MKL1888:Torf

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 15 (1889), Seite 758762
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Torf. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 758–762. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Torf (Version vom 23.06.2022)

[758] Torf, Aggregat pflanzlicher Substanzen in verschiedenem Grade der Zersetzung, mit erdigen Materialien gemischt. In den ersten Stadien der Bildung läßt der T. die Struktur der Pflanzen noch deutlich erkennen; bei tiefer greifender Zersetzung entsteht ein homogener, wenigstens bei Betrachtung mit unbewaffnetem Auge strukturloser Körper. Nicht selten sind in einem und demselben Torflager die untern Schichten, als die ältern und die dem größern Druck ausgesetzten, in der Zersetzung weiter vorgeschritten (reifer) als die obern (unreifen). Wo die Bodenbeschaffenheit die Ansammlung stagnierender, seichter Wasser gestattet, werden dieselben durch gesellig auftretende Pflanzen überwuchert, die dann ihrerseits wiederum die Wasser vor schneller Verdunstung schützen. So entsteht ein Mittelzustand zwischen Land und Wasser: die Moore (Lohden der Oberpfälzer, Ried in Schwaben und Thüringen, Moos in Bayern). Es setzt demnach die Torfmoorbildung zunächst beckenartige Einsenkungen des Bodens oder Kommunikationen mit benachbarten Flüssen und Seen sowie einen undurchlässigen Untergrund voraus. Dieser wird entweder von fettem, schlammigem Thon (dem Knick der Norddeutschen) oder von einem eigentümlichen Mergel (Wiesenmergel, Alm in Südbayern) gebildet. Auch auf spaltenfreien Gesteinen, die ein Versinken des Wassers nicht gestatten, und namentlich auf solchen, welche bei ihrer Verwitterung einen undurchlassenden Thon liefern, können Moore entstehen. Ferner müssen die klimatischen Bedingungen einer schnellen Verdunstung des Wassers entgegenarbeiten, wie in regen- und nebelreichen Gegenden, weshalb namentlich die gemäßigten Zonen die eigentliche Heimat [759] der Moore bilden, während sie sich in der heißen Zone auf hoch gelegene Plateaus und auf undurchdringliche Wälder beschränken. Außer durch die atmosphärischen Niederschläge, beziehen die Moore das Wasser aus Seen, Schnee- und Eisfeldern, aus Flüssen, welch letztere sie oft saumartig umziehen. Ferner können Landseen mit flachen Ufern der Vermoorung unterliegen. Von den Uferrändern aus zieht sich eine das Wasser überwuchernde Vegetation immer tiefer in den See hinein; schwimmende Vorposten werden abgerissen, bilden bewegliche Inseln, auf denen sich eine reiche Sumpfflora ansiedelt, bis die Masse zu schwer wird und zu Boden sinkt, um durch Wiederholung des Spiels eine immer mächtigere, das Wasser allmählich verdrängende Schicht zu bilden, die sich endlich mit der vom Ufer her fortschreitenden Moorbildung vereinigt. So besitzt der Federsee in Oberschwaben heute nur noch eine Wasseroberfläche von 256 Hektar, während er noch gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts 1100 Hektar groß war. Das Steinhuder Meer in Schaumburg-Lippe ist von 5400 auf 3600 Hektar reduziert. Auch der Kochelsee, der Chiemsee u. a. sind in einem solchen Vertorfungsprozeß begriffen. Die Pflanzen, die zur Vermoorung führen, sind solche, welche in großer Anzahl der Individuen vorkommen und stark wuchern, besonders aber verfilzte Wurzeln treiben: die Heiden (Calluna vulgaris und Erica tetralix), Riedgräser (Carex-Arten), Wollgräser (Eriophorum), Scirpus, Juncus, ganz besonders Nardus stricta, von Moosen Hypnum- und Sphagnum-Arten, endlich in hoch gelegenen Lokalitäten die Zwergkiefer (Pinus Pumilio). Je nach der hervorragenden Beteiligung einzelner der genannten Pflanzen an der Moorbildung unterscheidet man Wiesen- (Grünlands-) Moore und Heide- (Moos- oder Hoch-) Moore. In erstern dominieren die Carex- und Eriophorum-Arten; bisweilen tritt auch Hypnum in großer Menge auf, während Sphagnum fehlt. Ihr Hauptsitz sind die Ufer der Flüsse und Seen und zwar namentlich (den Bedürfnissen der aufbauenden Pflanzen entsprechend) derer mit kalkhaltigem Wasser. Sie umsäumen die Wasserbehälter, vom Trocknen aus zum Nassen hin immer weiter wachsend. Dieser Richtung des Wachsens entsprechend, besitzen sie eine flache, mitunter selbst nach dem Innern zu eingesenkte Oberfläche. Ihre Torflager sind gewöhnlich nur 1–2 m mächtig, selten bis 3 m, ganz selten 6 m und mehr. Hierher zählen viele norddeutsche Torflager, die Donau- und Isarmoore, die vertorfenden Seen etc. Die zweite Art der Moore bildet sich in Mulden und Becken, in denen sich etwas Wasser ansammelt, das zunächst Kolonien von Sphagnum entstehen läßt, auf denen sich dann besonders Erica und Calluna ansiedeln. Bei günstigen Wässerungsverhältnissen immer größere und größere Kreise schlagend, gibt sich hier die Richtung der Ausbreitung durch eine Wölbung zu erkennen, deren Gipfelpunkt im Innern bis zu 10 m höher liegen kann als der Rand, eine Eigenheit der Erscheinung, auf welche der Name Hochmoor hinweist. Die solchergestalt gebildeten und zusammengesetzten Moore, die sich in Norddeutschland, dann namentlich auch in den mittel- und süddeutschen Gebirgen finden, besitzen meist stärkere Torflager als die Wiesenmoore, und es werden aus der Emsgegend Mächtigkeiten bis zu 11 m, aus Südbayern solche von 7,5 m und darüber, aus dem Jura bis 12 m angegeben. Endlich kommen Moore von gemischtem Charakter vor, indem bald Inseln mit Wiesenmooren in Hochmooren, bald mit Hochmooren in Wiesenmooren auftreten. – In schon abgebauten Torflagern pflegt der T. nachzuwachsen, wenn mit der Entfernung der Torfmasse nicht zugleich auch die Ursachen zur Moorbildung hinweggenommen wurden. Nur wo (natürliche oder künstliche) Entwässerung und (natürliche oder künstliche) Änderung des wasserundurchlassenden Untergrundes in einen durchlassenden vorliegt, unterbleibt das Nachwachsen, wie denn die sogen. Fehnkolonien (s. d.) nur dort durchführbar sind, wo eine gründliche Entwässerung und eine sorgfältige Entfernung der torfbildenden Masse stattfinden. – Bei der Umwandlung der abgestorbenen Pflanzensubstanz in T. liefern zunächst die Proteinkörper, Dextrin und Stärke unter Einfluß von Sauerstoff Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff, Ammoniak und Humussäuren. Langsamer zersetzt sich die Holzfaser zu einer erst gelben (Ulmin), später braunen Masse (Humin), während der Gehalt der Pflanzen an Kieselsäure und unlöslichen Mineralsalzen unverändert in das Zersetzungsprodukt übergeht. Durch eigne Schwere und durch den Druck nachwachsender Generationen sinken die Massen zusammen, verdichten sich und unterliegen einer stetig fortschreitenden Umsetzung, als deren gasige Hauptprodukte sich Kohlensäure und Kohlenwasserstoffe bilden, während die Masse selbst schwärzer, homogener und reicher an Kohlenstoff wird. Die Gasexhalationen rufen mitunter in der zähflüssigen Masse Aufblähungen hervor, welche, wenn das Magma den Rand übersteigt, zu Moorausbrüchen führen können. Übrigens ist die große wasseraufsaugende Kraft des Torfs ebenfalls oft die Ursache solcher Aufblähungen und Ausbrüche. Das Produkt des Vertorfungsprozesses, der T., besitzt keine bestimmte chemische Zusammensetzung und ist auch in seinen physikalischen Eigenschaften je nach dem Grad, bis zu welchem die Umsetzung sich bereits vollzogen hat, bedeutend verschieden. So ist der T. bald schlammartig, bald dicht, hellgelb, dunkelbraun oder pechschwarz. Oberflächlich getrocknet, kann er 50–90 Proz. Wasser aufnehmen und gibt dasselbe in trockner Luft nur sehr allmählich ab, verliert aber diese Eigenschaft, sobald er vollkommen ausgetrocknet ist. Bei Abschluß der Luft erhitzt, gibt der T. Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe, Ammoniak, Teer und Wasser; beim Verbrennen liefert er eine Asche, die arm an Alkalien ist, thonigen Sand, Magnesium- und Calciumsulfat sowie Eisenoxyd neben wenig Phosphorsäure und Chlor enthält. Für die quantitative Zusammensetzung ergeben sich folgende ungefähre Grenzwerte: Kohlenstoff 40–60 Proz., Wasserstoff 4–6,5, Sauerstoff 25–35, Stickstoff 1–6, Asche 1–15 Proz. Benennungen einzelner Varietäten des Torfs sind, solange sich die komponierenden Pflanzen erkennen lassen, diesen entnommen, so: Konferventorf (wesentlich aus Konferven gebildet), Moostorf (Sphagnum), Wiesentorf (Ried- und Wollgräser, Binsen), Heidetorf (Erica tetralix), Holztorf (Wurzel- und Stammteile von Weiden, Erlen etc.). Auch die Aufhäufung von Tangen soll zur Bildung von T. (Meertorf) führen; doch ist für mehrere sogen. Meertorfe die Zusammensetzung aus Süßwasserpflanzen nachgewiesen und ihr heutiges Vorkommen am Meeresgrund oder am Ufer in einem tiefern Niveau als die Meeresoberfläche als Folge von Senkungserscheinungen erkannt worden. Andre Benennungen bezeichnen den Zustand, in welchem sich die in Zersetzung begriffenen Substanzen befinden. So läßt der Rasentorf, gewöhnlich die oberste Decke der Moore bildend, die Reste noch deutlich ernennen, die nur eine gelbe bis braune Farbe [760] angenommen haben. Ihn unterteufend und die untersten Lagen einnehmend, tritt häufig Pechtorf auf, schwärzlichbraun bis dunkelschwarz, strukturlos, auf der Schnittfläche wachsglänzend. Die ungefähre Mitte zwischen beiden, zugleich aber auch stark mit Erdteilen gemengt, hält die Torferde. Der Fasertorf ist eine dem Pechtorf ähnliche Masse, von Pflanzenteilen, die einen geringen Grad der Zersetzung zeigen, durchzogen. Im Papiertorf ist unvollkommen zersetzte Pflanzenmasse in dünne, leicht voneinander abzuhebende Lagen geteilt. Der Bagger- oder Schlammtorf endlich stellt frisch einen Brei dar, welcher mit Netzen gebaggert oder geschöpft wird, getrocknet aber fest und kompakt ist. Als gelegentliche Bestandteile finden sich im T., außer Fragmenten noch nicht vollkommen zersetzter Vegetabilien, menschliche und tierische Reste. Erstere befinden sich meist in einem sehr vollkommnen Erhaltungszustand. Besonders hervorzuheben sind außer den vertorften Pfahlbauten Knochen vom Riesenhirsch, vom Bos primigenius und Elephas primigenius, weil dieselben für ein sehr hohes, bis in die Diluvialperiode zurückreichendes Alter der betreffenden Moore zeugen, während die meisten Torfbildungen jüngern Datums sind und dem Alluvium angehören. Unter den mineralischen Einschlüssen sind Eisenkies und Strahlkies sowie als seltenere Kupferkies, Zinkblende und sonstige Reduktionsprodukte aus Sulfaten zu nennen. Die erstgenannten geben durch gelegentliche Oxydation die Veranlassung zur Bildung von Gips, Bittersalz, Alaun, Glaubersalz und besonders Eisenvitriol, welcher bisweilen in solchen Mengen dem T. beigemengt ist, daß er aus demselben gewonnen wird (Vitrioltorf). Ferner ist Blaueisenerde ziemlich häufig, seltener Kochsalz, letzteres nur in tief gelegenen, dem Meer benachbarten Mooren. Die Verbreitung der Torfmoore ist zunächst in Deutschland eine sehr bedeutende. Altpreußen besitzt 260 QM. Moorland, die drei 1866 erworbenen Provinzen 132, Mecklenburg 10, Oldenburg 20, Bayern 12, die Reichslande und das übrige Süddeutschland etwa 25 QM., so daß gegen 4,6 Proz. der gesamten Oberfläche Deutschlands vom Moor bedeckt sind. Besonders tragen dazu bei das norddeutsche Tiefland, die Hochplateaus Bayerns und Oberschwabens und die Rücken der Gebirge Süd- und Mitteldeutschlands (Schwarzwald, rheinische Gebirge, Rhön, Harz, Thüringer Wald, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Riesengebirge). Auch in der nördlichen Schweiz, am Südabhang der Alpen, in den Tiroler, Salzburger und Kärntner Alpen bis nahe zur Schneegrenze kommen Moore vor; 10 Proz. des irischen Landes sind von ihnen bedeckt. Ebenso zahlreich sind sie in Schottland, Skandinavien, Rußland. Asien ist arm an T.; aus Afrika ist keine echte Torfbildung bekannt. Dagegen sind die Moore in Nordamerika stark verbreitet, und auch in Südamerika werden viele aus den Anden beschrieben.

Gewinnung des Torfs.
(Hierzu Tafel „Torfbereitung“.)

Die Gewinnungsweise des Torfs richtet sich nach der physikalischen Beschaffenheit desselben. Der Stechtorf wird mittels Handspaten oder besonderer Maschinen in Stücke von regelmäßiger Ziegelform gestochen, an der Luft getrocknet und als Loden von 314–525 mm Länge, 52–78 mm Dicke und 105–157 mm Breite in den Handel gebracht. Das Abstechen des Torfs geschieht entweder horizontal oder vertikal. Beim horizontalen Torfstich arbeitet man in der Weise, daß ein Brett neben den Rand der Torfgrube gelegt wird, welches vom Rand so weit absteht, als die Lange der Loden beträgt; hierauf werden mit einem scharfen herzförmigen Spaten der Länge und Breite nach vor dem Brette die Loden abgestochen; nach entsprechendem Weiterrücken des Bretts wird dann das eben beschriebene Verfahren wiederholt. Ein zweiter, niedriger stehender Arbeiter hebt die Torfstücke in 78–105 mm Dicke ab, legt sie in einen bereit

Fig. 1. Spaten zum Torfstechen.

stehenden Schubkarren und fährt sie nach den Trockenplätzen. Beim vertikalen Torfstich sticht der Arbeiter am Rande der Grube mit einem scharfen, mit zwei rechtwinkeligen Seitenkanten versehenen Spaten (s. Textfig. 1) im Torfboden auf die Länge eines Ziegels nieder, schneidet dann mittels eines Stecheisens das Torfstück an der untern Seite ab und bringt es später mittels des Schubkarrens zum Trockenplatz. Bei dieser Handarbeit müssen die Moore vorher genügend entwässert werden; geschieht letzteres nicht, und muß der T. unter Wasser gestochen werden, so benutzt man besondere Stechmaschinen. Der auf vorstehend beschriebene Art gewonnene T. enthält oft noch 80–90 Proz. Wasser und wird in Haufen, auf Hiefeln oder auf Stellagen getrocknet, wobei der T. mindestens zwei Monate im Freien bleibt und bei andauerndem Regenwetter sehr große Verluste erleidet. Bei dem Trocknen auf Hiefeln werden die Torfloden, nachdem sie einige Tage auf dem Boden gelegen haben, auf kleine, zugespitzte Holzstäbe aufgesteckt, welch letztere an etwa 2 m hohen Pfählen angebracht sind. Beim Trocknen auf Stellagen werden die Loden auf einem mit Dach versehenen Lattengerüst ausgebreitet und getrocknet. Dies letztere Verfahren wird bei weniger konsistentem T. angewendet. Erdiger, schlammiger T., welcher wegen mangelnden Zusammenhangs kein Stechen zuläßt, wird gewöhnlich durch Schöpfen mit eisernen Eimern, deren Ränder geschärft sind, und deren Böden aus einem Stück groben Zeugs bestehen, gewonnen (Baggertorf). Die Masse wird auf den geebneten Erdboden gegossen, wo sich noch Wasser abscheidet, und dann in breiförmigem Zustand in einen flachen Raum, der durch aufrecht stehende Bretter abgegrenzt ist, gebracht. Wenn der T. hier eine genügende Konsistenz erreicht hat, wird er in Formen gebracht, resp. zerschnitten. Das Austrocknen wird wohl hierbei noch dadurch befördert, daß man die Masse durch Schlagen mit Knütteln oder Dreschflegeln bearbeitet, oder daß Arbeiter mit Brettern, welche sie sich an die Füße geschnallt haben, darauf herumtreten. Modell- oder Streichtorf und Backtorf werden gewonnen, indem man die Torfmasse in unregelmäßigen Stücken aus der Torfgrube nimmt, durch Schlagen mit Hölzern oder Treten mit den Füßen oder mit Zusatz von Wasser durcheinander mengt und dann in entsprechende Formen bringt. Besser als dieser Handtorf mit seinem geringen spezifischen Gewicht, wodurch große Feuerungsanlagen bedingt werden, und seiner Neigung, beim Transport zu zerbröckeln, ist der Maschinentorf, dessen Substanz auf irgend eine Weise verdichtet wird. Man preßt die Torfmasse entweder, nachdem sie zerkleinert und in Öfen getrocknet ist (Trockenpreßmethode, System Exter-Gwynne), oder, sobald die Masse aus

[Ξ]

Torfgewinnung.
Fig. 1. Torfmaschine für Pferdebetrieb von Schlickeysen; Fig. 2 u. 3 die beiden obern Messer derselben.
Fig. 4. Torfmaschine für Dampfbetrieb von Schlickeysen. Längendurchschnitt.
Fig. 5. Torfmaschine für Dampfbetrieb von Schlickeysen. Querschnitt.
Fig. 6. Torfmaschine von Clayton, Son and Howlett.
Fig. 7. Zweiwellige Torfmaschine von Grotjahn und Picau.
Fig. 8 u. 9. Wander-Torf-Aufbereitungsmaschine von Cohen und Moritz. Seiten- und Stirnansicht.

[761] dem Moor kommt, in geeignete Formen (Naßpreßmethode, System Koch und Mannhardt) und erhält auf diese Weise den Preßtorf. Bei Gewinnung von Schlämmtorf nach dem System Challeton wird die rohe Torfmasse zwischen Messerwalzen zerkleinert, mittels eines Bürstenapparats und unter Zufluß von Wasser durch ein Sieb getrieben und in andern Apparaten noch weiter zerkleinert. Der Schlamm gelangt dann in Gefäße, in denen sich die schweren mineralischen Beimengungen absetzen, und hierauf in Bassins, durch welche das Wasser absickern kann. Wenn die Torfmasse dann genügend kompakt geworden ist, wird dieselbe in Ziegel geformt. Siebtorf nach System Versmann wird gewonnen, indem man die rohe Torfmasse in einen Trichter von Blech bringt, welcher am Umfang mit kleinen Löchern versehen ist. In dem Trichter bewegt sich ein eiserner Konus, welcher um seine Peripherie herum ein schneckenartig gewundenes Messer trägt. Dieses Messer schneidet den T. fein und drückt ihn in feinen Strähnen durch die seitlichen Löcher des Trichters, während die gröbern Teile die untere Trichteröffnung passieren. Unter Maschinentorf im engern Sinn (kondensierter oder verdichteter T.) begreift man alle diejenigen Torfsorten, bei denen die Torffasern durch maschinelle Vorrichtungen zerrissen und wieder miteinander vermengt werden, so daß ein möglichst homogenes Produkt entsteht, und wobei das Verdichten des Torfbreies ohne Anwendung von Torfpressen vor sich geht. Man unterscheidet hierbei noch, ob die Herstellung des Torfs mit oder ohne Wasserzufluß erfolgt. Das Formen des Torfs geschieht von Hand, oder es werden durch die Maschine prismatische Stränge gebildet, welche nach den üblichen Dimensionen zerschnitten werden. Eine besondere Art des Maschinentorfs ist der Kugeltorf, bei welchem der durch die Maschine hergestellte Torfbrei in besondern Vorrichtungen zu faustgroßen Kugeln geformt wird. Die Herstellung von kondensiertem oder verdichtetem Maschinentorf ist wohl als die bisher rationellste und jetzt am meisten verbreitete Methode zu bezeichnen. Nach einer andern Methode der Torfzubereitung wird der T. auf einer Zentrifugalmaschine entwässert, in Brei verwandelt, getrocknet, gemahlen und in heißen Pressen komprimiert. Im bayrischen Kolbermoor und Haspelmoor wird die zu bearbeitende Parzelle von der Vegetation befreit, geebnet, gepflügt und geeggt und der abgelöste T. lufttrocken gemacht. Dann sammelt man ihn mit einem Schneepflug, bringt ihn in eine Zerkleinerungsmaschine, aus dieser in den Trockenofen und mit einer Temperatur von 50–60° in die Presse, welche ihn in dunkelbraune, glänzende Ziegel verwandelt. Fig. 1 der Tafel zeigt eine Torfmaschine für Pferdebetrieb von Schlickeysen. Die an der stehenden Welle W befestigten Schneckenflügel S, S sind schraubenförmig gestaltet und umfassen nicht den ganzen Kreisumfang, wie sich aus Fig. 2 und 3, welche die beiden obern Messer, resp. Flügel darstellen, ergibt. Das obere Messer ist mit einem Schaber B versehen, welcher die am innern Umfang des Bottichs hängen gebliebenen Torffasern abschabt und den Messern zuführt. Damit sich die Torfmasse nicht festsetzt, sind mehrere Eisenstäbe E, E quer durch den Bottich hindurchgezogen. Der den untern Teil des Bottichs abschließende Boden O ist mit der Welle W fest verbunden. Wenn nun die Torfmasse oben in den Bottich eingeschüttet wird, so muß bei entsprechender Drehung der Welle W die Masse zerrissen, durcheinander gemengt, durch das untere Messer der Ausgangsöffnung, vor welcher sich die Form F befindet, zugedrängt werden und aus dem Mundstück in einem fortlaufenden Strang austreten. Um das unbequeme Aufgeben des rohen Torfmaterials in die hohen Bottiche zu vermeiden, konstruierte man Torfmaschinen mit liegender Schneckenwelle, wobei aber das Eigengewicht des Torfs beim Nachschieben der Torfmasse nicht mehr behilflich ist. Fig. 4 und 5 zeigen eine solche Maschine für Dampfbetrieb von Schlickeysen. Die Konstruktion der Messer ist aus der Zeichnung ersichtlich. Zu erwähnen ist die unterhalb des Trichters T liegende Speisewalze W, welche durch Zahnräder im entgegengesetzten Sinn mit der Messerwelle S bewegt wird, so daß hierdurch Messer und Speisewalze das Material aus dem Trichter nach unten ziehen. Derartige Maschinen liefern bei geeignetem Rohmaterial in 10 Arbeitsstunden 10–15,000 Loden. Die in Fig. 6 dargestellte Maschine ist von Henry Clayton Son and Howlett in London, Atlas Works. Bei dieser wird die Torfmasse in den vertikal stehenden Trichter T gegeben und durch Bewegung der Flügel an der im Trichter befindlichen vertikalen Welle nach unten gedrückt, wo sie in den horizontal liegenden Cylinder eintritt. Aus letzterm wird die Masse durch die Formen gepreßt und tritt daselbst in mehreren glatten Strängen aus. Diese Stränge werden dann von Brettern aufgenommen und durch das mit sechs eingespannten Drähten versehene Schneidegatter G in Stücke zerschnitten. Die Torfmasse wird durch eine besondere Aufzugsvorrichtung vermittelst der Trommel K nach oben geschafft. Diese Maschine hat etwa 5–6 Pferdekräfte für ihre Bewegung nötig und liefert pro Tag 60–100,000 Loden frischen T. Da der T. häufig mit wenig oder gar nicht vermoderten Pflanzenteilen durchsetzt ist, welche sich an die Messer ansetzen und dadurch Verstopfungen und Betriebsstörungen herbeiführen, konstruierte man Torfmaschinen mit zwei nebeneinander liegenden Wellen, deren Schraubenflächen aneinander vorbeigleiten und sich gegenseitig reinigen. In Fig. 7 ist eine derartige Maschine von Grotjahn und Picau dargestellt. Die bis jetzt beschriebenen Maschinen zur Herstellung von Maschinentorf stellen den T. ohne besondere vorherige Beimengung von Wasser her. Von Cohen und Moritz ist eine Wandertorfaufbereitungsmaschine (Fig. 8 und 9) konstruiert, bei welcher der T. durch Zusatz von Wasser zu einer breiartigen Masse verarbeitet wird. Dieselbe enthält mehrere nebeneinander liegende horizontale Cylinder, in welchen sich je eine Schneckenwelle bewegt. Diese Schneckenwellen werden durch Zahnräder vermittelst der Riemenscheibe K durch eine Lokomobile getrieben. In dem zur Aufnahme des Rohmaterials dienenden Trichter T befindet sich ein Rührwerk, durch welches die Torfmasse mit dem zugepumpten Wasser gemischt wird. Diese Maschinen sind mit Rädern versehen und auf Schienen so aufgestellt, daß ihre Fortbewegung zu gewissen Zeiten auf den Schienen neben dem Arbeitskanal her erfolgen kann. Bei geringer Tiefe der Torfgrube wird der ausgestochene T. direkt in den Trichter geworfen, dagegen wird bei tiefer liegenden Torflagern die Torfmasse durch einen Elevator E nach dem Trichter geführt. Der auf diese Weise gewonnene Torfbrei wird dann durch Karren dem Trockenterrain zugeführt. Bei der Kugeltorffabrikation wird der T. zu einer breiartigen Masse verarbeitet und dann durch eine Hebevorrichtung nach der Formmaschine gehoben. Diese Form besteht aus einer oder mehreren Trommeln von Holz oder Metallblech (s. Textfig. 2), welche um Achsen rotieren und an der innern Seite mit Schraubengängen versehen [762] sind. In eine solche Trommel wird nun mittels einer im Trichter T rotierenden Schraube der Torfbrei geschoben. Jeder auf diese Weise während einer Umdrehung vorgeschobene Teil wird bei der Drehung in den Schraubengängen zu einer Kugel geformt, verläßt am Ende der Trommel dieselbe und rollt auf einer schiefen Ebene nach dem Trockenraum.

Fig. 2. Formmaschine für Kugeltorf.

Der fertige T. enthält im lufttrocknen Zustand oft noch bis 30 Proz. Wasser, das bei der Verbrennung verdampft werden muß und den Heizeffekt des Torfs herabzieht. Um letztern zu erhöhen, wird der T. in verschieden konstruierten Darröfen getrocknet. Nach Karsten sind bei Siedeprozessen 2½ Gewichtsteile T. = 1 Gewichtsteil Steinkohle. Nach Vogel ist die Verdampfungskraft von lufttrocknem Fasertorf mit 10 Proz. Wasser 5,5 kg, von Maschinentorf mit 12–15 Proz. Wasser 5–5,5 kg und von Preßtorf mit 10–15 Proz. Wasser 5,8–6,0 kg. Um den T. besser verwerten zu können, verkohlt man ihn und zwar namentlich, seitdem er durch die neuen Gewinnungsmethoden in eine homogenere, dichtere Masse verwandelt werden kann. Die Verkohlung in Meilern oder Haufen geschieht in ganz ähnlicher Weise wie bei Holz, man hat aber auch besondere Verkohlungsöfen konstruiert. Der T. findet in seiner durch die neuen Gewinnungs- und Bearbeitungsmethoden wesentlich verbesserten Gestalt auch ausgedehnte technische Verwendung. Die Torfkohle kommt in ihrem spezifischen Wärmeeffekt der Holzkohle sehr nahe, doch steht sie in ihrer Brauchbarkeit hinter derselben zurück. Sie gibt wegen ihrer geringen Dichtigkeit und des großen Aschengehalts kein intensives Feuer, ist leichter zerdrückbar und daher in Schachtöfen nicht gut verwendbar, während sie in Herd-, Pfannen- und Kesselfeuerungen mit vielem Erfolg benutzt werden kann. Aus verdichtetem T. dargestellte Kohle dürfte für Hüttenwerke sehr wichtig werden, wenn es gelingt, sie billig genug herzustellen. Torfgasfeuerungen sind in verschiedenen Industriezweigen für Puddel- und Schweißöfen, für Glashüttenbetrieb, zum Brennen von Thonwaren, Ziegeln etc. angewendet worden. Ferner unterwirft man T. der trocknen Destillation, um Leuchtgas, Paraffin, Photogen etc. zu gewinnen. Auch hat man versucht, den im T. enthaltenen Stickstoff (bis 3,8 Proz.) in die Form von Ammoniak überzuführen. Weitere Anwendung findet der T. bei der Papierfabrikation und zwar versuchsweise als Surrogat zur Pappenfabrikation, ferner als Dungmittel, als Streumaterial in Viehställen etc. Vgl. Torfstreu. Vgl. Wiegmann, Über die Entstehung, Bildung und das Wesen des Torfs (Braunschw. 1837); Grisebach, Über die Bildung des Torfs in den Emsmooren (Götting. 1846); Senft, Die Humus-, Marsch-, Torf- und Limonitbildungen (Leipz. 1862); Sendtner, Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns (Münch. 1854); Vogel, Der T., seine Natur und Bedeutung (Braunschw. 1859); Derselbe, Praktische Anleitung zur Wertbestimmung von Torfgründen etc. (Münch. 1861); Dullo, Torfverwertung in Europa (Berl. 1861); Schenck, Rationelle Torfverwertung (Braunschw. 1862); Schlickeysen, Mitteilungen über die Fabrikation von Preßtorf (Berl. 1864); Wentz, Lintner und Eichhorn, Der Kugeltorf (Freising 1867); Breitenlohner, Maschinenbacktorf (Lobositz 1873); Hausding, Industrielle Torfgewinnung und Torfverwertung (Berl. 1876); Derselbe, Die Torfwirtschaft Süddeutschlands und Österreichs (das. 1878); Birnbaum, Die Torfindustrie etc. (Braunschw. 1880); Stiemer, Der T. (Halle 1883).