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MKL1888:Tommasēo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Tommasēo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Tommasēo“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 748
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Tommasēo. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 748. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tommas%C4%93o (Version vom 15.04.2023)

[748] Tommasēo, Niccolò, ital. Schriftsteller, geb. 1802 zu Sebenico in Dalmatien, studierte zu Padua die Rechte, folgte aber seiner Neigung für die Litteratur, war seit 1827 in Florenz journalistisch thätig und ging 1833 nach Frankreich. Im folgenden Jahr veröffentlichte er seine Schrift „Dell’ educazione“ (1834), die binnen zwei Jahren drei Auflagen erlebte, ferner die politische Schrift „L’Italia“ (1835) und einen Roman: „Il duca d’Atene“ (1836). Von 1838 an lebte er in Venedig, wo ein Jahr vorher sein trefflicher „Kommentar zu Dante“ erschienen war, und wo er weiterhin seine „Nuovi scritti“ (1839–1840, 4 Bde.) und „Studj critici“ (1843, 2 Bde.) sowie seine große, mit Recht berühmte Sammlung „Canti popolari toscani, corsici, illirici, greci“ (1843, 2 Bde.) veröffentlichte. Auch ließ er eine Bearbeitung der auf die Geschichte Frankreichs im 16. Jahrh. bezüglichen Gesandtschaftsberichte (1838, 2 Bde.) erscheinen und gab die „Lettere di Pasquale de’ Paoli“ (1846) heraus. Seine streng katholische Gesinnung hinderte ihn nicht, sich 1848 zur liberalen und nationalen Partei zu bekennen. Infolge seines freimütigen Auftretens mit Manin verhaftet, aber vom Volke gewaltsam befreit und als Minister des Unterrichts mit Manin an die Spitze der provisorischen Regierung gestellt, verließ er die Stadt vor dem Einzug der Österreicher und begab sich nach Korfu, wo eine Krankheit seine Erblindung zur Folge hatte. 1852 veröffentlichte er zu Mailand seinen sehr interessanten psychologischen Roman „Fede e bellezza“, der mehrmals neu aufgelegt wurde. 1854–59 lebte er in Turin, von da an zu Florenz, wo er 1. Mai 1874 starb. Von seinen weitern Publikationen sind hervorzuheben: „Le lettere di Santa Caterina di Siena“ (1860, 4 Bde.); eine Sammlung seiner politischen Schriften: „Il secondo esiglio“ (1862, 3 Bde.); „Sulla pena di morte“ (1865) und „Nuovi studj su Dante“ (1865). Äußerst verdienstvoll ist sein „Dizionario di sinonimi della lingua italiana“ (7. Aufl. 1887, 2 Bde.), geschätzt auch sein „Leben Rosminis“ und sein „Dizionario estetico“ (neue Aufl. 1872). T. war einer der angesehensten Schriftsteller seiner Zeit, vielseitigen und lebhaft beweglichen Geistes und von großem Einfluß als Kritiker. Vgl. Bernardi, Vita e scritti di Niccolò T. (Turin 1874); K. Hillebrand in der „Allgemeinen Zeitung“ (Mai 1874).