße. Sie stellt ein einheitliches, in keine Unterregionen zerfallendes Gebiet dar, zoologisch gekennzeichnet durch eine artenarme, aber charakteristische Fauna, die sich der Mehrzahl nach über das ganze Gebiet verbreitet. b) Paläarktische Region (östliche gemäßigte Region); umfaßt ganz Europa mit Ausschluß des nördlichsten Teils, Asien mit Ausschluß des nördlichsten und südlichsten Gebiets und den nördlichsten Teil Afrikas. Sie stößt nördlich an den europäisch-asiatischen Teil der Polarregion, südlich an die äthiopische und orientalische Region. Die großen Verschiedenheiten, die Klima, Bodenbeschaffenheit und Vegetation innerhalb dieser über 45 Breiten- und 150 Längengrade sich erstreckenden Region ausweisen, sowie der leicht mögliche Austausch ihrer Fauna mit der Fauna der südlich mit breiten Grenzen anstoßenden äthiopischen und orientalischen Region läßt eine größere Anzahl Subregionen unterscheiden. Trotz der großen Ausdehnung ist die paläarktische Region sehr arm an charakteristischen Tierformen. c) Die äthiopische Region; umfaßt ganz Afrika mit Ausnahme des nördlichsten, zur paläarktischen Region gehörigen Teils; diese scharf umschriebene Region enthält eine Anzahl Charaktertiere, wie Flußpferd, Giraffe, Antilopen, bestimmte Affen, Strauße, Pisangfresser, Perlhühner u. a. Zu ihr gehört auch Madagaskar; meist als eine scharf charakterisierte Subregion aufgefaßt, unterscheidet sich diese Insel nebst den Maskarenen und Komoren so wesentlich in ihrer Fauna von allen übrigen Gebieten, daß sie auch als eigne Region, madegassische Region, angesehen werden kann. Hier ist die Heimat der Halbaffen, des merkwürdigen Raubtiers Cryptoprocta und einer ganzen Reihe charakteristischer Vögel. d) Die orientalische Region; umfaßt Vorder- und Hinterindien, Südchina bis Schanghai, Ceylon, Sumatra, Java, Borneo, die Philippinen und Formosa. Trotz ihrer geringen Ausdehnung zeigt diese unter den Tropen liegende Region eine sehr mannigfache Fauna, von deren Charakterformen der indische Elefant, Rhinozeros, Tiger, Flattermaki, Spitzhörnchen, Moschushirsch, Pfau, Argusfasan, Kammhuhn, Edelsittich hervorgehoben sein sollen. Unter den verschiedenen Subregionen, in welche diese Region geteilt ist, unterscheidet sich die indomalaiische Subregion (Halbinsel Malakka, Sumatra, Java, Borneo, Philippinen) wesentlich von den übrigen. e) Nearktische Region (westliche gemäßigte Region); umfaßt Nordamerika von der südlichen Grenze der arktischen Region an bis Nordmexiko inklusive und bis zum Golf von Mexiko. Der Charakter der Fauna nähert sich dem der Fauna der östlich gemäßigten Region, indem besonders bei den Säugetieren sich in beiden Regionen sehr nahe verwandte, ja zum Teil dieselben Formen finden; bei den Vögeln treffen wir zwar auch korrespondierende Gruppen, doch weichen dieselben bedeutender ab, und durch Einwanderung tropischer Formen aus dem Süden erhält die nearktische Avifauna ein andres Gepräge als die paläarktische. f) Die neotropische Region; umfaßt Südmexiko, [796] Zentralamerika mit den Antillen und ganz Südamerika nebst Feuerland und den Falklandinseln. Diese ungemein reiche Region enthält eine Fülle von Charakterformen. Die hier vorkommenden Affen sind korrespondierende Vertreter der Affen der Alten Welt, ebenso findet sich eine ganze Familie charakteristischer Fledermäuse auf diese Region beschränkt. Von sonstigen Charaktertieren sei noch erinnert an die Faultiere, Gürteltiere, Ameisenbären, Lamas, den Jaguar, das Stinktier, die Beutelratte, die Straußengattung Rhea, die Hokkos, die Pfefferfresser, die Kolibris, die Klapperschlangen, die Iguanen u. a. Von den Unterregionen ist am besten die der Antillen charakterisiert. g) Die australische Region; umfaßt Australien und Neuguinea als Mittelpunkt, dann im O. Celebes, Lombok, Timor und die übrigen Molukken, westlich die pazifische Inselwelt bis zu den Sandwich- und Markesasinseln sowie Tasmania und Neuseeland. Die australische Region steht besonders in der Säugetierfauna allen andern Regionen fremd gegenüber. Sie besitzt eigen die Kloakentiere und fast eigen die Beuteltiere, während dagegen mit Ausnahme der Fledermäuse und Nager alle übrigen auf der Erde lebenden Säugetiere hier völlig fehlen, resp. wenn solche vorhanden sind, erst eingeführt wurden. Auch die Vogelfauna, welcher die sonst weitverbreiteten Geier, Spechte, Finken, Fasanen, Feldhühner fehlen, zeigt dafür viele eigentümliche Formen, so die Kasuare, Kiwis, Kakadus, Paradiesvögel. Die vier Subregionen, die australische, austro-malaiische, polynesische und neuseeländische Subregion, sind infolge der physikalischen Verschiedenheiten in ihrer Fauna scharf gesondert. Die neuseeländische Subregion ist der jedenfalls älteste Teil der selbst der ganzen übrigen Welt alt gegenüberstehenden australischen Region. In jener finden sich von Säugetieren nur zwei Fledermäuse; die ihr zukommenden Vogelarten, darunter der Eulenpapagei, der Nestorkakadu, sind höchst eigentümlich, und auf Neuseeland beschränkt ist auch das merkwürdige Reptil Hatteria, eine uralte Mischform, die eine ganze Reihe von Charakteren vereint, welche heute auf die verschiedenartigsten Reptilien verteilt sind. h) Die antarktische Zirkumpolarregion umfaßt die Inseln des antarktischen Meers, Südgeorgien, Prinz Edwards-, Crozet-, Kerguelen-, Macdonaldinseln, St. Paul, Neu-Amsterdam. Die charakteristischen Bewohner dieser Region, von welcher wir nur den nördlichsten Teil kennen, sind Pinguine und bestimmte Meersäuger, wie der Seeelefant.

[Tafel I, Karte 2: Verbreitung der Affen und Halbaffen.] Die Affen bewohnen die tropischen und gemäßigten Gegenden Amerikas, Afrikas, Asiens und Europas (wenige Exemplare des Magot in den Felsen von Gibraltar). Ausschließlich neuweltlich sind die Breitnasen (Brüllaffe, Klammeraffe, Schweifaffe, Nachtaffe); ausschließlich altweltlich die Schmalnasen (Schimpanse und Gorilla in Afrika, Orang-Utan auf Sumatra und Borneo, Gibbons, Paviane, Meerkatzen und Schlankaffen). Von den Halbaffen sind viele charakteristisch für Madagaskar (Halbmaki, Schleiermaki u. a. und das Fingertier).

[Tafel I, Karte 3: Fledermäuse.] Kosmopolitisch, ausgenommen die kältesten Regionen. Die Familie der fliegenden Hunde ist besonders charakteristisch für die heißen Gegenden der östlichen Halbkugel. Die weiteste Verbreitung besitzen die echten Fledermäuse (z. B. auf Neuseeland, Sandwichinseln, Feuerland, Alëuten), die übrigen Familien sind über die wärmern Teile der beiden Halbkugeln verbreitet, wobei einzelne Familien in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten (z. B. altweltliche Hufeisennasen und Ziernasen einerseits und die blattschnauzigen Fledermäuse der Neuen Welt anderseits).

[Tafel II, Karte 1: Raubtiere I.] Raubtiere fehlen allgemein nur der australischen und antarktischen Region und von den Subregionen nur den Antillen. Die Verbreitung der in verschiedene Gruppen geteilten Katzen ist sehr ausgedehnt. Altweltlich sind Wildkatze, Löwe, Tiger, Zwergkatze, neuweltlich die einfarbigen Katzen (Puma, Yaguarundi); die Gruppe der Pantherkatzen altweltlich (Panther, Leopard) und neuweltlich (Jaguar, Ozelot, Pampaskatze). Die Hundskatzen (Gepard) sind asiatisch und afrikanisch, die Luchse gehören beiden Hemisphären an (Luchs, Pardelluchs, kanadischer Luchs). Die Zibetkatzen gehören nur der äthiopischen, orientalischen und dem Süden der paläarktischen Region an (Zibetkatze, Rasse, Genette, Ichneumon). Madegassisch ist das verwandte Beutelfrett, neotropisch das Katzenfrett. Die Hyänen sind afrikanische Charaktertiere, nur eine Art geht nach Asien hinüber bis zum Kaukasus und Altai. Die Familie der Bären hat eine sehr ausgedehnte Verbreitung, der nördlichste Vertreter (Eisbär) ist zirkumpolar; altweltlich sind der braune Bär (Europa und Asien), der malaiische Bär, Lippenbär, Bärenmarder (sämtlich Hinterindien und Große Sundainseln) und der Katzenbär (östlicher Himalaja und Osttibet); neuweltliche Bären sind: Grislybär, Baribal (beide Nordamerika), Brillenbär (Chile, Peru), Wickelbär (Guayana, Peru), Waschbär (tropisches Amerika) und Rüsselbär (Südamerika).

[Tafel II, Karte 2: Raubtiere II.] Die Hunde haben die fast kosmopolitische Verbreitung der Ordnung überhaupt, nur der australischen Region, den Antillen und noch Madagaskar fehlen sie. Wolf und Fuchs sind paläarktisch und nearktisch, paläarktisch und äthiopisch sind die Schakale; der Polarfuchs ist zirkumpolar, neuweltliche Hunde sind der Präriewolf und brasilische Fuchs. Von den Mardern fehlen die Landmarder im Verbreitungsgebiet der Familie nur der äthiopischen Region; hervorzuheben sind Hermelin und Vielfraß. Von den Stinktieren ist eine Art (Bandiltis) vorwiegend äthiopisch, die andern beiden (Chinga und Surilho) amerikanisch. Die Dachse sind weit verbreitet, wobei jedoch die einzelnen Hauptgattungen (Dachs, amerikanischer Dachs, Honigdachs, Stinkdachs) in den einzelnen Regionen in ihrem Vorkommen sich gegenseitig vertreten. Sehr weit verbreitet und zwar in einer und derselben Gattung, dem Fischotter, sind die Fischottern, deren stattlichster Vertreter, der Seeotter, marin ist; er findet sich im nördlichsten Teil des Stillen Ozeans.

[Tafel II, Karte 3: Insektenfresser.] Die Insektenfresser bilden eine kleine, auf den Aussterbeetat gesetzte Ordnung, woraus sich auch das versprengte Vorkommen einzelner Gattungen erklärt; fehlen in der antarktischen Region, Australien und Südamerika. Die Spitzmäuse haben die Verbreitung der Ordnung. Die Maulwürfe oder Mulle gehören den nördlichen gemäßigten Zonen beider Erdhälften an, nur in einer versprengten Gattung im Süden Afrikas vorkommend. Die Igel gehören dem gemäßigten Asien, Europa und nördlichen Afrika an, isoliert in Südafrika und dann auf Sumatra, Borneo, Java vorkommend. Die Rohrrüßler sind ausschließlich afrikanisch, die Spitzhörnchen auf Hinterindien, Sumatra, Java und Borneo beschränkt. Die Borstenigel sind charakteristisch madegassisch, eine Gattung jedoch (Solenodon) kommt auf Westindien vor; die Otternspitzmaus [797] findet sich nur in Westafrika. Die Flattermakis haben ihre Heimat auf den Sundainseln, den Molukken und Philippinen.

[Tafel III, Karte 1: Nagetiere I.] Die Mäuse sind ebenso wie die ganze Ordnung kosmopolitisch, nur der antarktischen Region absolut fehlend; in der australischen fehlen sie Neuseeland. Die Gattung Mus fehlt ursprünglich der Neuen Welt, nur durch vikarierende Gattungen vertreten. Die ebenfalls sehr weit verbreiteten Eichhörnchen gehören besonders der gemäßigten Region an. Hauptsächlich den gemäßigten Regionen gehören an die Flughörnchen, die jedoch auch bis Borneo gehen, die Backenhörnchen, die Ziesel, das Murmeltier. Die Wühlmäuse verbreiten sich über die nördlichen und gemäßigten Regionen beider Hemisphären; die weiteste Verbreitung hat die vielgespaltene Gattung Feldmaus; charakteristischer Bewohner der arktischen Zirkumpolarregion ist der Lemming. Die ausschließlich altweltlichen Siebenschläfer bewohnen die äthiopische Region mit Ausnahme Madagaskars und die gemäßigten Teile der paläarktischen Region, östlich bis Japan gehend. Die durch wahrscheinlich nur eine Art vertretene, dem Aussterben entgegengehende Familie der Biber bewohnt ausschließlich kalte u. gemäßigte Zonen beider Erdhälften. Die Trugratten sind versprengt verbreitet, so auf den Antillen (Ferkelratte), in Südamerika (Sumpfbiber, Lanzenratte, Strauchratte, Kammratte) und in Afrika (Borstenferkel, Fächerschwanzmaus, Felsenmaus).

[Tafel III, Karte 2: Nagetiere II.] Die Erdmäuse sind ausschließlich nearktisch, die Wurfmäuse oder Maulwurfsratten dagegen ausschließlich altweltlich, hier aber sehr versprengt vorkommend, so in ganz Afrika, Südosteuropa, im westlichen Asien, in Nordindien, Malakka, Südchina. Die Meerschweinchen mit Aguti, Paca, Wasserschwein, dem größten aller Nager, und Cavia, der Stammform der bekannten Meerschweinchen, sind rein neotropisch. In der beiden Hemisphären zukommenden Familie der Stachelschweine vertreten sich nahe verwandte Gattungen in der Alten und Neuen Welt. Die altweltlichen, gefurchte Sohlen besitzenden Stachelschweine verteilen sich über den Südteil der paläarktischen Region, die orientalische Region und die äthiopische mit Ausnahme Madagaskars; die Stachelschweine der Neuen Welt, durch warzige Sohle und Greifschwanz ausgezeichnet, gehören Nord- und Südamerika an. Die Springmäuse leben in den meisten Arten in Afrika und Asien, einige in Südosteuropa und in Amerika. Die Hasenmäuse, wegen ihres Pelzes geschätzt (Chinchilla, Viscacha), gehören ausschließlich Südamerika an, wo die Tiere die Bergketten der Anden und in einer Gattung die Pampas bewohnen. Die Hasen sind sehr verbreitet über die ganze nearktische und paläarktische Region, wo sie teilweise in den hohen Norden hinaufgehen, dagegen finden sie sich nur spärlich in der äthiopischen und orientalischen Region und kommen in der neotropischen nur in einigen Teilen Brasiliens vor.

[Tafel III, Karte 3: Rüsseltiere und nicht wiederkäuende Paarzeher.] Die Rüsseltiere sind heute nur noch durch die Gattung Elefant vertreten, die in zwei Arten Afrika (besonders Zentralafrika) und Indien (Vorder- und Hinterindien bis zum 30.° nördl. Br., Malakka, Ceylon, Sumatra, vereinzelt auch Borneo) angehört. Von den nicht wiederkäuenden Paarzehern verbreiten sich die Schweine über die paläarktische Region (mit Ausnahme der nördlichsten Gegenden), die äthiopische, orientalische und gehen selbst in die australische über. Rein neotropisch sind die Nabelschweine. Das Flußpferd als einziger Vertreter der Familie der Obesa ist afrikanisch und findet sich in Afrika von Abessinien und Senegambien bis Südafrika in allen größern Seen und Flüssen.

[Tafel IV, Karte 1: Wiederkäuer.] Die Familie der Rinder, Ochsen und Büffel umfassend, ist in wild lebenden Formen heute sehr verschieden verbreitet. Das Rind kommt noch wild vor in der orientalischen Region (Bantang, javanisches Rind, Gayal, Zebu). Die Gattung Bison mit der europäischen halbwilden Art Wisent und der amerikanischen Art Büffel geht dem Aussterben entgegen. Die Gattung Moschusochs ist den amerikanischen Polargegenden eigen. Die Gattung Büffel ist weit durch Afrika verbreitet (Kafferbüffel und roter Büffel) und gehört ferner Asien an (asiatischer Büffel, Riesenbüffel), der Grunzochs Yak ist auf das tibetische Hochland beschränkt, und mit einer Art, der wilden Kuh von Celebes, geht die Familie in die australische Region über. Die Familie der Schafe, die Ziegen und Steinböcke nebst den Schafen umfassend, besitzt ausgeprägt paläarktischen Charakter, nur das Dickhornschaf bewohnt als einziger neuweltlicher Vertreter der ganzen Familie das Felsengebirge Nordamerikas und Küstengebirge Kaliforniens. Die Antilopen sind ebenfalls mit nur zwei Ausnahmen altweltlich; die Ausnahmen sind die Gabelantilope der großen Ebenen zwischen dem Küstengebirge Kaliforniens und dem Missouri und die Schneeziege des amerikanischen Felsengebirges; in der Alten Welt sind die Antilopen in erster Linie Charaktertiere der äthiopischen Region (Gazelle, Kuhantilope, Zwergantilope, Säbelantilope, Springbock, Gnu u. a.), finden sich ferner in der orientalischen (Vierhornantilope, Goral, Sassi) und der paläarktischen Region (Gemse, Saiga-Antilope u. a.). Die Hirsche finden sich in allen Regionen außer der antarktischen und merkwürdigerweise der äthiopischen, in der australischen sind sie nur von Timor und den Molukken bekannt. Arktisch zirkumpolar ist das Renntier, weniger nördlich geht das Elen; die echten Hirsche haben fast die Verbreitung der Familie; das Damwild gehört den Mittelmeerländern an, eine andre Gattung mit dem Hauptvertreter Muntjak den Waldgegenden der orientalischen Region. Die Familie Devexa, nur durch die Giraffe vertreten, kommt dem mittlern und südlichen Afrika zu, die Moschustiere, ebenfalls nur eine Art, den Hochgebirgen Chinas und Tibets. Die Familie der Kamele hat eine sehr versprengte Verbreitung; die überwiegende Mehrzahl aller Glieder sind Haustiere. Die Gattung Kamel ist eine charakteristische Wüstenform der paläarktischen Region, die eine Art, Dromedar, ist nordafrikanisches Haustier, das Trampeltier asiatisch; in der Neuen Welt bewohnt die Familie Südamerika (Guanako, Lama, Vicunna, Alpako).

[Tafel IV, Karte 2: Unpaarzeher, Fischsäugetiere, Flossenfüßer.] Die Familie der Pferde (Pferde, Esel, Zebra) ist gegenwärtig auf die südlichen Teile der paläarktischen Region und die äthiopische Region mit Ausnahme Madagaskars beschränkt. Die Pferde Südamerikas sind nur verwildert. Die Familie der Nashörner ist nur durch das Rhinozeros vertreten, welches sich im heißen Afrika und den heißen Teilen der orientalischen Region findet. Die Tapire sind orientalisch und neotropisch. Von den meerbewohnenden Säugetieren haben die Zahnwale die weiteste Verbreitung, unter diesen die Delphine, welche in allen Meeren vorkommen und selbst in Flüsse hinaufsteigen (indischer Flußdelphin im Ganges und [798] amerikanischer Flußdelphin im Amazonas und Orinoko), tropisch sind speziell die Pottwale. Die Bartenwale sind ausgesprochen arktische und antarktische Tiere. Die pflanzenfressenden Wale (Sirenen) bewohnen in ihren jetzigen Vertretern drei verschiedene Gebiete: die Westküste des tropischen Afrika von Senegambien bis Guinea nebst allen Flußmündungen (afrikanischer Manati), die Küste Amerikas vom Golf von Mexiko bis Nordbrasilien und den untern Orinoko und Amazonas (amerikanischer Manati) und den Indischen Ozean vom Roten Meer bis Ceylon, den Malaiischen Archipel und die Nordküste Australiens (Dugong). Von den Flossenfüßern ist die eine Familie, nur das Walroß umfassend, arktisch zirkumpolar. Die Ohrenrobben sind scharf nach Arten lokalisiert; sie fehlen im Atlantischen Ozean; die Seehunde finden sich in allen Meeren der kalten und gemäßigten Zone.

[Tafel IV, Karte 3: Zahnarme, Beuteltiere und Kloakentiere.] Mit Ausnahme zweier Gattungen, Erdferkel und Schuppentier, welche beide der äthiopischen Region angehören, und von denen das Schuppentier sich auch noch in der orientalischen findet, sind die Zahnarmen neotropische Charaktertiere; Gürteltiere finden sich daselbst in der ganzen festländischen Ausdehnung der Region, während andre lokalisierte sind. Die Beuteltiere sind in hohem Grade Tiere Australiens, dem so ziemlich alle andern Säugetiere fehlen, während die Beuteltiere in großer Mannigfaltigkeit vertreten sind. Außerhalb der australischen Region finden sich Beuteltiere nur noch in Südamerika und dem südlichen Teil Nordamerikas (Beutelratten und Schwimmbeutler); die Mehrzahl der australischen Beutler ist auf das australische Festland u. Tasmania beschränkt. Ganz auf Australien, Tasmania u. Neuguinea beschränkt sind die Kloakentiere, die niedersten uns bekannten Säugetiere, von denen das Schnabeltier Queensland südlich des 18.° südl. Br. Neusüdwales, Victoria, Südaustralien und Tasmania bewohnt, die Gattung Ameisenigel dagegen ganz Australien, Tasmania und den Südosten sowie Nordwesten Neuguineas.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 931934
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[931] Tiergeographie (hierzu die Tafeln „Verbreitung der Tiere V–VIII“, mit 12 Kärtchen). Beifolgende Tafeln, deren Erklärung hier folgt, bilden die Fortsetzung der im 17. Bande veröffentlichten tiergeographischen[WS 1] Karten zur Verbreitung der Säugetiere.

[Tafel V, Karte 1, Baumvögel 1.] Schreivögel, Nageschnäbler, Sitzfüßler, Raken, Nachtschwalben. Von den vier Familien der Schreivögel leben die Schmuckvögel in den Tropen Amerikas, zwei Arten jedoch gehören Madagaskar an; die Tyrannen finden sich in Amerika, von den arktischen Gebieten bis Patagonien; die Baumsteiger bewohnen Mittel- und Südamerika; die Wollrücken sind ebenfalls neotropisch, finden sich ferner in Australien (Leierschwänze), Neuseeland (Nadelschnäbel) und in der orientalischen sowie zum Teil äthiopischen Region (Sittas). Die Nageschnäbler bewohnen das tropische Amerika, die orientalische Region und Afrika. Von den Sitzfüßlern sind die Königsfischer Charaktervögel der Tropengebiete, eine Art (Eisvogel) bewohnt das gemäßigte Europa; den östlichen Tropen gehören an die Nashornvögel und größtenteils die Hopfe sowie Bienenfresser. Von den Raken sind die Sägeraken südamerikanisch, die Tagraken altweltlich, meist tropisch, ebenso die Nachtraken mit Ausnahme des merkwürdigen Guacharo, der Felsenhöhlen in Venezuela, Trinidad, Columbia und Peru bewohnt. Die Nachtschwalben sind fast kosmopolitisch, fehlen nur der arktischen und antarktischen Region sowie Neuseeland und den entferntern Pacific-Inseln.

[Tafel V, Karte 2, Baumvögel 2.] Singvögel 1. Diese Karte umfaßt die Sänger, Timalien, Meisen, Baumläufer, Zuckervögel, Blumensauger, Honigfresser, Kurzfußdrosseln, Lerchen und Waldsänger. Die Sänger sind kosmopolitisch, gehören jedoch überwiegend den gemäßigten Breiten Europas und Asiens an. Altweltlich sind von ihnen die Grasmücken (Grasmücke, Heckenbraunelle, Buschsänger, Goldhähnchen), kosmopolitisch die Erdsänger (Kramtsvogel, Singdrossel der Alten Welt, amerikanische Wanderdrossel, Steinschmätzer, Rotschwänze und Nachtigall Europas und Asiens). Ähnlich verbreitet sind die Timalien; den Tropen beider Erdhälften gehören an die Droßlinge, altweltlich sind die Grasschlüpfer, amerikanisch die Buschschlüpfer mit Ausnahme des europäisch-asiatischen Zaunkönigs, in Amerika und Australien leben die Schleimdrosseln. Die Meisen bevorzugen die gemäßigten Breiten, es gehören an die Buschmeisen Afrika, Australien, Neuseeland; die Beutelmeisen Europa, Afrika und Nordamerika; die Papageimeisen Indien und Südchina. Die artenarmen Baumläufer sind nahezu kosmopolitisch; von den Zuckervögeln sind neotropisch die Pitpits und Honigmeisen, altweltlich die Blütenpicker (orientalisch-australisch), die Panthervögel (australisch), die Finkenpitpits, Kleidervögel und Papageipitpits (sämtlich den Sandwichinseln eigen). Die Blumensauger bewohnen die Tropen der östlichen Halbkugel. Die Honigfresser gehören der australischen Region bis zu den Sandwichinseln an mit Ausnahme der abweichenden Gattungen der Brillenvögel (auch orientalisch-äthiopisch) und der Blattvögel (rein orientalisch). Die Kurzfußdrosseln mit der bekanntesten Gattung Bülbüs gehören der äthiopischen und orientalischen Region an. Von den Lerchen finden sich drei Arten in Amerika, eine in Australien, die übrigen zahlreichen in Europa, Asien und Afrika. Die Waldsänger sind kosmopolitisch, teilen sich jedoch in rein neuweltliche Unterfamilien (Ruderfinken, Tangaren und Waldsänger im eigentlichen Sinn) und solche, welche die östliche Halbkugel bevorzugen und allein hier vorkommen (Pieper und Bachstelzen).

[Tafel V, Karte 3, Baumvögel 3.] Singvögel 2. Umfaßt die Finken, Weber, Stärlinge, Stare, Kurzfußstare, Raben, Paradiesvögel, Würger, Stachelwürger, Fliegenfänger und Schwalben. Die Finken fehlen nur Australien völlig, bevorzugen die gemäßigten Regionen und gehen in die höchsten Polarregionen (Schneeammer), von den wichtigern Unterfamilien sind altweltlich die Sperlinge (in Amerika eingeführt), die typischen Finken u. typischen Gimpel, alt- und neuweltlich Zeisige, Kreuzschnäbel, Ammern, hauptsächlich afrikanisch die Girlitze mit dem Kanarienvogel, rein amerikanisch die Kernknacker mit den Kardinälen. Die Weber mit den Prachtfinken sind afrikanische Charaktervögel, doch auch Australien und den Tropen Asiens angehörend. Die Stärlinge und Stare vertreten einander gegenseitig; erstere sind ausschließlich neu-, letztere ausschließlich altweltlich, nur auf dem australischen Festland fehlend; ebenfalls altweltlich sind die Kurzfußstare, die in erster Linie der äthiopischen und orientalischen Region angehören. Die Familie der Raben ist kosmopolitisch, doch keine der Gattungen. Ins arktische Gebiet geht der Kolkrabe, altweltlich sind Nebelkrähe, Rabenkrähe, Dohle, Felsenrabe, Alpendohle (sämtlich in gemäßigten Breiten), Kittas, Schweifkrähen (orientalisch) und Stelzenkrähen (afrikanische Goldkrähe), neuweltlich die Blauraben, alt- und neuweltlich Elstern und Häher. Die Paradiesvögel gehören an: Neuguinea, Nord- und Nordostaustralien und den Molukken (echte Paradiesvögel und die Laubenvögel Neuguineas), ferner Neuseeland (Lappenvogel) und in Einer Art Madagaskar. Die Würger und Stachelbürzel sind Charaktervögel der östlichen Halbkugel; von erstern finden sich jedoch auch abweichende Gattungen in Amerika; das Gleiche gilt von den Fliegenfängern, die auf der östlichen Halbkugel vom hohen Norden bis Neuseeland und den Sandwichinseln gehen und nur in wenig Arten Amerika angehören. Die Schwalben sind ausgeprägt kosmopolitisch; sie überschreiten in Europa und Amerika den Polarkreis. Die Hausschwalbe findet sich in allen Kontinenten sowie auf den Molukken, Neuseeland, den Fidschi- und andern polynesischen Inseln.

[Tafel VI, Karte 1, Baumvögel 4.] Mausvögel, Kolibri, Segler, spechtähnliche Vögel, Glanzvögel, Kuckucksvögel. Die Mausvögel mit nur einer Gattung sind rein äthiopisch, mit Ausnahme Madagaskars. Die Familie der Kolibris gehört ausschließlich Amerika, besonders den Tropen Südamerikas, an, doch geht eine Art nördlich bis Labrador, eine andre südlich bis Kap Horn. Die Segler sind fast kosmopolitisch, am häufigsten jedoch in der neotropischen und orientalischen Region. Von den vier Familien der Spechtvögel finden sich die auch in den einzelnen Unterfamilien und Gattungen nur wenig lokalisierten echten Spechte in fast allen Regionen und Unterregionen, doch betreten sie die australische nur mit dem Vorkommen auf Celebes und Floris und fehlen ferner auf Madagaskar. Die Spähvögel finden sich teils im tropischen Asien und Afrika (Honigsauger), teils in der äthiopischen, paläarktischen und einem Teil der orientalischen Region (Wendehälse). Die dritte Familie der Spechtvögel, die Bartvögel, gehören an der äthiopischen Region mit Ausnahme Madagaskars, der orientalischen mit Ausnahme der Philippinen und der neotropischen von Costarica bis Ecuador und Cayenne; die Pfefferfresser sind ausschließlich tropisch-amerikanisch. Die

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VERBREITUNG DER TIERE V. VÖGEL I.
Baumvögel I (Coracornithes)
Baumvögel II (Singvögel I)
Baumvögel III (Coracornithes) (Singvögel II, Oscines)

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VERBREITUNG DER TIERE VI. VÖGEL II.
Baumvögel (Coracornithes)
Taubenvögel u. Papageien (Peliornithes et Psittacornithes)
Hühnervögel (Alectoridornithes)

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VERBREITUNG DER TIERE VII. VÖGEL III.
Laufvögel, Pinguine u. Sturmvögel (Cursores, Aptenodytiornithes et Procellariidae)
Fangvögel (Accipitres)
Stoßvögel, Wehrvög. u. Strauße (Pelargonithes, Palamedeorns. et Struthiorns.)

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VERBREITUNG DER TIERE VIII.
Kriechtiere (Reptilia)
Lurche, Amphibien
Tiergeographische Meeresregionen (Küstenfauna)

[932] Glanzvögel, in Glanzvögel im engern Sinn und Faulvögel zerfallend, gehören ebenfalls ausschließlich den Tropen Amerikas an, fehlen jedoch westlich der Andes. Von den Kuckucksvögeln sind die Pisangfresser mit den Turakos, Bananenfressern, Helmvögeln u. a. rein äthiopisch mit Ausnahme Madagaskars, die echten Kuckucke dagegen kosmopolitisch; doch gehören sie überwiegend der heißen Zone an und erscheinen nur sehr spärlich in kalten und gemäßigten Strichen als Sommergäste.

[Tafel VI, Karte 2, Papageien und Taubenvögel.] Von den Papageien sind auf Neuseeland beschränkt die Eulenpapageien. Fast sämtlich der australischen Region angehörend und nur in wenigen Ausnahmen in die orientalische übergehend, sind die Kakadu, Plattschweifsittiche, Zwergpapageien und Lori; letztere gehen von der australischen Region bis Hinter- und Vorderindien. Die Familie der Edelpapageien gehört der nordaustralischen, orientalischen und äthiopischen Region an, von den Salomoninseln bis zur Westküste Afrikas. Rein äthiopisch sind die Graupapageien. Im Gegensatz zu allen andern Papageien sind die Keilschwanzsittiche mit den Aras, Sittichen und Sperlingspapageien sowie die Stumpfschwanzpapageien mit sehr wenigen Ausnahmen neuweltlich, sie bewohnen besonders Süd- und Mittelamerika. Von den Taubenvögeln sind die Zahntauben, repräsentiert durch die einzige, dem Aussterben entgegengehende Art Didunculus, auf die Samoainseln beschränkt. Die Fruchttauben haben ihre Heimat im S. der Alten Welt und auf den Südsee-Inseln. Die Baumtauben verbreiten sich über fast alle Subregionen, fast kosmopolitisch ist die Hauptgattung Holztaube; altweltlich sind die Ringeltaube und Felsentaube. Die Turteltaube findet sich außer in der Alten Welt, wo sie weit verbreitet ist, auch noch in der nearktischen Region; daselbst ist auch die durch ihre Wanderungen bekannte Wandertaube heimisch. Die Heimat der Lauftauben ist Neuguinea, der Malaiische Archipel, die Philippinen und für eine kleine Anzahl auch Südamerika. Die Flughühner, die zu den Hühnern hinüberführen, sind ausgesprochene Wüstentiere der Alten Welt. Der außergewöhnlichen Wanderung des hierher gehörigen Steppenhuhns ist auf der Karte nicht Rechnung getragen.

[Tafel VI, Karte 3, Hühnervögel.] Die größte Unterordnung bilden die echten Hühner- oder Scharrvögel. Von ihnen sind die Wallnister beschränkt auf Australien, Neuguinea und einzelne Inseln des Malaiischen und Polynesischen Archipels; die Hokkohühner sind ausschließlich neotropisch, westlich der Andes fehlend. Die Fasanenvögel, die Pfauen und Fasanen umfassend, sind charakteristisch für das mittlere und östliche Asien und die Sundainseln, finden sich jedoch in den Truthühnern auch in Zentral- und Nordamerika und in den Perlhühnern in Afrika. Von der Familie der Perlhühner gehört die Unterfamilie Erdhühner (Rebhuhn, Bambahuhn, Steinhuhn, Klippenhuhn, Wachtel) der östlichen Halbkugel an, hauptsächlich Asien und Afrika, aber auch Europa und Australien bis Neuseeland; dagegen sind die Baumhühner (Virginische Wachtel, Haubenwachtel) ausschließlich amerikanisch. Die Familie der Rauhfußhühner hat ihre Heimat im N. der Alten und Neuen Welt; Auerhuhn und Birkhuhn gehören der Alten, Präriehuhn der Neuen Welt, Schneehuhn und Haselhuhn beiden Hemisphären an. Die zweite Unterordnung der Hühnervögel, die Steißhühner (Pampashuhn, Steißhuhn, Perlsteißhuhn), findet sich ausschließlich in den Pampas Südamerikas von Mexiko bis Patagonien. Als dritte Unterordnung betrachtet die heutige Systematik die Schnepfenstrauße oder Kiwi, die auf Neuseeland beschränkt sind.

[Tafel VII, Karte 1, Rallenvögel, Kranichvögel, Suchvögel, Pinguine, Sturmvögel.] Von den Rallenvögeln ist die Gruppe der rallenartigen Vögel mit den überall verbreiteten Teichhühnern, Wasserhühnern, echten Rallen und den neotropischen Binsenhühnern kosmopolitisch, die Laufhühner sind dagegen auf die östliche Halbkugel, die Stelzenrallen auf Madagaskar beschränkt. Die Familien der Ordnung Kranichvögel haben eine sehr verschiedene Verbreitung. Die Kraniche fehlen, von den polaren Regionen abgesehen, nur der neotropischen Region völlig. Die Schlangenstörche und Trompetenvögel sind dagegen beschränkt auf Südamerika bis Paraguay, die Sonnenrallen auf Guayana und Kolumbien, die Rallenkraniche auf Neukaledonien. Von den Suchvögeln gehören die Trappen den vier Kontinenten der östlichen Halbkugel an, die Regenpfeifer sind kosmopolitisch, die Dickfüße finden sich in Europa, Afrika, Südasien, Australien und dem nördlichen Südamerika; die Brachschwalben verbreiten sich in der östlichen Hemisphäre; die Reiherläufer bewohnen die Ostküste Afrikas, die Küsten Indiens und Arabiens; die Scheidenschnäbel sind auf die Falklandinseln und Kerguelen beschränkt; ebenfalls antarktisch, aber auch dem gemäßigten Süden Amerikas und den hohen Andes angehörig, sind die Sandläufer. Echt kosmopolitisch sind die Möwen, die die Meeresufer und Inseln aller Zonen bewohnen und sich auch auf Binnenseen finden. Die Schnepfenvögel kommen sämtlichen Erdteilen zu; kosmopolitisch sind von ihnen unter andern die Strandreiter, Wasserläufer, Sumpfschnepfen (Bekassine), auf die östliche Halbkugel beschränkt die Waldschnepfen. Die Familie der Blätterrallen findet sich in den Tropen aller Weltteile. Die letzte Familie der Suchvögel, die Flügeltaucher, hat ihre Heimat in den Nördlichen Eismeeren; auf der Karte ist die südliche Verbreitungsgrenze angegeben. Im Gegensatz hierzu ist die Ordnung der Pinguine auf die südlichen Teile der Weltmeere beschränkt. Die Sturmvögel haben ihre Heimat in den großen Weltmeeren und finden sich in allen Breiten von Pol zu Pol in verschiedenen Gattungen und Arten.

[Tafel VII, Karte 2, Fang- oder Raubvögel.] Falken, Neuweltgeier, Altweltgeier, Bart- oder Lämmergeier, Kranichgeier, Eulen. Die Falken, Geierfalken, Weihen, Habichte, Milane, Bussarde, Adler und echte Falken einschließend, sind in sämtlichen Regionen und Subregionen vertreten; eine völlig kosmopolitische Art unter ihnen ist der Fischadler. Die Familie der Neuweltgeier, zu denen der Kondor der Andes Südamerikas gehört, ist beschränkt auf Amerika vom 49.° nördl. Br. bis zu den Falklandinseln; die Altweltgeier bewohnen die östliche Hemisphäre und finden sich südlich des Polarkreises in Europa, Asien und Afrika mit Ausnahme Madagaskars, Ceylons und der Malaiischen Inseln. Die Lämmergeier, durch nur eine Art vertreten, bewohnen die Hochgebirge Europas, Asiens und in Afrika den Atlas sowie die Hochgebirge im O. und S. Die Kranichgeier, mit der einzigen Art Sekretär, finden sich in Afrika. Die Eulen gehen über die ganze Erde, von den äußersten Nordpolarregionen (Schneeeule) bis zu den entferntesten ozeanischen Inseln. Altweltlich sind unter andern Steinkauz, Wüstenkauz, Zwergeule; charakteristische Eulen der Neuen Welt die Höhleneulen.

[933] [Tafel VII, Karte 3, Stoßvogel, Wehrvögel, Kurzflügler.] Von den Stoßvögeln, von denen die Raubvögel auf eigner Karte behandelt sind, sind die Ruderfüßer kosmopolitisch; am weitesten verbreitet von diesen sind die Scharben, während Pelikane und Fregattvögel nur die wärmern Striche aller Erdteile bewohnen. Die zweite Gruppe, die der Schreitvögel, fehlt nur dem hohen Norden. Von ihnen sind Ibisse, Reiher, Störche in der Alten und Neuen Welt verbreitet (Störche fehlen nur Nordamerika). Schattenvögel und Schuhvögel sind durch nur je eine Art einzig in Afrika vertreten. Die Flamingos bewohnen die wärmern Breiten Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas. Von den ebenfalls zu den Stoßvögeln gehörigen Steißfüßern bewohnen die Seetaucher die nördlichen Meere, von da an die Küsten kommend, die Lappentaucher stehende Binnengewässer aller Erdteile in allen Breiten. Sehr weit verbreitet sind die Entenvögel und unter ihnen wiederum die echten Enten; vorwiegend altweltlich sind die Tauchenten, ausschließliche Meeresbewohner die Eiderenten, die Baumenten fehlen Europa. Auch die Gänse bewohnen alle Erdteile und alle Zonen. Die Feldgänse bewohnen zum Teil die Meeresküsten (Meeresgänse), zum Teil das Binnenland beider Erdhälften; die Sporengänse nur Afrika, die Höhlengänse die östliche Halbkugel bis Neuseeland, die Hühnergänse Australien. Die Schwäne gehören der Alten und der Neuen Welt an. Die Ordnung der Wehrvögel ist auf Südamerika beschränkt. Von der Ordnung der Kurzflügler gehört die Gattung Emu Australien zu; ebenfalls in Australien, ferner in Neuguinea, Ceram und Neubritannien finden sich die Kasuare; die Nandus (Rhea) bewohnen Südamerika vom 30.° südl. Br. bis zur Magelhaensstraße, und der afrikanische Strauß endlich findet sich in den Wüstendistrikten Afrikas und den sandigen Steppen des südwestlichen Asien.

[Tafel VIII, Karte 1, Reptilien.] Schildkröten, Krokodile, Eidechsen, Kammeidechsen, Schlangen. Die Schildkröten (Chelonia) bewohnen die heißen und gemäßigten Zonen beider Erdhälften, es sind europäisch die Sumpfschildkröte, die griechische Landschildkröte und kaspische Schildkröte; reich vertreten sind Schildkröten in der äthiopischen, der orientalischen Region und in Nord- und Südamerika. In Australien leben nur Lurchschildkröten. Die Seeschildkröten sind über die wärmern Teile aller Ozeane verbreitet. Die Ordnung der Krokodile (Crocodilia) gehört vorwiegend der heißen Zone an. Auf Amerika beschränkt ist die Gattung Kaiman (Alligator Cuv.), auf die orientalische Region die Gattung Gavial (Gavialis Cherr), während die Gattung Crocodilus Cuv. (Krokodil) sowohl der östlichen Halbkugel (Afrika, orientalische Region, Nordküste Australiens) als auch der westlichen (Amerika und Westindien) angehört. Die Ordnung der Eidechsen (Sauria) ist kosmopolitisch, meidet jedoch die kältern Zonen und geht nicht über den Polarkreis; sie ist am meisten verbreitet in der neotropischen Region; zum Teil vikarieren Familien in ihrer Verbreitung (altweltliche Agamen und neuweltliche Iguanen); die kosmopolitischen Geckos gehen selbst auf entlegene Inseln, andre sind in ihrem Vorkommen beschränkt, so die Teju-Eidechsen auf Amerika und viele Scinciden-Gattungen auf die australische Region. Ganz isoliert steht in der heutigen Lebewelt die Ordnung der Rhynchocephalen, welche nur durch die Kammeidechse (Hatteria) repräsentiert wird; sie findet sich einzig auf Neuseeland. Die Ordnung der Schlangen (Ophidia) hat eine ähnliche Verbreitung wie die der Eidechsen, fehlt jedoch Neuseeland und vielen Inseln. Auch hier vikarieren verwandte Formen, so die Riesenschlangen der Alten und Neuen Welt (Python und Boa). Von Giftschlangen sind nur altweltlich die Vipern, in beiden Hemisphären heimisch dagegen die Grubenottern. Sehr verbreitet sind die Nattern, zu denen die Ringelnatter gehört; die Meer- oder Seeschlangen finden sich im Südlichen oder Stillen Ozean.

[Tafel VIII, Karte 2, Amphibien.] Froschlurche, Molche, Fischlurche, Schleichenlurche. Von den Amphibien haben die weiteste Verbreitung die Froschlurche (Anura), Frösche, Kröten, Laubfrösche etc., sie sind auf unsrer Karte alle zusammengefaßt mit Ausscheidung der durch den Mangel der Zunge charakterisierten Aglossa; sie sind fast universell, doch haben nur die Familien der eigentlichen Frösche und der Polypedatidae die annähernd gleiche kosmopolitische Verbreitung der ganzen Gruppe; sie finden sich auf Madagaskar und den polynesischen Inseln, fehlen jedoch in Neuseeland. Die Mehrzahl gehört den wärmern Gegenden an. Die Unken sind neotropisch und paläarktisch. Die Laubfrösche gehören sämtlichen Subregionen der neotropischen und nearktischen Region an, außerdem der paläarktischen Region mit Ausnahme Japans, ferner der indochinesischen Subregion, der austromalaiischen Subregion und dem australischen Festland an. Fast universell sind die Kröten. Von der durch den Mangel der Zunge ausgezeichneten Unterordnung der Froschlurche (Aglossa) ist die eine Gattung, Dactylethra, auf Afrika, soweit es der äthiopischen Region angehört, beschränkt, die andre, die bekannte Pipa, findet sich in Guayana und Brasilien. Die zweite Ordnung der Amphibien, die Schwanzlurche (Urodela), teilt sich ebenfalls in zwei Unterordnungen: Molche und Fischmolche. Die Molche (Salamandrina) sind charakteristisch für die nördlichen gemäßigten Regionen, sie fehlen völlig der äthiopischen und australischen Region und finden sich in der orientalischen nur in der indochinesischen Subregion; auf der westlichen Halbkugel sind die Molche charakteristisch für Nordamerika, nur einige wenige Arten gehen längs der Andes in die neotropische Region ein Stück weit hinein. Die Fischlurche, die zweite Unterordnung der Schwanzlurche bildend, haben eine sehr versprengte Verbreitung. Japan und Nordwestchina ist eigen der Riesensalamander, in den Flüssen Pennsylvaniens und Virginias lebt die Gattung Menopoma Hart., in den südlichen Vereinigten Staaten von New Orleans bis Carolina die Gattung Amphiuma, im Schlamme der Sümpfe von Carolina die Gattung Siren L., endlich die Gattung Proteus Hm. in den unterirdischen Höhlengewässern Dalmatiens und Krains. Die letzte Ordnung der Amphibien, die Schleichenlurche umfassend, ist ebenfalls eigentümlich verbreitet; ihre Glieder finden sich vereinzelt in den drei großen tropischen Regionen. Die Gattung Blindwühle im weitern Sinn lebt in der neotropischen, äthiopischen und orientalischen Region, Ceylon gehört die interessante Gattung Fühlerwühle an, während die Lochwühle eigentümlich für Brasilien und Mexiko ist.

[Tafel VIII, Karte 3, tiergeographische Meeresregionen und marine Nutztiere.] Den auf der Karte eingetragenen Meeresregionen ist die Verbreitung der Küstentiere zu Grunde gelegt, die von andern Faktoren abhängig ist als die der frei schwimmenden Scharen (s. Meeresfauna, Bd. 17). 1) Nordpolarregion. [934] Umfaßt das nördliche Zirkumpolarmeer und die nördlichsten Teile des Atlantischen und Stillen Ozeans; das zu diesem Gebiet gerechnete Beringsmeer kann auch als selbständige Provinz aufgefaßt werden. 2) Nordatlantischer Ozean. Verdankt seine Abtrennung von der Nordpolarregion und seine Ausdehnung in hohe Breiten an der europäischen Küste dem Golfstrom, ist der Hauptplatz deutscher und amerikanischer Hochseefischerei. Auf der Karte ist zu diesem Gebiet auch das Mittelmeer gerechnet, welches auch als eigne Region betrachtet werden kann. 3) Atlantische Region. Umfaßt den übrigen Atlantischen Ozean bis zum 40.° südl. Br.; diese Region zerfällt in zwei Unterregionen, den Mittelatlantischen Ozean mit dem Karibischen Meer und den Südatlantischen Ozean. 4) Die Indo-Pacifikregion. Die größte aller Meeresregionen, die sich über drei Viertel aller Längengrade erstreckt. Zu ihr gehören der Indische und der größere Teil des Stillen Ozeans bis zum 40.° südl. Br.; die zahlreichen Inseln und Inselgruppen, die sich im Indischen Ozean finden und über den mittlern Teil des Stillen Ozeans hin bis 120° westl. L. vertreten sind, ermöglichen leicht durch ihre relative gegenseitige Nähe die Besiedelung mit einer gleichartigen Küstenfauna, deren Larven durch die Strömungen über das ganze Gebiet hin verschleppt werden. Der inselfreie Teil des Stillen Ozeans nördlich des Wendekreises des Krebses und östlich des 120. Längengrades bis in die Nähe der Westküste Amerikas kann eigentlich nicht zu diesem Gebiet gerechnet werden, da diese Teile keine Inseln enthalten, an deren Küsten sich eine Küstenfauna aufhalten könnte. 5) Japanische Region. Umfaßt nur das japanische Inselreich, ausgezeichnet durch eine von den Bewohnern der nahen Teile des Stillen Ozeans sich mannigfach unterscheidende Fauna; auf unsrer Karte ist zu diesem Gebiet auch das Ochotskische Meer gerechnet, welches auch als eigne Region betrachtet werden kann. 6) Australische Region. Umfaßt die Süd- und einen Teil der Südostküste Australiens mit den Inseln Tasmania und Neuseeland. 7) Westamerikanische Region. Nur eine schmale Küstenzone an der Westküste Amerikas in sich schließend, erstreckt sich diese Region von Vancouver Island im N. bis zur Insel Chiloe im S. und kann auch in drei Regionen, nord-, mittel- und südamerikanische Region, eingeteilt werden. 8) Südpolarregion. Umfaßt das Südliche Polarmeer und hat ihre Nordgrenze am 40.° südl. Br., umschließt somit auch die Südspitze Amerikas.

Auf der gleichen Karte sind auch noch die Namen einiger Fische und wirbelloser Seetiere eingetragen, die für den menschlichen Haushalt von besonderer Bedeutung sind. Die Eintragung der Namen soll kein vollständiges Bild von der Verbreitung geben, sondern dieselben finden sich stets da verzeichnet, wo das betreffende Nutztier hauptsächlich gewonnen wird. Der Nordatlantische Ozean ist, wie erwähnt, gegenwärtig der Hauptplatz der von Europa und Amerika betriebenen Hochseefischerei, deren Haupterträgnis die drei Familien der Heringe, Schellfische und Plattfische liefern. Von der Familie der Heringe wird der Hering selbst besonders an der englischen, norwegischen und deutschen Nordseeküste gefangen, die Sprotten ebenfalls, während Sardinen und Sardellen an der Westküste Frankreichs und Spaniens das Haupterträgnis der Fischerei liefern. Ein sehr großer Hering, der Silberkönig oder Tarpon, bildet an der Küste Floridas neuerer Zeit einen Gegenstand der Sportfischerei. Von den Schellfischen wird der Kabeljau hauptsächlich auf der Bank von Neufundland und in Norwegen gewonnen, der Schellfisch ist der Nordsee eigen. Von den Plattfischen sind eingetragen: Seezunge (an der Küste Englands) und Scholle (in der Ostsee). Von sonstigen marinen Nutzfischen sind nur noch hervorzuheben der Thunfisch, dessen Jagd besonders an den Küsten von Sardinien und Sizilien betrieben wird; die Makräne und die Muräne, beides Fische des Nordatlantischen Ozeans, und der Mugil an der Westküste Afrikas. Ferner sind einige Süßwasserfische eingetragen. Die Salmoniden gehören bekanntlich sowohl dem Meere als dem süßen Wasser an; als Süßwasserfische bewohnen sie die gemäßigten und kalten Gegenden der nördlichen Erdhälfte, fehlen demgemäß in Afrika, mit Ausnahme seines nördlichsten Teiles, in Südasien, in Australien und Südamerika; eine Hauptrolle spielen von dieser Familie die Edelfische, der Lachs (Rhein, Kanada und Westküste Amerikas), Forelle und Saibling. Die Hechte gehören ebenfalls der nördlichen Erdhälfte an. Dagegen finden sich die Welse (Siluridae) fast überall und fehlen nur in den nördlichern Gegenden beider Erdhälften und dem nördlichsten Teil Ostafrikas sowie Südwesteuropa. Ebenfalls weit verbreitet sind die Süßwasserbarsche; sie fehlen, von den nördlichern Teilen der Alten und Neuen Welt abgesehen, in Australien, dem Indischen Archipel und dem größern Teil Südamerikas; zu ihnen gehört auch der Zander (Norddeutschland und Donaugebiet). Karpfen finden sich in Nordamerika, Afrika, Europa und Asien, mit Ausnahme von deren nördlichsten Teilen. Außerdem sind von Fischen auf der Karte noch eingetragen: Sterlett (Rußland, Schwarzes und Kaspisches Meer), Stör (West- u. Nordeuropa, westliches Nordamerika), Aal (in Europa bis zum 71.° nördl. Br.), Maräne (russische Seen), Knochenhecht (Nordamerika), Flößelhecht (Afrika), Protapterus (Afrika), Lepidoserien (Amazonas), Ceratodus (Queensland), Zitteraal (Venezuela). Von den allgemein wichtigsten wirbellosen marinen Tieren findet sich die Auster besonders in der Nordsee, an der Westküste Afrikas (Baumauster), im Mittelmeer, in Vorderindien, an der West- und Ostküste Amerikas. Die Perlmuschel wird hauptsächlich gefischt im Persischen Meerbusen, bei Ceylon, an der Küste Japans, an den Küsten Westindiens, im Mexikanischen Meerbusen, bei der Karibeninsel Margarita und im Meerbusen von Kalifornien; die Flußperlmuschel findet sich in Gebirgsbächen und Flüssen Nordeuropas und Nordamerikas. Die unter dem Namen Trepang in den Handel kommenden Seewalzen stammen hauptsächlich von den Molukken, Philippinen, Neuguinea und den Südseeinseln. Die Edelkoralle wird besonders gewonnen an der Küste von Algerien und Tunis, an der sardinischen und sizilischen Küste und an den Balearen. Die Riffkorallen sind beschränkt auf einen Gürtel ungefähr zwischen dem 32.° nördl. Br. und 29.° südl. Br., innerhalb dessen die Wassertemperatur nicht unter 20° C. zu sinken pflegt. Der Badeschwamm wird gefischt im Mittelmeer, der Pferdeschwamm hauptsächlich auf den Antillen und an der afrikanischen Mittelmeerküste, während der schöne Gießkannenschwamm bei der Tiefe von 100 Faden an den Philippinen, der Glasschwamm an der Küste Japans in Tiefen von 300 bis 400 Faden lebt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: tiergeographyschen